Ladies & Gentlemen:Die fröhlichen Royals von Nebenan

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(Foto: Getty Images)

Ein harmonisches Familienfoto zu Opas 70. Geburtstag? Das kann zu Komplikationen führen. Aber nicht in der besten Familie Großbritanniens.

Von Julia Werner und Max Scharnigg

Wer nichts verkaufen muss, hat gut lachen!

Schon klar: Dieses Familienporträt anlässlich des Geburtstags von Prinz Charles ist gephotoshopt, und die Haare der Damen wurden akribisch von einem Profi in Wellen gelegt. Herzogin Catherine trägt nur auf den ersten Blick gepunktetes Spießertum, das Kleid kommt in Wahrheit von der angesagten Designerin Alessandra Rich, und auch Herzogin Meghans Wahl ist mehr als ein Hostessen-Shiftdress, es ist ein maßgeschneiderter Entwurf von Givenchy.

Umso schockierender die Tatsache, dass diese Versammlung geradezu unschuldig natürlich wirkt im Vergleich zu dem, was man heutzutage auf Social-Media-Kanälen zu sehen bekommt. Frauen, so scheint es dort, möchten nur noch als absurd weichgezeichnete Wachsfiguren verewigt werden. Es gehört mittlerweile zum guten Ton, die Wangen einzuziehen, todernst zu schauen und noch einen Filter drüberzulegen, um ja nicht der Wahrheit ins Gesicht blicken zu müssen.

Dass jetzt ausgerechnet der als steif geltende Hochadel mit dem in Schieflage geratenen Foto-Schönheitsideal aufräumt, ist in Wahrheit aber nicht überraschend. Herzogin Catherine schaut hier einfach aus dem Bild, Camilla legt ihre Stirn in Falten, und Herzogin Meghan beugt sich vor Lachen - so viel Lässigkeit muss man sich erst mal leisten können. Keine der Damen muss irgendwas verkaufen, weder sich selbst noch irgendeine Dienstleistung. Diese Einstellung, nicht Teil des digitalen Markts der Eitelkeiten zu sein, sollte sich jede Frau abschauen. Der Adel gibt eben manchmal immer noch den Ton an.

Julia Werner

Standesgemäß stehen und andere Foto-Probleme

Wie sich die britische Königsfamilie hier im Garten von Clarence House präsentiert, das ist in höchstem Maße professionell, ja geradezu amerikanisch. Und natürlich merkt man ausgerechnet an der heiteren Normalität aller Beteiligten, dass es sich eben nicht um eine normale Familie handelt. Bei einem handelsüblichen Familienfoto hätte mindestens einer die Augen geschlossen, ein anderer würde Spuren irgendeiner Verstimmung zur Schau stellen, und die Kinder wären in alle Variationen des Nichtbravseins verstrickt.

Dann diese geschmackvollen Outfits! Auch das ist bei einer amateurhaften Familienzusammenkunft ja nur schwer zu erzielen, dass sich alle einfach mal schön anziehen. Und eben nicht nur den ewig zu großen Blazer aus dem Schrank holen. Wenn man von der Aristokratie heute eine Sache lernen kann, dann dass gehobene Garderobe nur richtig wirkt, wenn man darin nicht unwohl und verkleidet herumsteht. Es müssen für Opa ja nicht gleich handgemachte Tassel Loafer von John Lobb sein, so wie hier.

Noch was: Als gestandener Mann bekommt man in Gruppenfoto-Situationen leider ungewollt oft eine Vorstellung von der eigenen Größe und Massigkeit - gerade wenn junge Damen und Kinder mit aufs Bild sollen. Dann fühlt es sich bisweilen an, als würde man diese filigranen, kleinen Wesen optisch verschlucken, und flüchtet deshalb in hintere Reihen und an die Ränder. Auch das ist hier mit den zentrierten, virilen Jungvätern gut gelöst. Schönheit und Jugend rahmen Adel und Haarausfall ein. Sehr harmonisch.

Max Scharnigg

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