Süddeutsche Zeitung

Stilblog Modezirkus:Zeigt her eure Socken!

Lange fristeten Socken ein Schattendasein - damit ist jetzt Schluss. Wie Sie Ihre Fußbekleidung richtig präsentieren und ob auch in Sandalen endlich Stoff erlaubt ist: Tipps für die neue selbstbewusste Strumpfmode.

Von Tanja Mokosch

Kann ich das tragen? Wie kombiniert man Animal Print? Und was bedeutet eigentlich Ethno-Look? Im Modezirkus, dem Stilblog auf Süddeutsche.de, greifen wir aktuelle Trends und klassische Fragen zur richtigen Kleiderwahl auf und erklären gemeinsam mit unseren Stilexperten, worauf zu achten und was zu vermeiden ist.

Die Köpfe mit Schlapphüten bedeckt, sitzt ein Ehepaar im Café und guckt aufs Meer. Schön warm ist es heute. Die praktischen Trekkinghosen wurden deshalb am Reißverschluss abgetrennt und in Shorts verwandelt. Vom Ende des Hosenbeins abwärts: nichts als nacktes Bein. Bis etwa zehn Zentimeter über dem Knöchel. Da kommt sie, die Socke. Weiß und rau. In einer Sandale. Das Paradebeispiel aller Modesünden.

Aus Angst, in den Verdacht tiefsitzender Geschmacksverirrung zu geraten, haben alle Nicht-Touristen ihre Strümpfe in der Vergangenheit sorgsam versteckt. Gut, es gab ein paar Anzugträger, aus deren Budapestern es plötzlich grellbunt blitzte. Aber sonst? Komplettes Understatement zwischen Schuh und Hose. Nur nicht auffallen. Nur nicht zu viel Socke zeigen.

Der Kniestrumpf darf alles

Und da kommt er ins Spiel, der Kniestrumpf. Der große, elegante Bruder der Socke und der Gipfel der Provokation. Der Kniestrumpf nämlich durfte schon immer auffallen. Er durfte sich zu gegebenen Anlässen sexy in Szene setzen, durfte mit aufs Oktoberfest und in allen Ligen Fußball spielen. Ganz ohne fiese Lästereien, wie sie sich etwa die Tennissocke regelmäßig in Wimbledon gefallen lassen muss. Das muss die Socke so rasend gemacht haben, dass sie irgendwann zwischen letztem Herbst und diesem Sommer beschlossen, ihr Dasein radikal zu ändern.

Herrenstrümpfe: Seht mich oder lasst es

Die Socke gibt sich jetzt selbstbewusst. Ihre neue Devise: Seht mich oder lasst es. Deswegen wagen inzwischen immer mehr Männern Farbe am Bein. Ein Trend, der sich vor allem in Italien und England durchgesetzt hat, sagt Stilberaterin Janine Katharina Pötsch. Hierzulande sei noch Vorsicht geboten: "Die bunten Socken gehören eher in den Kreativbereich", sagt sie. Wer im Marketing einer hippen Agentur oder in einem "stylischen Modehaus" arbeite, dürfe Farbe und Muster bekennen. Dann aber am besten nicht zur Anzughose, sondern zur Chino.

Wer es ganz bequem haben will, schlüpft zur Chino in die Segelschuhe - und zwar barfuß. So viel Urlaubsflair kann ein bisschen Fußschweiß vertragen. Nur für das Büro sei diese Variante nicht geeignet, findet die Stilberaterin.

Damensöckchen: Dekorierstrumpf statt Probierstrumpf

Nun gibt sich die Socke in ihrem neuen Selbstbewusstsein nicht damit zufrieden, lustig durch die Agentur zur flanieren oder einfach ganz Zuhause zu bleiben. Sie kann auch elegant. Oder versucht es wenigstens. Als feiner aber bunter Seidenstrumpf dient die Socke nicht nur als Einstieghilfe in zu enge Pumps, sie darf dort auch einen Abend lang verweilen. "Aber wirklich nur in Pumps, auf keinen Fall in flachen Schuhen", urteilt Stilexpertiin Pötsch.

Für auffällige Söckchen in hohen Schuhen gilt vor allem eine Regel: "Der Farbunterschied zwischen Schuh und Socke sollte nicht zu groß sein", sagt die Stilberaterin. Sie gibt dem Ausbruch der Socke aus der schwarz-blau-hautfarbenen Schublade ohnehin nicht lange. "Das ist eine Modeerscheinung, die spätestens nächsten Sommer vorbei ist", sagt Pötsch.

Bis dahin aber können sich Socke und Träger austoben wie lange nicht. Nur eines ist und bleibt verboten: Socken in Sandalen.

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