Ladies & Gentlemen:Was vom Fußball übrig bleibt ...

Lesezeit: 2 Min.

(Foto: Sven Simon/Imago; Federico Gambarini/dpa)

Zum Abschluss der EM noch zwei Highlights vom Spielfeldrand, die wir vermissen werden: das Powerkleid von Lisa Füllkrug und die Jogginghose von Sandro Wagner.

Von Julia Werner, Max Scharnigg

Für sie: Geteiltes Kleid

Neue Spielergeneration, neue Spielerfrauen. Lustige Zeiten waren das, als die englischen Footballer Wives während der WM in Deutschland 2006 die Luxusboutiquen in Baden-Baden leerkauften und das Ergebnis später im Stadion präsentierten. Es gab so viel zu sehen! Davon kann heute nicht mehr die Rede sein. Ein Trikot zu Jeans oder, wenn es hochkommt, zu einem Rock, das ist alles, was heute die Familientribünen verschönert. Klar, es ist zeitgemäß, weil es lässig und unaufgeregt daherkommt. Aber es ist auch ein bisschen langweilig. Die einzige, die weiß, dass man das Team des Gatten nur dann voll unterstützen kann, wenn man sich selbst richtig gut fühlt, war bei dieser Europameisterschaft Lisa Füllkrug.

(Foto: Sven Simon/Imago)

Wahrscheinlich kann sie sich selbst in einem weiten Unisex-Trikot einfach nicht sehen, Oversize ist halt nicht ihre Silhouette. Aber anstatt wie die Engländerinnen damals auf neutrale Designerware zu setzen, machte sie es genau richtig: Sie machte den Hype mit, aber auf ihre Weise. Beim Achtelfinale trug Fülles Frau auch die neuen Nationalfarben, nämlich das überall auf der Welt ausverkaufte Pastellpink – aber umgeschneidert zu einem engen Kleid. Und am Abend des tragischen Viertelfinal-Aus setzte sie noch einen drauf. Die Designerin Fiona Rörig, so recherchierte die Bild, entwarf ihr ein sehr enges Neckholderkleid aus weißen DFB-Trikots, und ein Ärmel wurde kurzerhand zum Kragen. Schon ein bisschen oldschool, aber Zeitgeist hin oder her, eine Frau sieht immer am besten aus, wenn sie macht, was sie will.

Für ihn: Ehrliche Hose

Nach dieser Fußball-EM werden wir uns wenig verzeihen müssen. Viele Sachen waren erstaunlich lässig, die sonst immer irgendwie peinlich gerieten. Die Fernsehexperten etwa, die Polizisten, die Spielerfrauen und die angenehm leisen Politiker. Klar, Basti Schweinsteiger sollte sich mal die Polypen checken lassen, und was das seltsame Hemd von Julian Nagelsmann angeht, steht die letzte Entscheidung des Videoschiedsrichters noch aus, aber sonst: Alles ganz gut.

(Foto: Federico Gambarini/dpa)

Ein vielleicht noch zu wenig gewürdigtes Highlight waren Sandro Wagner und insbesondere seine schwarze Jogginghose, die es zuverlässig mit ihm auf die Bank schaffte. Wagner ist ja so ein Typ, den man mögen muss, auch wenn man ihn eigentlich nicht mag: Knute mit Herz, Zuchtmeister mit Augenzwinkern, Kumpel mit Kante. Sein Job als Co-Trainer steht ihm noch besser als der Co-Moderator, nicht zuletzt, weil er modisch an der Seitenlinie sehr in seinem Habitat angekommen zu sein scheint. Eine Zeit lang galten graue Sweatpants an sportlichen Männern als erotisch-attraktives Kleidungsstück, Wagner erweitert diese Aura jetzt auf das schlichte schwarze DFB-Modell. Wichtig ist für Nachahmer: Oben muss Cropped Fit herrschen und unten ein Beinabschluss hoch über den Knöcheln, dann sieht das nach heutigem Beinkleid aus und nicht nach, na ja, Notunterkunft. In Verbindung mit seinem Riesenschnauzer und seiner notorischen Geradlinigkeit ergibt Sandro Wagner in diesem Outfit jedenfalls ein wunderbares Retro-Kicker-Abziehbildchen – ehrlicher Fußball, stabile Führungskraft, Bockwurst mit Senf. Oder auch: der deutsche Ted Lasso! Bitte fürs nächste Turnier bleiben.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Ladies & Gentlemen
:Die Krisen-Garderobe

Emmanuel Macron steigt ins Rebellen-Outfit, und Jill Biden tut so, als wäre alles nicht so schlimm: Über die Mode nach Niederlagen.

Von Julia Werner, Max Scharnigg

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: