Rücknahme von Halloween-Kostümen:Zur Party als Geisteskranker

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(Foto: dpa-tmn)

Mit Fleischerbeil, Gesichtsmaske und Zwangsjacke: So stellen sich zwei britische Supermarktketten offenbar psychisch kranke Menschen vor - und führten dementsprechende Halloween-Kostüme im Angebot. Prominente kritisieren die Stigmatisierung. Der Skandal könnte aber auch ein Segen sein.

Von Christian Zaschke, London

Eine zerrissene, mit Kunstblut befleckte Zwangsjacke, eine Gesichtsmaske und ein Fleischerbeil aus Plastik - fertig ist das Halloween-Kostüm. Zumindest nach Ansicht der britischen Supermarktkette Asda, die das Outfit auf ihrer Website als "Geisteskranken-Kostüm" anpries und für 20 Pfund verkaufte. Wenn auch nicht lange: Am Donnerstag entschuldigte Asda sich, nachdem die Kette das Kostüm bereits am Mittwochabend von der Website genommen hatte. Zuvor hatten Kunden und verschiedene Stiftungen protestiert, die sich um Menschen mit psychischen Erkrankungen kümmern. Das Kostüm stigmatisiere Patienten mit psychischen Problemen. Auch verschiedene Prominente kritisierten den Supermarkt scharf.

Die Werbung für das Ensemble hatte sich so gelesen: "Alle werden vor dir weglaufen aus Angst vor dem Geisteskranken-Kostüm - es ist eine furchteinflößende Wahl für Halloween." Nachdem das Angebot aus dem Internet entfernt worden war, teilte Asda mit: "Dieses Kostüm hätte nie verkauft werden dürfen, wir haben es sofort zurückgezogen, als wir bemerkt haben, dass es im Programm ist." Die Kette will "einen sehr namhaften Betrag" an eine Stiftung überweisen.

Ebenfalls am Donnerstag entschuldigte sich die Supermarktkette Tesco, die einen orangefarbenen Overall und eine Gesichtsmaske als Halloween-Kostüm unter dem Titel "Psycho Ward" vermarktet hatte: "Irren-Station". Ein Sprecher sagte: "Wir entschuldigen uns und ziehen das Produkt zurück." Auch Amazon hatte den Overall im Angebot.

Die beiden Fälle führten am Donnerstag zu einer breiten Diskussion in Großbritannien. Der frühere Regierungssprecher Alistair Campbell, der in der Vergangenheit an psychischen Problemen litt, sagte: "Wir befinden uns immer noch im dunklen Zeitalter, wenn große Unternehmen wie Asda, Tesco und Amazon glauben, es sei angemessen, so etwas zu verkaufen." Der ehemalige Profifußballer Stan Collymore, der an Depressionen litt, wandte sich auf Twitter an Asda: "Wisst ihr nicht, wie viele Menschen sich erhängen, weil sie das Stigma fürchten?"

Der Arzt Simon Williams sagte der BBC, "der Skandal könnte sich im Nachhinein als Segen erweisen" - er bringe viele Menschen dazu, über die Stigmatisierung psychischer Krankheiten nachzudenken.

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