Ladies & Gentlemen:Nostalgie-Mode für Außerirdische

Ladies & Gentlemen: Kurzarmhemd mit Aztekenprint von Levi's

Kurzarmhemd mit Aztekenprint von Levi's

Zum Start der dritten Staffel der Mystik-Kultserie "Stranger Things" liefern Firmen die passende Bekleidung. Doch wollen Fans wirklich so aussehen?

Von Max Scharnigg und Julia Werner

"Stranger Things" für sie: Levi's

Am 4. Juli läuft die dritte Staffel von "Stranger Things" auf Netflix an. Bei wem es nicht klickt: Das ist eine Mystik-Kultserie, in der es um Monster und Telekinese und Teenager geht. Geschaut wird sie aber aus nostalgischen Gründen, denn sie spielt in den Achtzigerjahren und erinnert stark an das Setting des Kultfilms "E.T". Man telefoniert als älterer Zuschauer also nach Hause, in die guten Zeiten, in denen Außerirdische noch die größte Bedrohung waren.

Popkulturell wertvolle T-Shirts mit dem Leuchtschrift-Logo der Serie gab es auf den Laufstegen bereits nach der ersten Staffel. Jetzt geht die Mode einen Schritt weiter: das Jeans-Label Levi's hat mit den Kostümbildnern der Serie gleich einen ganzen Look für Eleven, das Mädchen mit den telekinetischen Fähigkeiten, entworfen.

Der Levi's-Look ist ein Kurzarmhemd mit Aztekenprint zu hoch in der Taille sitzender Hose, inspiriert von 1985. Eigentlich ganz süß und naja, Product Placement gab es schließlich schon immer. Gegen Nostalgie-Mode ist auch nichts einzuwenden, es hat stets Serien gegeben, von denen sich Frauen stiltechnisch inspirieren ließen, zum Beispiel "Mad Men".

Plötzlich wollten alle mit Spitzbusen und Taillenröcken Fifties-Hausfrau spielen - allerdings geschah das damals noch mit Hirneigenleistung, denn die Stücke musste man sich selber zusammensuchen. Dass eine Frau jetzt also einfach in ein fix und fertiges Filmkostüm schlüpfen soll, ist eine Unverschämtheit: sie hat dann nämlich wirklich gar nichts Mystisches mehr. Von Julia Werner

"Stranger Things" für ihn: H&M

Ladies & Gentlemen: Die "Stranger Things"-Vision des Modekonzerns H&M

Die "Stranger Things"-Vision des Modekonzerns H&M

Das Unheimlichste an der Serie "Stranger Things" ist eigentlich ihr immenser Erfolg. Worin genau liegt er noch mal begründet? Das Prinzip, wonach nur unschuldige Kindelein das Böse sehen und niederringen können, ist schließlich schon hundertmal erzählt worden.

Betörend ist aber wohl die Mischung aus 80er-Jahre-Filter und US-Kleinstadt, in der das ganze Märchen angesiedelt ist. Diese trauliche Kulisse stellt heute offenbar eine weltweit verständliche Jugendverklärung dar. In der sehnsuchtsvollen Retro-Provinz funktioniert das kleine Glück noch analog und handelt davon, mit dem Fahrrad zur Schule zu cruisen, die erste Liebe zu vergeigen und Kumpels zu haben.

Monster gibt es hinter dem Eisernen Vorhang oder eben, wie in der Serie, hinter der Tapete. Sie scheitern aber letztlich am blütenreinen, amerikanischen Teamspirit der Kids. Botschaft: Gestern war die Welt noch so schön einfach.

Ziemlich heutig ist aber der Ansatz, das Ganze fashionmäßig auszuzuzeln und auf Nostalgie als modisches Allheilmittel zu setzen. In der "Stranger Things"-Vision des Modekonzerns H&M wird jedenfalls der Swimming Pool der Filmstadt Hawkins zum Tummelplatz für Retorten-Retros wie den oben gezeigten: Ein schwitziger Dude mit Minipli-Matte, Schnauzer und fiesen, roten Shorts. Es ist nicht ganz auszuschließen, dass es solche Typen in den 80er-Jahren wirklich gegeben hat. Aber schon damals wollte man mit ihnen hundertpro nichts zu tun haben. Von Max Scharnigg

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