Süddeutsche Zeitung

Kolumne: Ladies & Gentlemen:Royale dahoam

Lesezeit: 2 min

Familienkrise: Frisch gewaschen und geschniegelt sind Harry und Meghan zum Jubiläum der Queen erschienen - aber das makellose Outfit hat nicht viel genützt.

Von Max Scharnigg und Julia Werner

Für sie: Der Mantel der Liebe

Die Frage kennen wir alle: Was anziehen bei der Familienfeier? Eigentlich egal, weil die bucklige Verwandtschaft sowieso nichts versteht, und ein Onkel bei zu hohen Schuhen sofort was von Waffenschein faselt. Für Herzogin Meghan liegt die Sache natürlich anders, auch, weil ja kein Onkel mehr mit ihr redet. Wir erinnern uns: Sie und ihr Göttergatte gaben Oprah Winfrey im letzten Jahr ein Interview - entworfen, um alle Brücken hinter sich in die Luft zu jagen - mit Rassismusvorwürfen gegen das Königshaus. Nur mit der Queen wollte man es sich nicht vermiesen, damit der Weg zurück per Privatjet weiterhin möglich ist. Anlässlich des Thronjubiläums der Monarchin war es dann so weit: Harry und Meghan kamen nach London. Aber nur, um sich die ganze Zeit in Social Sibiria zu befinden. Nicht mehr in der Front Row beim Gottesdienst und schon gar nicht auf dem Balkon des Buckingham Palace zum Winken! Und dann auch noch Buhrufe vom Volk. Da muss man schon richtig gute Looks im Koffer haben, dass man dabei trotzdem noch gut aussieht. Etwa diesen hier: ein maßgeschneiderter, zartgrauer Mantel von Dior Haute Couture, perfekt! Nur dieser Diana-inspirierte Hut wirkte, als wolle er Meghan noch kleiner machen, als sie sich wahrscheinlich ohnehin fühlte. Böse Zungen behaupten ja, die beiden seien nur gekommen, um sich ein gemeinsames Foto mit der Queen für ihre Netflix-Doku zu sichern, was die verweigerte. Was lernen wir? Egal wie mies es grade läuft, eine richtig teure Klamotte hilft immer, die Haltung zu bewahren.

Für ihn: Der Versöhnungs-Cut

Ach, das Gefühl kennt man ja sehr gut aus Kindheitstagen: Irgendwie hängt der Haussegen schief, es hat ein bisschen gekracht, es gab eine Türenknall- und Schmollphase, und dann folgt diese verflixte, ungute Ruhe. Am Anfang denkt man als nahezu reumütiger Aggressor noch, man steckt es mit links weg, dass die andere Seite nicht oder nur noch schmallippig kommuniziert. Aber dann nagt es irgendwann doch sehr, und man möchte dringend wieder zurück in den unbefangenen Normalton wechseln. Also latscht man mürbe geworden irgendwann in betont aufgeräumter Stimmung und super aufmerksam direkt durchs Bild, hat ganz zufällig sein Zimmer aufgeräumt, die Hausaufgaben gemacht und sich wirklich saubere Sachen angezogen - den ungeliebten Cutaway gebügelt, den Hausorden poliert und sogar Spülung benutzt. Man macht also überdeutlich bella figura und denkt mit diesen Gesten des guten Willens könnte die Sache doch jetzt auch mal wieder gut sein. Schließlich ist das Outfit doch irgendwie ein Eingeständnis dessen, was man in Worten eben noch nicht ganz sagen kann: Dass es nicht ganz stimmt, was man im Streit gesagt hat, nein, Papa und Brudi sind nicht doof. Und dass man es schon ein bisschen vermisst: Paraden abschreiten und prinzig herumgockeln, Untertanen haben und Menschen, die einem Toast hinterhertragen, und dass es irgendwie ganz schön war, dauernd zur Fuchsjagd eingeladen zu werden. Das alles spricht doch überdeutlich aus dieser blitzsaubere Uniform von früher. Also könnte es vielleicht wieder so sein? Ab und zu wenigstens?

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