Die Geranien gehen ein, die Tomate lässt die Blätter hängen und die Plastiksitzgarnitur sieht alles andere als einladend aus. In der Serie "Balkonzeit" zeigen wir Ihnen, wie Sie Ihre Oase an der frischen Luft richtig nutzen und mit einfachen Tricks zu etwas ganz Besonderem machen können - mit Fischteich, Chillecke oder Gemüsebeet. Wenn es damals nach Jasna Janekovic gegangen wäre, hätte sie auf einen Balkon gut verzichten können. Aber dann war er plötzlich da und die Kölnerin hat das daraus gemacht, was ihrer Wohnung noch gefehlt hat - ein Wohnzimmer. Im Gespräch mit Süddeutsche.de erzählt die Grafikdesignerin: "Als ich vor zehn Jahren in die Wohnung eingezogen bin, hatte sie noch gar keinen Balkon. Nach etwa fünf Jahren kam der Vermieter und wollte am ganzen Block Balkone anbauen. Ich dachte zuerst: 'Oh nein, wie ätzend, das wird sicher total laut.' Außerdem war das Schlafzimmmer, wo der Balkon angebaut werden sollte, ohnehin schon sehr dunkel. Durch den darüberliegenden Balkon würde es noch weniger Licht abbekommen. Es war dann zwar tatsächlich etwas dunkler, ich fand es aber gar nicht mehr so schlimm, im Gegenteil: Als der Balkon endlich da war und der ganze Dreck weg, war ich total begeistert. Und so habe ich angefangen zu dekorieren."
"Ich hatte so eine olle Matratze übrig, die habe ich auf den Boden gelegt, mit ganz vielen Kissen. Die Bezüge habe ich fast alle selbst genäht. Jetzt wirkt es wie ein Sofa. Genau das hat mir in meiner Wohnung gefehlt - ein Platz, wo man sich mit ein paar Leuten hinsetzen und quatschen kann. Das geht leider fast nur im Sommer, obwohl ich manchmal sogar noch im November dort sitze - in Decken eingekuschelt und mit Wärmflasche. Farben und Muster sind für mich das Wichtigste. Wenn jemand nur einen Tisch und klobige Gartenstühle auf dem Balkon stehen hat, können eine Tischdecke und ein paar Kissen - einfach in den Farben und Mustern, die einem gefallen - schon einiges ausmachen. Stoff hat immer etwas Warmes und Gemütliches."
"Inzwischen ist der Balkon im Sommer mein kleines Wohnzimmer. Der Rest der Wohnung ist nicht besonders groß: Schlafzimmer, Küche, Bad - alles auf 35 Quadratmetern. Der Balkon, das ist das Tolle, ist dafür sehr groß: etwa zehn Quadratmeter, fast größer als mein Schlafzimmer."
"Ich wohne im Parterre auf der Nordseite, deshalb ist es selbst auf dem Balkon sehr dunkel. Eigentlich dürfte hier gar nichts wachsen. Es ist aber trotzdem alles zugewuchert: Es wachsen Geranien, Hortensien und alles mögliche. Ich glaube ja, das liegt daran, dass ich mich so liebevoll um die Pflanzen kümmere. Das Einzige, was bei mir wirklich nicht überlebt, sind Kräuter. Die brauchen einfach Sonne, da hilft auch meine Fürsorge nichts."
"In meiner Hippie-Phase, das war im Herbst vor drei Jahren, habe ich alles in warmen Erdtönen eingerichtet."
"Auch dieses Bild entstand in der Hippie-Phase. Das Tischchen habe ich für fünf Euro auf dem Flohmarkt gekauft."
"Wie das so ist mit den Phasen - irgendwann sind sie vorbei. Voriges Jahr habe ich dann alles umlackiert."
"Auch diesen alten Nachtschrank und den Stuhl habe ich angestrichen. Der Stuhl ist ein echter Tapiovaara, ein finnischer Designklassiker aus den Fünfzigern. Den habe ich hier auf einer Baustelle gefunden und mir gleich geschnappt. Das Nachttischchen ist noch aus meiner Kindheit. Der Lack schützt die Sachen gut vor Nässe und Kälte. Ich lasse die Sachen im Winter einfach draußen stehen. Bisher ist noch nie etwas kaputtgegangen. Ich mag es, auf dem Balkon Möbel zu haben, die eigentlich für drinnen gedacht sind - das gibt dem Ganzen noch mehr Wohnzimmerflair. Dank Efeu und Duftgeranien weiß ich dann aber doch, dass ich auf dem Balkon bin."
"Was ich wirklich jedem empfehlen würde: eine Kletterhortensie. Die kauft man, wenn sie noch total winzig sind. Meine ist inzwischen gigantisch. Ich überlege, ob ich mir noch zwei solcher Pflanzen holen soll. Man muss sie nur alle zwei Tage gießen - ein bisschen Dünger, und schon wuchert sie alles zu und blüht sogar. Bei mir darf sie leider nicht die Wand hochwachsen, weil dann der Putz abfallen könnte. Deswegen kaufe ich mir demnächst eine Kletterhilfe."
"Was ich auf dem Balkon super finde, sind Sachen, die an der Wand hängen. Das macht es einfach wohnlicher, in einem Zimmer macht man es ja genauso."
"Ich habe Grafikdesign studiert und arbeite als Selbständige. Außerdem fotografiere ich, nähe Taschen, mache Schmuck selbst und verkaufe die Ergebnisse auf Designmärkten oder auf Dawanda. In meiner Küche gebe ich außerdem regelmäßig Nähkurse."
Gemüsebeet, Bierkistenbank oder Zengarten: Wenn auch Ihr Balkon etwas Besonderes ist, schicken Sie eine E-Mail mit aussagekräftigen Bildern an leben@sz.de - Betreff: "Balkonzeit".