Kolumne "Eigener Herd":Schlanke Scharfmacher

Kolumne "Eigener Herd": Frühlingszwiebeln enthalten doppelt so viel Vitamin C wie die klassischen Speisezwiebeln.

Frühlingszwiebeln enthalten doppelt so viel Vitamin C wie die klassischen Speisezwiebeln.

(Foto: Imago/Shotshop)

Der Mai ist die beste Zeit für Frühlingszwiebeln. Das zarte Gemüse ist sehr gesund, seine Schärfe gut verträglich - und es passt hervorragend zu Pasta, wie unser Rezept beweist.

Von Titus Arnu

Du Kartoffel! Du Gurke! Du Lauch! Seit ein paar Jahren gibt es einen Trend zu gemüsigen Beleidigungen. Das hat nicht unbedingt mit einem gestiegenen Bewusstsein für vegane Ernährung zu tun. Eher im Gegenteil: Bossmäßig auftretende Deutsch-Rapper wie Kollegah (eigentlich eine Kartoffel namens Felix Blume) beschimpfen schmächtige, blasse Menschen in ihren Stammelreimen als "schwach gebauter krasser Lauch". Dem Lauch wird damit unrecht getan, denn unter den Lauchgewächsen gibt es deutlich schwächere, dünnere und blassere Typen: die Frühlingszwiebeln.

Die Frühlingszwiebel gehört wie der Porree und verschiedene Küchenzwiebelsorten zu den Lauchgewächsen (Allioideae), alle sind jedoch unterschiedliche Pflanzensorten. Die Frühlingszwiebel, auch Lauchzwiebel oder Schnittzwiebel genannt, ist keine zu früh geerntete normale Zwiebel, sie ist nicht in der Lage, eine dicke Knolle unter der Erde zu bilden. Die dünnste Zwiebel der Welt bildet ab März weiße bis hellgrüne Stängel aus, die von Mai an geerntet werden können. Kollegah würde das zarte Gewächs wahrscheinlich als üblen Loser-Lauch dissen, aber das verfehlt die inneren Werte und die äußerliche Attraktivität des unkomplizierten Gemüses total.

Lauchzwiebeln sind appetitanregende Frühlingsboten und zudem sehr gesund. Sie sind nicht so scharf wie die klassischen Speisezwiebeln, enthalten doppelt so viel Vitamin C - und das darin enthaltene Allicin fördert die Verdauung. Wer Knoblauch und Küchenzwiebeln nicht so gut verträgt, kann Frühlingszwiebeln als Alternative verwenden. Eine Mischung aus Frühlingszwiebeln und Ingwer ist noch besser verdaulich, deshalb werden die beiden Gewürzpflanzen in asiatischen Gerichten oft kombiniert.

Kaum ein Gemüse ist nachhaltiger, denn es wächst praktisch überall, braucht kaum Pflege und kann fast komplett verzehrt werden, nur das haarige Wurzel-Gefussel sollte man abschneiden. Allerdings können unvorbereitete Hobbyköche beim Verarbeiten leicht irritiert sein. Das liegt an dem mysteriösen Schleim, der beim Kleinschneiden der hohlen Stängel austritt. Jung geerntete Lauchzwiebeln, die nicht unter Plastikfolie aufgezogen wurden, sind besonders starke Schleimer. Es handelt sich um gelierten Pflanzensaft, der zwar seltsam aussieht, aber ein gutes Zeichen für die Frische und die Qualität der Lauchzwiebel ist. Um Frühlingszwiebeln länger als zwei Tage knackig zu halten, stellt man sie am besten wie einen Blumenstrauß in ein Glas Wasser.

Das Rezept:

Für eine leicht scharfe Frühlingspasta mit asiatischer Note braucht man für vier Personen: zwei Bund Lauchzwiebeln, zwei daumengroße Stücke Ingwer und eine kleine Chilischote (oder Chiliflocken). Vier Esslöffel Sesam ohne Fett in der Pfanne rösten und beiseitestellen. Ingwer, Chili und Lauchzwiebeln in kleine Stücke schneiden und in etwas Sonnenblumenöl andünsten, Lauchzwiebeln zuletzt dazugeben, sie brauchen nicht so lang. Zwei Teelöffel Zucker darüberstreuen und kurz karamellisieren lassen. Nudeln laut Packungsanleitung garen (am besten passen japanische Ramen). Wenn die Nudeln fertig sind, direkt aus dem Topf in die Pfanne zu den Lauchzwiebeln geben, mit zwei Esslöffeln Sesamöl, zwei Esslöffeln dunkler Sojasoße, Salz und Pfeffer aromatisieren. Zwei bis drei Löffel Kochwasser aufgießen. Mit dem gerösteten Sesam bestreuen und sofort servieren.

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