Ladies & Gentlemen:Im Schlafanzug

Lesezeit: 2 Min.

(Foto: M&S/Skims)

Feierliche Kuschelware: Mit Weihnachtspyjamas kommt Festtagsstimmung auf. Aber nur, wenn sie einigermaßen ansehnlich sind.

Von Julia Werner und Max Scharnigg

Für sie: Tiefenentspannt

Es ist schon komisch. Die eigenartigsten Dinge haben wir Deutschen in den vergangenen Jahrzehnten klaglos von den Amerikanern übernommen. Da wäre zum Beispiel Halloween. Oder Essen aus Eimern. Es ist zugegeben schwer, dem Hollywood-Brainwashing, das schon im Kindesalter anfängt, zu widerstehen. Umso unglaublicher, dass wir uns bisher dieser einen wirklich sinnvollen Idee, die wir aus Filmen kennen, erfolgreich widersetzt haben: Weihnachten im Schlafanzug. Während die Amerikaner also am Weihnachtsmorgen tiefenentspannt in Pyjama und Morgenmantel auf ihrem Sofa sitzen, Geschenke auspacken und mit einem Schuss Eierlikör im Kaffee allen möglichen familiären Spannungen schon im Voraus die Schärfe nehmen, stehen wir hierzulande schon am Heiligabend in Festgarderobe stramm und fürchten ab dem Moment, an dem die Geschenke ausgepackt sind, nichts mehr als den Weihnachtstag an sich. Weil es von jetzt an nichts anderes mehr auszupacken gibt als alte Familienthemen.

(Foto: Skims)

Zum Glück schwappt der Kult um den Weihnachtspyjama langsam auch zu uns herüber. Er wird dabei idealerweise im Familien-Partnerlook getragen, weil das angenehm albern ist und deswegen gleich mal eine besonders flache Hierarchie installiert. Diese Oversized-Flanell-Variante von Kardashians Unterwäsche-Label Skims ist eine gute Wahl, weil sie einem auch noch lange nach Weihnachten das Herz wärmt, und weil sie vor allem von Mutterseite aus gut als rebellischer Akt funktioniert: So ein Pyjama signalisiert nämlich auch, dass man nicht vorhat, den ganzen Tag in der Küche zu stehen.

Für ihn: Kind geblieben

Der Schlafanzug ist der zweite wichtige Anzug im Leben eines Mannes. Auch wenn die meisten ihre Alltagsnächte heute wohl in einem eher unseriösen Mix aus altem T-Shirt und weiten Boxershorts verbringen – zumindest ein offizielles Schlaf-Ensemble sollte im Schrank sein. Für den Fall, dass man mal in Häusern mit Personal eingeladen ist oder ins Krankenhaus. Was der britische Einzelhändler Marks & Spencer hier dieses Jahr als saisonalen Herrenschlafanzug vorschlägt, ist damit allerdings nicht gemeint und wird auch durch das weihnachtliche Gepränge nicht besser. Das ist einfach nur die Fortführung eines Kinderschlafanzugs in die Größe XL und sieht ja schon nicht mal am Model gut aus. Bündchen an Ärmeln und Knöcheln, eng anliegende Jersey-Stoffe und Co. haben so etwa ab dem zwölften Lebensjahr nichts mehr im Schlafzimmer zu suchen.

(Foto: M&S)

Ein erwachsener Pyjama sollte die leichte Eleganz dieses Wortes auch verkörpern, indem er eben den echten Anzug auf freundliche Weise nachahmt: Mit geknöpftem Oberteil, Revers, leichtem Kragen und seitlichen Taschen, in denen sich zum Beispiel bei einem nächtlichen Feueralarm im Hotel die Hände vergraben lassen, während man auf der Straße auf die Entwarnung wartet. Das Wichtigste ist ein hochwertiger Baumwollstoff und ein lässig-weiter Schnitt, der keine genauen anatomischen Rückschlüsse zulässt. Merke: Man sollte in einem guten Pyjama problemlos dem Paketboten die Tür öffnen können! Seide ist angenehm, aber für Männer als Pyjama fast ein wenig zu affektiert und pflegeunfreundlich – die sollte dem Morgenrock vorbehalten sein.

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