Stilkritik zur Kollektion von Kanye West:Weißes Shirt vom Goldesel

Kanye West T-Shirt

Ein Shirt für jede Gelegenheit: Kanye West in weiß mit Kim Kardashian.

(Foto: dpa)

Kanye West hat ein unscheinbares T-Shirt designt, das so viel kostet, als könnte man damit eine Nacht mit dem Rapper himself gewinnen. So sehr sich manche darüber aufregen - das Baumwollteil ist bereits ausverkauft. Und das hat seine Gründe.

Es ist nicht mit Swarowski-Kristallen besetzt, leuchtet nicht im Dunkeln - nein, das weiße T-Shirt, das Rapper Kanye West im Rahmen einer gemeinsamen Modelinie mit dem französischen Label A.P.C. entworfen hat, hat noch nicht mal einen Aufdruck. Oder Aufnäher. Oder überhaupt irgendetwas.

Dass Menschen dennoch 120 Dollar dafür ausgeben, mag auf den ersten Blick verwundern. Zumal auf dem Shirt nicht einmal ein Logo zu sehen ist, das die Welt dezent darauf hinweisen würde, dass der Träger eine Menge Moneten für die unscheinbare Baumwollklamotte auf die virtuelle Ladentheke des Onlineshops geblättert hat. So wie es bei anderen Nobelmarken der Fall ist, die ihren Kunden Krokodile, Vögel und Golfspieler auf die Brust setzen.

Auch nach langem Suchen wird der Käufer auf der T-Shirt-Außenseite nichts finden. Nur innen am Kragen ist der Name der Modekollektion, A.P.C. Kanye, zu lesen. Die einzige Möglichkeit, sich der Öffentlichkeit als mit Geld um sich schmeißender Kanye-Fan zu präsentieren, wäre also, das Stück verkehrt herum zu tragen. Möglicherweise bald ein neuer Modetrend - aber darum geht es nicht.

Es geht vielmehr darum, dass manchen Menschen nachgesagt wird, alles was sie anfassten, würde zu Gold. Egal was Kanye West macht - seit seinem internationalen Durchbruch feiert er einen Erfolg nach dem anderen. Ob in der Musik, in Sachen Familiengründung, in der Mode, der Mann hat's eben einfach drauf, könnte man denken. Und sicher mag da eine Menge Talent vorhanden sein.

Doch ab einem bestimmten Punkt ist es eben nur noch der Name, der zählt. Wer damit Geld machen kann, seinen Namen auf T-Shirts zu drucken, hat es eigentlich schon geschafft. Wer den Namen nicht einmal mehr aufdrucken muss, ist sozusagen im Olymp der Goldesel angekommen.

Und ganz ehrlich: Solange es genug Menschen gibt, die sie aufsammeln - warum sollte der Goldesel damit aufhören, Dukaten zu scheißen? Selbst wenn sie die Form eines einfachen weißen T-Shirts aus ägyptischer Baumwolle haben.

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