Rezept:Schmeckt nach Herbst: Maronensuppe

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Ob im Ganzen oder als Suppe: Maronen gelten als kleine Kraftkugeln. Sie sind kalorienarm, enthalten kein Gluten und wenig Fett. (Foto: Laura Benedito via www.imago-images.de/imago images/Addictive Stock)

Esskastanien waren früher das Brot der Armen. Heute gelten sie als Superfood mit wertvollen Inhaltsstoffen. Besonders gut schmecken sie geröstet, als üppiges Dessert oder würzig-süßliche Maronensuppe.

Von Titus Arnu

Für Hermann Hesse waren Bäume die „eindringlichsten Prediger“. „In ihren Wipfeln rauscht die Welt, ihre Wurzeln ruhen im Unendlichen“, schrieb er, „nichts ist heiliger, nichts ist vorbildlicher als ein schöner, starker Baum.“ Kastanien hatten es dem naturverbundenen Schriftsteller besonders angetan, er schwärmte in blumigen, genauer gesagt, baumigen Worten von ihnen: „Wie mächtig sie dastehen, wie üppig sie blühen, wie tief sie rauschen, wie satte volle Schatten sie werfen, wie sie im Sommer von ungeheurer Fülle schwellen und wie im Herbst ihr goldbraunes Laub so dick und weichmassig liegt!“ Weichmassig und sättigend sind übrigens auch die Früchte der Edelkastanie, wenn man sie langsam röstet.

Heiße Maroni sind in Hesses Sinne „eindringliche Prediger“ des nahenden Winters, besonders, wenn man sie mit spitzen Fingern aus einer Papiertüte fischt und sie, noch dampfend, genüsslich in den Mund schiebt. Das süßliche, leicht nussige Aroma weckt Kindheitserinnerungen und erzeugt im Mund automatisch ein appetitliches Herbstfest, die warme Tüte dient nebenbei als hocheffiziente Bio-Manteltaschenheizung. Maroni wärmen Herz und Hand gleichermaßen. Esskastanien waren früher als „Brot der Armen“ bekannt, heute zahlt man an Maroni-Ständen in Großstädten bis zu fünf Euro für eine kleine Tüte, etwa 50 Cent pro Kastanie.

In den Südalpen, auf dem Balkan und den Pyrenäen waren Edelkastanien über Jahrhunderte ein spottbilliges Grundnahrungsmittel, weil Kastanienmehl bis zu zwei Jahre haltbar war. Oft waren sie die letzte Rettung bei einer Hungersnot. Ein Baum reichte, um eine Person ein ganzes Jahr lang zu ernähren. In Kastanien-Kulturen wie dem Tessin wurden Bäume nummeriert und Familien zugeschrieben. Anfang des 20. Jahrhunderts waren in Europa noch Hunderte Sorten bekannt, manche wurden nur für die Mehlproduktion, andere für Kastanienpüree oder zum Kochen verwendet. Heutzutage gelten Edelkastanien pauschal als Superfrucht mit wertvollen Inhaltsstoffen wie Vitamin C und E. Die kleinen Kraftkugeln sind kalorienarm, enthalten kein Gluten und wenig Fett.

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Maroni schmecken besonders gut, wenn man sie im Ofen, in einem Metallkessel auf offenem Feuer oder in der Pfanne röstet. Die Nüsse lassen sich nach dem Garen leichter schälen, wenn man sie vorher kreuzweise einschneidet und eine Stunde in kaltem Wasser einweicht. Man kann sie auch in Salzwasser kochen wie Kartoffeln. Beim Garen im Ofen (eine Stunde bei 180 Grad Umluft) empfiehlt es sich, eine Schale mit Wasser auf eine der unteren Schienen zu stellen, damit die Maroni nicht austrocknen. Sehr speziell ist die Zubereitung von Kastanien als Vermicelles: Für das pappsüße Schweizer Dessert werden Maroni in Milch gekocht, mit Vanillezucker und Kirschschnaps aromatisiert – und dann mit einer Art Spätzlepresse zu dünnen braunen Würmchen geformt, die wie Spaghetti-Eis mit Sahne serviert werden.

Aus dem Piemont stammt ein bodenständiges Kastanien-Rezept, das eine angenehme Balance zwischen süß und salzig anstrebt. 250 Gramm Maroni in Salzwasser kochen und schälen (man kann sie auch fertig gegart und geschält kaufen). Zwiebeln, Karotten, Sellerie und Knoblauch in Olivenöl anschwitzen, Maroni dazugeben. Mit einem Liter Hühner- oder Gemüsebrühe aufgießen und 15 bis 20 Minuten kochen. Mit einem Pürierstab oder im Mixer pürieren, bis die Suppe glatt ist. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Je nach Geschmack etwas Crème fraîche oder Sahne unterrühren, das macht die Suppe cremiger. Mit frisch gehackter Petersilie bestreuen und servieren. Um noch einmal Hesse zu zitieren: Ein baumstarkes Rezept, das geschmacklich und emotional garantiert zu „ungeheurer Fülle“ anschwillt.

Das braucht man dazu (vier Portionen)

250 g Maroni 4 Tassen Hühner- oder Gemüsebrühe 1 Zwiebel2 Karotten2 Selleriestangen 2 Knoblauchzehen Frische Petersilie 2 EL Olivenöl50 g Crème fraîche Salz und Pfeffer

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