Ladies & Gentlemen:Größe beweisen

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(Foto: Imago/AFP)

Die neuen Repräsentanten: EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas und Nato-Generalsekretär Mark Rutte in der Stilkritik

Von Julia Werner und Max Scharnigg

Für sie: Das Pokeroutfit

Kaja Kallas, die neue Außenbeauftragte der Europäischen Union, fiel schon in ihrer Zeit als estnische Ministerpräsidentin mit einem für Politikerinnenverhältnisse doch recht verspielten Stil auf. Kleine Puffärmel hier, ein zarter Blumendruck dort, ein plissierter Dreiviertelärmel am grauen Shift Dress, und anlässlich einer Pressekonferenz mit dem ukrainischen Ministerpräsidenten Selenskij gleich ein ganzes Ensemble in knallendem Gelb und Blau, mit gestrickter Blumenbrosche. Damals hatte noch niemand was gegen ihre klaren Positionen.

(Foto: AFP)

Jetzt, in ihrem neuen Job, fällt ihr Kleidungsstil aber doppelt auf, weil das diplomatische Establishment ihren politischen Gestaltungswillen als „forsch“ empfindet. Das ist natürlich nichts Neues, Frauen in Lohnarbeit, die ihren Job nicht einfach nur wegmoderieren, sondern wirklich machen wollen, sind schon ganz andere Eigenschaften vorgeworfen worden, die Bandbreite reicht von „schwierig“ bis „krawallig“. Wenn also ein orbanscher Typ sich mal wieder aufregt, bleibt der Frau nur eins: noch ein bisschen frecher werden. Dieses Outfit hier ist ein herrliches Beispiel, weil es alte weiße Männer auf gleich zwei Arten verwirrt und konfus macht: Wird sie mir gleich wie im Saloon einen Whisky über den Verhandlungstresen schieben (Western-Bluse!) – oder doch eher einen Tomatensaft (offizielles Flugbegleiterinnen-Outfit einer neuen Low-Cost-Airline)? Das Wichtigste beim diplomatischen Anziehen sind eben nicht Farben oder Rocklängen, sondern sich wirklich niemals in die Karten gucken zu lassen.

Für ihn: Hochwohlgeboren

Der fast noch nagelneue Generalsekretär der Nato Mark Rutte bietet eine gute Gelegenheit, um mal über das Thema Männergröße zu sprechen. Es wird ja relativ selten thematisiert, dass Männer mit einer Größe zwischen 1,90 und 1,95 Meter auch in unserer aufgeklärten Epoche noch einen genetischen Standortvorteil mitbringen, eine Boden-Luft-Attraktivität quasi. Sie wirken jedenfalls nicht nur meist athletischer und gestreckter als die Masse der 1,80-Meter-Typen, oft stehen ihnen einfach auch Anzüge besser – weil alles genug Platz hat und die Proportionen übersichtlich verteilt sind.

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Für Mark Rutte mit seinen 1,93 Meter gilt das auf jeden Fall, seine überwiegend natoblauen Anzüge sitzen immer tadellos, sein Körperbau ist wie bei vielen seiner Landsleute mehr sportlich als schlaksig und auch noch ohne die leicht gebeugte Haltung, die viele große Menschen in der zweiten Lebenshälfte ereilt. Er ist also zumindest vom Design eine gute Wahl als oberster Nato-Repräsentant, und sei es nur, weil er Wladimir Putin um gute zwanzig Zentimeter überragt. Selbst Donald Trump muss sich ein wenig strecken, um auf Augenhöhe zu kommen, Olaf Scholz sah neben Rutte immer sehr däumlingshaft und in Folge meist auch etwas verzagt aus. Klar, es gibt aber auch Nachteile einer gewissen Länge – zum einen geben derart herausragende Politiker immer ein gutes Ziel für Tomaten- und Tortenangriffe ab und müssen sich meist recht unelegant vor aller Augen aus Limousinen herausfalten. Zum anderen gibt es auch ein zu groß, bei dem dann nur noch Maßschneider die extremen Gliedmaßen halbwegs gut verpackt kriegen. Friedrich Merz etwa schwankt mit seinen 1,98 Meter immer genau auf dieser Grenze zwischen großem Visionär und langem Elend.

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