Schmuck:Herrinnen der Ringe

Niemand versteht die Wünsche von Frauen so gut wie Frauen. Kein Wunder, dass die Schmuckentwürfe von Designerinnen besonders gut ankommen. Sechs Erfolgsgeschichten aus Deutschland.

Von Julia Rothhaas

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Lilian von Trapp

Quelle: SZ

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Stoffwechsel: Lilian von Trapp

Dass Lilian von Trapp heute Schmuckdesignerin ist, liegt an ihren Freunden. Wieder und wieder bewunderten sie das, was die 30-Jährige an Hand, Arm und Hals trug. Sie wollten auch solch schlichte und elegante Stücke haben. Die Ketten und Ringe gab es jedoch nirgendwo zu kaufen, sie waren alle selbstgemacht. Nach dem Tod ihrer Mutter hatte Lilian von Trapp jede Menge Familienschmuck geerbt, der aber nicht unbedingt ihrem Geschmack entsprach. Also ließ sie das Gold einschmelzen und die Diamanten ausfassen, um sie zu eigenen Entwürfen umarbeiten zu lassen. Genau das macht sie bis heute: Für ihr Label, das sie 2016 gründete, benutzt die Berlinerin recyceltes Gold und Vintage-Diamanten, die in einer Schmiede in Portugal zu zeitlosen Schmuckstücken werden.

Lilian von Trapp

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Mit dem Prinzip des Upcycling möchte die Designerin aber auch ein Zeichen setzen gegen die Zustände in Gold- und Diamantenminen, in denen gesundheitsschädliche Chemikalien für den Abbau genutzt werden. Aus diesem Grund gehen zwei Prozent ihres Umsatzes an PACT, eine Hilfsorganisation, die sich für bessere Lebensumstände in Drittweltländern einsetzt und versucht, sozial verträglichere und nachhaltigere Arbeitsbedingungen für Minenarbeiter im Kongo oder in Zimbabwe zu schaffen. Die zarten Armreifen, filigranen Ketten und Ohrringe ohne viel Gewese werden in recycelten Lederbeuteln verpackt und in Papier geschlagen, das aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Wäldern stammt. Nachhaltig, das bedeutet für Lilian von Trapp auch, in Schmuckstücke zu investieren, die man sein Leben lang tragen kann.

Denitza Margova

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Herrin der Ringe: Denitza Margova

Je mehr, desto besser. Das wusste schon die Mama. Von klein an sah Denitza Margova, wie ihre Mutter sich gleich mehrere Ringe an jeden ihrer Finger steckte. Kein Wunder also, dass das Markenzeichen der 1986 geborenen Designerin ebenfalls ein Ring ist. Der ist allerdings so klein, dass er nur auf das obere Fingerglied passt. Das muss so sein, damit noch ein Haufen weiterer Ringe Platz hat. Aus einer privaten Vorliebe für viel Schmuck ist längst ein Hashtag auf Instagram geworden, die #ringparty ist in vollem Gange. In Margovas Kollektion findet man aber noch viel mehr als nur Fingerschmuck, etwa die eng anliegenden Choker-Ketten namens Franz und Karl oder Ohrclips, die sich schwungvoll in die Konturen des Ohrläppchens legen.

Denitza Margova

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Die verspielten Schmuckstücke der Wahlberlinerin sind alle aus 14-karätigem Gold und werden in einem Familienbetrieb in ihrem Geburtsort in Bulgarien hergestellt. Für Schmuck-Einsteiger gibt es Armbänder mit Smiley-, Herzchen- oder Peace-Anhänger für nur 25 Euro, und wer beim Kauf auch gleich noch was Gutes tun will: 50 Prozent der Erlöse des "Grl pwr"-Armbands gehen an die He-For-She-Initiative, ein UN-Frauen-Programm, das sich für Geschlechtergerechtigkeit einsetzt. Denitza Margova hat dann auch noch ein sehr persönliches Schmuckstück im Angebot: einen Ring, der sich wie eine Schlange auf dem Finger windet. Er soll das Auf und Ab der Selbständigkeit widerspiegeln und erzählt die Geschichte, wie sie ihren festen Job bei Zalando kündigte, um fortan Schmuck zu entwerfen. Und damit, wie man jetzt weiß, die richtige Entscheidung traf.

