Zu den größten Lügen, die Erwachsene Kindern auftischen, gehört die Geschichte vom Osterhasen und den Eiern. Soso, ein Hase versteckt zum höchsten Kirchenfeiertag also angemalte Eier? Warum? Die Brauchtumsforschung behauptet, das habe etwas mit Fruchtbarkeitssymbolen und Fastenzeit zu tun. Von Aschermittwoch bis Karfreitag aßen gläubige Katholiken früher offiziell kein Fleisch und keine Eier. Da die Hühner sich aber nicht an den Kirchenkalender hielten und fleißig weiter Eier legten, wurden diese hart gekocht, farbig angemalt und für heilig erklärt - und an Ostern verschenkt. Der Hase, ein heidnisches Fruchtbarkeitssymbol, wurde als Lieferant eingespannt.
Fakt ist, dass der Eierkonsum auch bei Atheisten an den Osterfeiertagen sprunghaft steigt. Zum Osterbrunch werden sie wachsweich, pochiert, als Omelett, Rührei, Spiegelei oder Eggs Benedict verzehrt. Das Verschenken von eiförmigen Objekten, auch aus Zucker und Schokolade, ist ein Ritual, das heutzutage vermutlich die wenigsten Menschen mit christlicher Symbolik in Verbindung bringen. Dennoch bemalen und verstecken zwei Drittel aller Deutschen gekochte Hühnereier in Haus und Garten, in einigen Fällen, ohne sie jemals wiederzufinden.
Die typischen Verstecke (im Blumentopf, unter einem Sofakissen, im Fahrradkorb) sind in den meisten Familien längst bekannt, und wer einen gefräßigen Hund mit guter Spürnase hat, kann sowieso nichts Essbares im Garten liegen lassen, ohne dass es sofort weggefressen wird. Warum also nicht mal was Neues ausprobieren? Eine appetitliche, hundesichere und überraschende Möglichkeit ist es, die Eier zu Ostern in heißer Tomatensauce zu deponieren. Das Gericht heißt Shakshuka und ist neben Hummus die Nationalspeise Israels, kommt also aus Jesus' Heimat, was perfekt zum Anlass passt.
Flüssig zum Löffeln oder überbacken mit Käse - es gibt unzählige Varianten
Shakshuka bedeutet Mischmasch, es gibt kein Originalrezept und keinen orthodoxen Kanon, was hineingehört und was nicht. Wie beim Hummus hat jede Familie und jedes Restaurant seine eigene Methode und seine eigene Geheimzutat. Letztendlich kann man nur sagen, dass man eine sehr gute Tomatensauce kocht, in der Eier gegart werden. Die einen schmoren Paprika mit, die anderen schwören auf frische Chilis, es gibt Varianten mit Harissa, Koriander, Blumenkohl und Knoblauch. Man bekommt Shakshuka fast flüssig zum Löffeln oder als sämige Masse, überbacken mit Schafskäse aus dem Ofen.
Das Wichtigste sind reife, süßliche Tomaten, die man an Ostern kaum frisch bekommt. Deshalb sollte man geschälte Tomaten aus der Dose verwenden. Zu den Tomaten gesellen sich noch Zwiebeln und Paprika, je nach Vorliebe auch rote Paprikaschoten und Knoblauch. Shakshuka wird idealerweise in gusseisernen Pfannen zubereitet, die sich zum Anrösten und Schmoren des Gemüses am besten eignen. Es funktioniert auch in einer Teflonpfanne, aber das schmeckt dann tatsächlich anders.
Für eine Vier-Personen-Eiersuche eine große Gemüsezwiebel in Ringe schneiden und in Olivenöl anrösten, bis die Ringe dunkelgelb sind. Je nach Geschmack ein bis vier gehackte Knoblauchzehen mitbraten. Rote Paprika in Streifen schneiden und mit andünsten. Einen Teelöffel Kreuzkümmel, zwei Teelöffel Pul Biber (türkische Paprika-Gewürzmischung) und einen Teelöffel Cayenne-Pfeffer zugeben. Warten, bis Zwiebeln und Paprika die Gewürze angenommen haben, dann ein bis zwei Esslöffel Harissa (wer ist nicht ganz so scharf mag: Tomatenmark) hinzufügen. Alles mit einer großen Dose Tomaten ablöschen. Salzen, pfeffern und 15 Minuten einkochen lassen, immer wieder umrühren. Bei Bedarf passierte Tomaten oder Wasser zugeben. Mit je einer Prise Zucker und Zimt abschmecken.
Wenn die Tomatensauce etwas eingedickt ist, mit einer Schöpfkelle Kuhlen in die Masse drücken. Pro Person ein bis zwei Eier aufschlagen und in den Vertiefungen platzieren. Eier in der Soße pochieren lassen, das Eiweiß soll hart werden, das Eigelb flüssig bleiben. Am besten funktioniert das im Ofen. Aber es geht auch auf dem Herd, wenn man die Pfanne für fünf Minuten mit einem Deckel verschließt. Wenn die Eier gar sind, mit Salz und Pfeffer nachwürzen, gehackte Petersilie und je nach Gusto zerbröselten Feta über das Gericht streuen. Zusammen mit frischem Brot zum Dippen servieren. Viel Spaß jetzt bei der Eiersuche!
Das braucht man dazu
1 große Gemüsezwiebel
1-4 Knoblauchzehen
1 rote Paprika
1 große Dose Tomaten
4-8 Eier
Gewürze: Kreuzkümmel, Cheyenne-Pfeffer; Pul Biber (eine Paprika-Gewürzmischung) oder Harissa oder Tomatenmark, je nachdem wie scharf man es haben will
gehackte Petersilie
frisches Brot zum Dippen