Für sie: Leicht entzündlich
Diese Frau kennen wir eigentlich nur als Diva. Meistens trägt sie sehr enge Kleider mit sehr tiefen Ausschnitten von einer der Modemarken, die zum Konzern ihres Ehemanns François Pinault gehören, Gucci zum Beispiel, oder Saint Laurent. Zum Beginn der Olympischen Spiele in Paris allerdings sahen wir sie plötzlich in einem Outfit, wie es das Pflegepersonal in einem dystopischen Sci-Fi-Film tragen würde: in weißer Funktionskleidung. Als offizielle Trägerin der olympischen Flamme musste sie das anziehen, und was soll man sagen, die engen Kleider stehen ihr deutlich besser. Aber natürlich hat sie als Filmstar das Talent, das Ganze per oberfeierlichem Gesichtsausdruck trotzdem zu einem akzeptablen Gesamtlook zu machen.
Die Bewertung dieses salbungsvollen Auftritts von Salma Hayek durch die Social-Media-Gemeinde war allerdings gnadenlos. Weil sie ja weder Sportlerin noch Französin ist, sondern vorrangig Milliardärsgattin. Allerdings – die Erklärung für die Auswahl der Fackelträger ist nun mal schwammig: Sie soll nicht nur Athleten, sondern die Diversität der französischen Gesellschaft zeigen. Warum also sollte ausgerechnet diese Frau mit familiärer Verbindung in Frankreich die Fackel nicht tragen, wo doch sogar Snoop Dogg das Ding weitergegeben hat, bei dem wir nicht mal die französische Verbindung recherchieren konnten? Trotzdem: Am besten sieht oft aus, was man sein lässt, damit andere die Bühne für sich haben. Athleten zum Beispiel. Guter Stil lässt sich eben immer noch nicht kaufen.
Für ihn: Erfrischend albern
Die ungewöhnliche Idee des US-Senders NBC, den Musiker Snoop Dogg als Sonderkommentator und Maskottchen zu den Olympischen Spielen zu entsenden, geht ziemlich gut auf. Der ewige Hip-Hop-Veteran ist fast über Nacht der offizielle Gaukler der Spiele geworden. Jeden Tag finden ihn die Kameras auffällig kostümiert und in bester Laune irgendwo unter den Zuschauern, er lacht, klatscht, tanzt und singt und ist sozusagen der menschliche Gegenentwurf zu den gestählten All-American-Athleten, die ihr Land auf dem Platz mit Muskelkraft vertreten.
Snoop Dogg, bekennender Schluffi und Kiff-Apostel, markiert das popkulturelle, das lockere Amerika und soll vielleicht auch ein bisschen Lust auf die nächsten Sommerspiele in Los Angeles machen. Der Versuch, die allgegenwärtige Anspannung und den grassierenden Ehrgeiz am Rand aufzulockern, vielleicht sogar ein wenig zu persiflieren, verdient eine eigene Medaille. Schließlich droht sonst leicht mal in Vergessenheit zu geraten, dass diese Sportwettkämpfe in ihrem Kern eben vor allem eines sind: Spiele. Sollte also jedes Land künftig zusätzlich zur Riege seiner Sportler auch noch eine, äh, bunte Gestalt nominieren, als geistreiche Dreingabe? Vermutlich nicht, denn das würde dann schon wieder krampfig, man sieht ja Hape Kerkeling im geblümten Badeanzug schon vor sich. Nein, was passiert, wenn alle Länder super locker und ironisch sein wollen, sieht man am ESC, das genügt. Herr Snoop Dogg macht das gut, weil er nichts erklärt, nichts komplett überinszeniert. Man nimmt ihm seine olympische Heiterkeit gewissermaßen ab, auch wenn sie angeblich sehr gut bezahlt ist. Also, vielleicht muss er das jetzt einfach jedes Mal machen.