Saskia Diez

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Überall und immer: Saskia Diez

Vielleicht gibt es einmal ein Auto, dessen Sitzpolster und Armaturen von Saskia Diez gestaltet werden. Oder auch Spielzeug. Oder zumindest ein paar Küchenutensilien. Zutrauen würde man es ihr. Denn längst findet man die Ideen der 41-jährigen Münchnerin nicht mehr nur an Hand, Hals oder Ohr. Es gibt Parfüms, Sonnenbrillen, Nagellack, Schmuckschatullen, T-Shirts, Taschen und Haarspangen. Ach ja, und weiterhin natürlich auch Schmuck. "Loop" zum Beispiel, eine feingliedrige Silberkette, die am Ohrläppchen baumelt, oder "Drake", ein dicker Armreifen aus Porzellan, der in Japan handbemalt wird und an Schlangenhaut erinnert. Ihre bunten Holzperlen trägt man am besten in mehreren Schichten um den Hals und das Armband aus lachsfarbenen Korallen tröstet bis zum nächsten Sommer. Wer stets ein Stück München bei sich haben möchte, trägt einen Kieselstein aus der Isar am Finger, die Saskia Diez zu beigen, grauen und fast schwarzen Perlen schleifen lässt. Und damit niemand zu kurz kommt: Es gibt auch Schmuckstücke für Männer und Kinder.

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Beliebt sind ihre unauffälligen und zeitlosen Stücke vor allem bei denjenigen, die eigentlich gar keinen Schmuck tragen. Ihre Teile lässt die gelernte Goldschmiedin in München, Pforzheim und Werne herstellen, die häufig aus recyceltem Gold und Silber sind. Ihren kommerziellen Ritterschlag hat Saskia Diez vor einem Jahr bekommen: Da wurde die Designerin in das weltweite Vertriebsnetzwerk des Internetversandhauses Net-A-Porter aufgenommen, das sich auf Luxus-Mode und Accessoires spezialisiert hat. Es läuft.

Colleen Rosenblat

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Stein für Stein: Colleen B. Rosenblat

Es war einmal ein Rauchquarz, der steckte in einem Waldboden. Bis ein Mädchen über ihn stolperte und von diesem Tag an von kaum etwas dermaßen fasziniert war wie von Edelsteinen. So die Geschichte, die - ob nun wahr oder nicht - zu jedem Lebenslauf eines erfolgreichen Designers gehört. Colleen B. Rosenblat hat tatsächlich am Stein festgehalten: Nach dem Abitur reiste sie nach Australien und Indonesien, um sich in Minen umzugucken. Im Anschluss besuchte sie das Gemological Institute of America in Los Angeles, legte eine Ausbildung in Edelsteinkunde in Idar-Oberstein ab, machte eine Lehre als Goldschmiedin in Frankfurt am Main und studierte Design an der Parsons School in New York. Man kann also durchaus sagen: Mit Edelsteinen kennt sich die 55-Jährige aus. Daher kommen die Händler mit den Rohlingen auch zu ihr, damit sie die schönsten auswählen kann. Wobei: "Nicht wir suchen den Schmuck aus, sondern der Schmuck uns" - so ihre Philosophie.

Colleen Rosenblat

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Es braucht also Zeit, bis entschieden ist, was aus einem Stein werden soll: Vielleicht ein schlichter Bandring mit eingefassten Rubellit? Ein Anhänger in Kreuzform aus Turmalinen? Oder Manschettenknöpfe aus Mondsteinen? In ihrem Showroom im Hamburger Stadtteil Harvestehude finden sich viele Unikate, zuallererst müssen die Stücke aber ihr selbst gefallen. Teil ihres Erfolgsrezepts: Colleen B. Rosenblat bleibt sich treu. Sie, die Quandt-Tochter und damit Millionenerbin, die erst mit 16 als Vollwaise herausfindet, dass ihre Oma Magda Goebbels war. Mit 25 konvertiert sie zum Judentum. Das Leben schreibt eben die besten Geschichten.

