Kaffee-Trends:Ganz schön abgebrüht

Kaffee-Trends: Ein neuer Sommerdrink - der "Cold Brew"

Ein neuer Sommerdrink - der "Cold Brew"

(Foto: iStockphoto)

An heißen Tagen gibt es nichts Besseres als einen Eiskaffee - wie gestrig! In diesem Sommer schwören Kenner auf Cold Brew. Und der will natürlich viel mehr sein als kalter Kaffee. Aber ist er das auch?

Von Kathrin Stein

Kaffee ist der Deutschen liebstes Getränk. Sie trinken ihn mehr als Bier und Wein und - glaubt man dem Deutschen Kaffeeverband - sogar mehr als Wasser. 165 Liter trinkt jeder Bundesbürger demnach pro Jahr - grob gerechnet zwei Tassen pro Tag. Und längst ist Kaffee nicht mehr irgendein bitterer Wachmacher, das Heißgetränk ist heute fast schon Statussymbol. Wer Massenware beim Discounter kauft, ist out, wer gar keinen Kaffee trinkt sowieso. Der Kaffee-Nerd geht heute zur lokalen Rösterei und lässt sich über fairen Arabica und Robusta beraten. Und in diesem Sommer trinkt er natürlich keinen Eiskaffee, sondern "Cold Brew". Zumindest, wenn man den selbst ernannten Kaffeekennern glaubt.

Die haben schon viel mitgemacht: Zuerst waren Vollautomaten angesagt, die einem Cappuccino, Macchiato und andere italienische Spezialitäten auf Knopfdruck zubereiteten. Es folgten Senseo-Pads und Nespresso-Kapseln, die ihren Durchbruch spätestens feierten, als George Clooney dafür warb. Dann tranken plötzlich wieder alle Filterkaffee. Natürlich mit viel Liebe gebrüht, nicht gepresst. Der Cold Brew ist nun quasi eine Weiterentwicklung für den Sommer.

Hergestellt wird Kaffee nicht mehr in der Melitta-Maschine aus Omas Zeiten. Bei manch moderner Art der Zubereitung - French Press oder Chemex, um nur zwei zu nennen - muss man schon ein echter Liebhaber sein: das Kaffeekochen dauert mindestens 20 Minuten. Bei besagtem Cold Brew wird es sogar noch komplizierter. Denn natürlich ist das nicht einfach nur kalter Kaffee, vielmehr wird das Trendgetränk Tropfen für Tropfen extrahiert - stundenlang.

Ein Kaffee für den Sommer

In New York gibt es ihn schon länger und pünktlich mit den ersten Sonnenstrahlen ist in diesem Jahr der Cold Brew - übersetzt in etwa "kalt gebrüht" - auch in Deutschland angekommen. Twitter-User, vor allem aus Hamburg und Berlin, posten seit einigen Wochen Sätze wie: "Ich will nur noch Cold Brew Kaffee". Oder: "Der erste #coldbrewedcoffee". Oder auch "Feierabend. #coldbrew".

Aber auch hierzulande schreiben Cafés den Cold Brew inzwischen auf ihrer Getränkekarte. Das hippe Münchner Café "Man vs. Machine" im Glockenbachviertel hat den Sommerdrink seit vier Wochen im Angebot. Er komme bei den Kunden sehr gut an, sagt Besitzer Marco Mehrwald - allerdings vor allem bei Touristen. Die kennen nämlich im Gegensatz zu den meisten Münchnern die eiskalte Brühe oft schon.

Ein Hamburger Café schreibt auf Facebook: "Ein heißer Tag in Hamburg ruft nach einem Kuchen und Cold Brew." Eine Kölner Kaffeerösterei bietet bereits Variationen mit Blutorangensorbet an. Was das noch mit Kaffee zu tun hat? Und das ist nicht die einzige Sommerkreation hier: Wie wäre es zum Beispiel mit einem Cold Brew mit Gin Tonic?

Ziemlich kompliziert

Um Cold Brew selbst herzustellen, braucht es vor allem Geduld. Denn natürlich gehört mehr dazu, als einfach nur die Kaffeekanne in den Kühlschrank zu stellen. Einem Kaffee-Blog zufolge dauert die Herstellung mindestens zwölf Stunden: Gemahlener Kaffee wird hier in ein Gefäß geschüttet und mit Wasser in Raumtemperatur übergossen (Mischverhältnis etwa 200 g Kaffee auf ein Liter Wasser). Einmal durchgerührt und mit Frischhaltefolie bedeckt, muss das Getränk mindestens zwölf Stunden bei Raumtemperatur ziehen. Nach der anschließenden Filtrierung des Gemisches mit einem Kaffeefilter erhält man ein Konzentrat, welches ohne Eiswürfel oder Wasser zu intensiv schmecken würde. Also mischen und dann mit Milch, Sahne oder pur servieren.

Einen Vorteil hat der aufwendige Cold Brew zum herkömmlichen Eiskaffee: Er ist gesünder. Der Koffeingehalt ist zwar derselbe wie bei Eiskaffee, der kalt gebrühte Kaffee enthält aber nur 15 Prozent der Säuren und ist deshalb milder und somit auch magenfreundlicher. Bleibt die wichtigste Frage: Ist er auch leckerer?

Cafe-Besitzer Mehrwald ist ehrlich: "Mir schmeckt Filterkaffee mit Eiswürfeln immer noch am besten". Spätestens im kommenden Sommer ist der ja dann vielleicht auch wieder im Trend.

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