Ladies & Gentlemen:Auf nackte Haut

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(Foto: oh)

Kein Kosmetikprodukt ist so wichtig wie die Sonnencreme. Aber kann sie auch cool sein? Zwei Beispiele für Sonnenschutz mit Stil-Attitüde.

Von Max Scharnigg und Julia Werner

Für sie: Sandlos braun

Man muss sich nur Cate Blanchett anschauen - 54 Jahre alt und wunderschön - dann weiß man als Frau, dass man im Leben wirklich alles falsch gemacht hat. In der Sonne gelegen und auch noch Spaß dabei gehabt, das ist die erbarmungslose Botschaft jeder runzeligen Stelle im Gesicht. Blanchett hat das Glück der empfindlichen, kalkweißen Haut, die sie garantiert davor bewahrt, überhaupt in die Sonne zu gehen. Man kann aber nicht alles haben, das Wahnsinnsgefühl des langsamen Warmbrutzelns nach einem kühlen Bad im Meer wird sie nie kennenlernen. Das Lebensglück war schon immer mit denen, die arglos in der Mittagssonne wegdösen! Ein Kompromiss zwischen ewiger Jugend und komplett verantwortungslosem Tanning ist: ein sehr hoher Lichtschutzfaktor. Die schlechten Produkte machen einen so weiß wie die Schauspielerin, das steht aber den wenigsten. Die guten sind leicht, transparent und wasserfest, unparfümiert und wie im Fall von diesem Produkt auch noch sandabweisend: Anthelios Invisibile Spray von La Roche Posay ist ein Klassiker unter den Sonnenanbetungsprofis, und es erspart einem auch noch das verhasste Eincremen. Das wird ja am Strand immer zu einem sandigen Peeling (Leuten, die es schaffen, Liegen und Handtücher die ganze Zeit sandfrei zu halten, sollte man nicht trauen) - und sieht nur in unseren Köpfen erotisch aus. Für Außenstehende ist die Prozedur eine ästhetische Zumutung. Die elegante Geste des Versprühens hingegen ist für alle eine Wonne - also ab in die Sonne, ein Filmstar wird man jetzt sowieso nicht mehr.

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(Foto: oh)

Für ihn: Alte Schule

Mit Sonnencreme ist es ja ein bisschen so wie mit Klimaschutz und Maskentragen während einer Pandemie: Junge Menschen und Frauen sind davon relativ leicht zu überzeugen, Männer ab etwa 40 fühlen sich eher nicht gemeint. Weniger als pure Ignoranz oder mutwillige Querulanz ist dafür so ein schwer zu lokalisierendes: "Jaja, passt schon, wird mich nicht gleich umbringen"-Brummgefühl verantwortlich, das vor allem bei sogenannten gestandenen Mannsbildern sehr ausgeprägt ist. Es hat auch zur Folge, dass sie erst zum Arzt gehen, wenn es zu spät ist. Oder dass sie zur Alpenüberquerung nur ein T-Shirt mitnehmen. Auf wohlmeinende Belehrungen reagieren diese Typen mit trotziger Abwehrreaktion und Parteigründungen. Besser: mit Tricks arbeiten. Im Falle des Eincreme-Muffels zum Beispiel mit einem Produkt, das so aussieht, als hätte es schon Hemingway im Spanischen Bürgerkrieg benutzt, wie die "Standard Procedure" Sonnencreme. Das ist ja erkennbar nichts Neumodisches, sondern ein seit Jahrzehnten in einem australischen Familienbetrieb hergestelltes Kraftpaket gegen die schädlichen Strahlen. Keinesfalls nur eine läppische Sonnencreme, eher ein militärischer Abschirmdienst: vier Stunden wasserfest, Riffhai-sicher, Anti-Todessonne und so weiter. Perfekt jedenfalls, um es auch alten Haudegen unterzujubeln. Einfach irgendwo stehen lassen, Name und Verpackung werden das Männchen irgendwann von selbst anlocken. Und dann wird er bald so tun, als wäre es schon immer Teil seiner Beautyroutine, pardon, seines Sicherheitsprotokolls.

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