Anna Manns

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Klare Aussage: Anne Manns

In der Mode gibt es einen Haufen Begriffe, die auf irre wichtig machen, am Ende aber auch nur Worte sind. Ein Beispiel: das "statement piece". Das klingt staatsmännisch, gemeint ist aber die Gabe, mit nur einem Teil - seien es ein paar Schuhe, eine Jacke oder Schmuck - auf sich aufmerksam zu machen. Wem das gelingt, der hat schon ziemlich viel verstanden in Sachen Mode. Wenn dieser Hingucker zeitlos wirkt statt nur knallig, die Trägerin sich für klare Formen entschieden hat und nicht für dicke Steine, und wenn es noch dazu um Ohrringe geht, kann es gut sein, dass es sich hierbei um Schmuck von Anne Manns handelt. Die 28-jährige Schmuckdesignerin hebt sich mit ungewöhnlichen, aber immer modernen Formen ab und setzt auf eine Handvoll ausgewählter Stücke statt auf große Kollektionen.

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Klassische Statement-Teile also, die am besten wirken, wenn sie auch den Platz dafür bekommen und nicht am Outfit ersaufen. Ihre ersten Entwürfe kamen 2016 auf den Markt, nachdem sie aus der Mode in den Schmuckbereich wechselte. Bislang sind es vor allem Ohrringe, für deren Formen sie sich von der Natur inspirieren lässt, etwa von Kirsch- oder Pilea-Blättern. Und die zum Glück so gar nichts von lieblichem Blümchendesign haben. Anne Manns, die zwischen Berlin und Norditalien pendelt, bleibt im Garten: Ihre neue Kollektion hat sie der Aubergine gewidmet. Die keulenförmige Frucht hängt in 24-karätigem Gold und hoch poliert am Ohr oder baumelt um den Hals. "The Aubergine" ist der erste Teil einer Serie, die sich an Gemüse orientieren soll. Gurke, Sellerie, Rosenkohl - wir dürfen gespannt sein.

Ina Beissner

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Kein Bling-Bling: Ina Beissner

Den Anfang machten die Glöckchen. Plötzlich wollten alle ein bisschen klingeln, die verspielten Schellen an Ringen, Armbändern oder als Kettenanhänger hatten blitzschnell eine Menge Fans, zu denen bald auch Model Toni Garrn oder Bloggerin Garance Doré gehörten. Die neue Kollektion von Ina Beissner ist zwar etwas weniger verspielt, aber nicht minder schön: Da sind die beiden miteinander verbundenen Ringe, an deren Seite winzige Diamanten funkeln.

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Quelle: Henning Moser/PR

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Oder das goldene Armband, das mit einer Stecknadel im gleichen Goldton verschlossen wird. Und für den Ohrring, auch bekannt als "In Ear Hoop", braucht man kein Piercing, sondern hängt ihn sich locker an die Ohrmuschel. Die Stücke von Ina Beissner wirken dabei allesamt sehr feminin, zurückhaltend und elegant. Die Designerin, geboren 1980 in Peru, konzentrierte sich am Anfang ihrer Karriere auf Modeschmuck. Doch vor ein paar Jahren beschloss sie, nur noch Stücke aus massivem Gold herzustellen. Ihr Wunsch: Die Besitzerin soll mit ihrem Schmuck nicht nur einen Moment lang Freude haben, sondern im besten Fall über viele Jahre. Beständigkeit, darauf legt sie heute Wert. Auch deshalb lässt sie ihren Schmuck komplett in Antwerpen fertigen. Vielleicht liegt es daran, dass Ina Beissner als Kind häufig umziehen musste, ihre Familie pendelte zwischen Deutschland und Südamerika. Heute lebt sie in Berlin, dort studierte sie auch Modedesign an der Esmod. Während ihrer Zeit am Instituto Europeo di Design in Mailand spezialisierte sie sich dann auf Schmuck. Dem bleibt sie treu. Apropos: Besonders beliebt sind ihre klassischen Verlobungsringe.

© SZ vom 18.11.2017/lot
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