Für sie: Pantoffel-Porno
Auch wenn gerade alle denken, Griechenland sei das neue Italien: Der gute Stil kommt immer noch aus dem Land, wo man obenrum den Espresso an der Bar aus Tassen trinkt und untenrum schöne Schuhe trägt. Aber davon bekommt man, mit Strohhalm kalten Kaffee aus riesigen Plastikbechern (seit 2021 offiziell verboten) süffelnd, an den griechischen Stränden natürlich nix mit. Weswegen wir hier mit großer Verspätung den ultimativen Sommerschuh ausrufen: Friulane. Kate Moss trägt sie, und die bestangezogene Frau Hollywoods, Katie Holmes, sogar im Winter. Friulane sind an italienischen Füßen schon länger Hype, aber eigentlich uralt: Im 19. Jahrhundert begannen Frauen im Friaul Schuhe aus alten Fahrradreifen und Theatervorhängen zu schustern. Was die Leute in Venedig todschick fanden, weswegen der Slipper schnell zu ihrem Aushängeschild wurde. Die einfachen Pantoffeln kosten nicht viel, sehen aber wegen dem Samt nach der schluffigen Grandezza aus, die ja die Quintessenz italienischen Stils ist: Mir doch egal, was ich trage, sagen sie - obwohl charmanterweise genau das Gegenteil der Fall ist. Diese Version hier ist in Zusammenarbeit von Vibi Venezia und der britischen Designerin Emilia Wickstead entstanden. Sie passen eigentlich zu nichts und trotzdem irgendwie zu allem, solange alles schön ist: zu Hosen, Shorts und Kleidern. Nur zu gigantischen Plastikbechern passen sie nicht, macht aber nichts, auf Mykonos tragen die Leute sowieso lieber Slides von trashigen Luxuskonglomerats-Labels.

Für ihn: Romantisch, praktisch, gut
Wenn man sich in die Geschichte der norditalienischen Samtschläppchen einliest, bleibt ein historisches Bild in Erinnerung: Die Überlieferung, wonach junge Adelige die leichten Schlüpfer gerne nutzten, wenn sie sich in ihren Gärten und Palazzi ergingen, weil sich die Schuhe so geräuschlos und samtpfotig anfühlten. Yeah, Don Juan im Bogenfenster! Wer heute noch eine Neigung zu Gedichtrezitation und Orangenblüten verspürt, also ein moderner Mann sein möchte, der braucht im Sommer auch Furlane oder Friulane. Und zwar am besten ein Paar von Papusse Milano, wo die Dinger noch vor Ort und von Hand hergestellt werden. Damit wird man sofort zu einer romantischen Beta-Version seiner selbst. Der Gang wird weicher, man läuft nicht mehr sondern flaniert, bekommt einen milden Blick und wird also das Gegenteil eines steifen Engländers mit genagelten Schuhen. In Mailand tragen vollendete Beaus wie Guglielmo Miani die Furlane-Schlappen ganz selbstverständlich zum doppelreihigen Anzug. Sie sehen aber natürlich auch zu einer moderat abgerockten Jeans gut aus: Die kleine Opulenz des schimmernden Schuhs, ein braungebrannter Knöchel und ein Stückchen würdevolles Denim - das prickelt an manchen Abenden wie Spumante. Wichtig ist, dass man sie selbstbewusst und in Farbe trägt, sonst könnte der Unwissende auf die Idee kommen, man hätte Oma die Hausschuhe geklaut. Gemessen an ihrem kultivierten Effekt und der Handarbeit sind die Schlappen mit 100 Euro übrigens recht günstig, ehrlicherweise muss man aber auch sagen: Sneakersöckchen oder ähnliches Teufelszeug verbieten sich darin natürlich. Man braucht also nach einem Sommer neue. Die alten kann man aber zum Beispiel gut im Landschloss auftragen.