Ladies & Gentlemen:Vor Gericht

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(Foto: Alex Goodlett)

Gwyneth Paltrow machte den Prozess modisch zu einem Spektakel der Demut, Donald Trump kleidete sich hingegen so, als wäre gar nichts. Wer hatte recht?

Von Max Scharnigg und Julia Werner

Für sie: Geldwerter Vorteil

Eine weiterer Gossip-Gerichtsprozess ist in der vergangenen Woche zu Ende gegangen, und gewonnen hat Gwyneth Paltrow. Aber auch wir Zuschauer, denn im Gegensatz zum Rosenkrieg Amber Heard/Johnny Depp haben wir so viel gelernt! Wir wissen, dass die Schauspielerin nicht dafür verantwortlich ist, dass der Kläger, nur weil er in den Schnee fiel, an keiner Weinprobe mehr teilnehmen kann. Und dass die Skipisten ganz schön überfüllt sind und dieses ehemals glamouröse Hobby auch nix mehr ist. Nee, wussten wir vorher schon! Die Begeisterung für diese Show lag aber an etwas anderem, das New York Magazine fand dafür die poetischen Worte "We are all Gwynnocent". Was eine perfide Beschreibung für die Gerichts-Outfits ist, die die Schauspielerin und Magierin (verwandelt Ideen wie Vagina-Duftkerzen in Millionen Dollar) da im Gerichtssaal in Utah trug. Denn für Leute in Utah und an sonstigen Orten weit entfernt von Duftkerzenproblemen sahen diese Looks aus wie bescheidene Basics. Aber für Villenviertelbewohner und Modejournalisten wie ein Sack Dollars. Ein feiner olivgrüner Mantel hier, ein Cordblazer dort, anscheinend bodenständiges Schuhwerk, Rollkragenpulli, Strickjacken. Wer nicht über ein paar locker sitzende Tausender verfügt, sollte gar nicht erst versuchen, diesen fabulösen Rustikal-Stil nachzumachen. Er fällt nur gut in Kaschmir, mit echtem Gold und der Siegesgewissheit der erfolgreichen Millionärin. Trotzdem: Der Gwynnocent-Look ist ein modisches Survival-Tool, das jede Frau braucht. Also ran ans Geldverdienen, die Damen!

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(Foto: POOL)

Für ihn: Breite Ablehnung

Über die Anzüge des Donald Trump wurde schon viel geschrieben, so wie über jeden anderen Sachverhalt in Zusammenhang mit seiner Person auch. Sie sind aus schneiderischer Sicht nicht die vorteilhaftesten, weil sie ihn optisch kürzer und stämmiger machen, als er ist, entsprechen damit aber durchaus der klassischen, amerikanischen Machart: Breit und mächtig, passend zu den bevorzugten Autos der US-Reichen. Mit dem klaren Blau-Rot- Farbschema und der Konsistenz, mit der Herr Trump diesen Anzug trägt, ist der Look aber ein solides Markenzeichen geworden und irgendwie stimmig. Auf der Anklagebank wirkte die knallrote und traditionell breite Krawatte dann aber doch ungewöhnlich, einfach zu offensiv für den Anlass. Typisch, dass der Ex-Präsident sich nicht an den dezenten Anzugoutfits seiner zahlreichen Anwälte orientierte, sondern sich machtbewusst und unbeeindruckt kleidete. Was soll ich hier? Das sagte der Look. Von den akribischen Beobachtern des Auftritts wurde außerdem die fleckig-speckige Kragenpartie seiner Anzugjacke bemängelt, an der ziemlich deutliche Rückstände von Kosmetik- oder Haarprodukten zu sehen waren. Eine unschöne Variante des Kragenspecks, wie ihn jeder dauerhafte Anzugträger kennt. Wenn Hemdkragen innen anhaltende Verfärbungen aufweisen (meist eine unheilvolle Mischung aus Schweiß und zu vielen Waschgängen) ist das gemeinhin ein Zeichen, sie langsam mal zum Auftragen ins Landhaus zu verfrachten. Glänzende Stellen an Anzügen hingegen sind in der Literatur seit jeher Kennzeichen eines Mannes, der vom Schicksal gestreift wurde und die besten Tage hinter sich hat. Tja.

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