Süddeutsche Zeitung

Ladies & Gentlemen:Leicht daneben

Rot werden auf dem roten Teppich? Kann bei diesen Outfits sogar Zendaya und Ed Sheeran schon mal passieren.

Von Julia Werner und Max Scharnigg

Für sie: Papas Smokingjacke

Der rote Teppich ist zurück und mit ihm alle Unwägbarkeiten, mit denen ein Star zu kämpfen hat: Macht das Abendkleid auf den Fotos hinterher dick, und war das jetzt wirklich der richtige Hair Stylist? Abgesehen von diesen Profi-Fragen ist aber natürlich vor allem wichtig, dass man sich wohlfühlt, Schönheit kommt ja auch bei Stars von innen. Hier also sehen wir den hochtalentierten Jungstar Zendaya. Die 25-Jährige kam aufs Filmfestival von Venedig, um den Film Dune zu vermarkten. Nachmittags trug sie diesen Look: ein Seidenkleid von Valentino in Kombination mit Oversize-Jackett. Der verantwortliche Stylist hat es ihr wahrscheinlich mit der Begründung: "Das bricht den Look, das ist modern und lässig" verpasst. Aber Zendaya sieht darin gar nicht lässig aus, weil sie wahrscheinlich ahnt, dass sie eben nicht so aussieht, als hätte ein Gentleman ihr das Ding wegen einer Meeresbrise übergeworfen. Sondern so, als hätte Papa sie in seine Smokingjacke eingewickelt, damit das Kind auf drei zusammengeschobenen Stühlen schlafen kann. So eine schwere Jacke zu flatternder Seide nimmt man nur erwachseneren, also abgebrühteren Frauen ab. Abends zur Premiere trug Zendaya übrigens ein Hammerkleid von Balmain, mit Ausschnitt und Schlitz und Nass-Effekt und allem drum und dran - und sah hinreißend aus. Was lernen wir also daraus fürs wahre Leben? Niemals auf Stylisten hören, wenn sie was von "modern" faseln. Und mal wieder öfter die Sexbombe rauslassen, das steht mehr Frauen, als man denkt!

Für ihn: Mamas Lieblingsjoppe

Den Gesichtsausdruck kann wohl jeder Mann deuten, jeder hat diese Situation schon mal erlebt. Es ist der Moment, in dem sich der vage Eindruck bestätigt, dass man tatsächlich so lächerlich aussieht, wie man sich fühlt. Denn es ist ja so: Wenn man in besonderer Kleidung (für manche reicht da schon das karierte Sakko oder ein langärmeliges, weißes Hemd) an die Öffentlichkeit tritt, hofft man zunächst immer, dass dieser Schritt aus der modischen Komfortzone besonders gewürdigt wird. Oder dass wenigstens, zweitbeste Möglichkeit, es niemandem weiter auffällt. Wenn beides nicht zu zutrifft, hat man sich zum Affen gemacht und muss dazu stehen. Das immerhin sollte bei Ed Sheeran kein Problem sein, denn wenn die goldene Stimme aus West Yorkshire eines für sich gepachtet hat, dann sympathische Lausbubenqualitäten. Dem nimmt man also ab, dass er hier bei den GQ Awards über sich selbst lachen kann. Das Jackett hat ihm vor der Veranstaltung übrigens angeblich Elton John angeraten, was man sofort glaubt. Aber was bei Elton John zum modischen Framing gehört und mit Verve und Velvet getragen werden kann, sieht bei einem eher tropfnasigen Typ einfach nur nach Kindergeburtstag und Krankenhausclown aus. Auch das ist ein wiederkehrendes Element in männlichen Modebiographien - es wird einem von wohlmeinenden Menschen, Ehefrauen oder Müttern was rausgelegt, gekauft, anempfohlen. Das geht manchmal gut, oft aber auch nicht. Und dann bleibt einem nichts übrig, als einen Teil der Schuld auf sich zu nehmen - hätte man beizeiten ein fundiertes eigenes Stilbewusstsein ausgebildet, müsste man sich nicht auf andere verlassen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5406218
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.