Kurz gesichtet:Der Winter kann kommen

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(Foto: Coucousuzette)

Es duftet nach Feigen und Bitterorangen, die Füße tanzen in bunten Socken von ganz allein, und dann kleidet uns Prince Charles auch noch ein. Wir sind bereit für die kalte Jahreszeit.

Von Anne Goebel, Julia Rothhaas und Silke Wichert

Der Twerk, das ist laut Duden ein "Tanzstil mit besonderer Betonung der Bewegungen von Gesäß und Hüften". Kurzum: Wer twerkt, der wackelt lasziv mit den Pobacken. Jugendfreier und für Anfänger etwas weniger hilflos geht das mit den Twerk-Socken von Coucou Suzette. Statt des Hinterns wird hier mit der Ferse gewackelt. Ähnlich verspielt sind auch die anderen Sockenmodelle der französischen Firma: Mal füllt ein dicker Schwangerschaftsbauch das Fersenteil aus, mal sind Würste, Brüste, Dackel oder Paare in Kamasutra-Verwicklung darauf zu sehen. Mit solchen Illustrationen an den Füßen fällt es weniger schwer, diesen Winter mehr Zeit daheim zu verbringen (15 Euro, coucousuzette.com).

Erst maulten alle, dass es wegen Corona so wenig "normale" Modenschauen gibt, jetzt werden die digitalen Alternativen allmählich interessanter. Mugler zeigte kürzlich einen Videoclip mit einem Avatar von Bella Hadid, der einen Vorgeschmack darauf gibt, was da in Zukunft noch alles ohne infektionsgefährdete Models möglich sein wird. Diesen Montag startet nun "Guccifest". Das klingt nicht nur nach Filmfestival, es ist im Grunde auch eines: Der Designer Alessandro Michele präsentiert seine neue Kollektion "Ouverture of something that never ended" als siebenteilige Kurzfilmreihe. Gedreht wurde mit Regisseur Gus van Sant in Rom, Hauptdarstellerin ist die italienische Künstlerin Silvia Calderoni, die im Laufe der eher surrealen Handlung auf so illustre Nebenfiguren wie Billie Eilish, Harry Styles oder Sasha Waltz trifft. Ausgestrahlt wird eine Episode pro Tag auf dem Youtube-Kanal der Marke sowie auf dem Online-Portal Guccifest. Außerdem im Festivalprogramm: 15 Modefilme mit den Entwürfen von jungen aufstrebenden Designern wie Bianca Saunders oder Charles de Vilmorin. Dass große Marken die kleinen ins Rampenlicht rücken - auch das ist eher eine Premiere (16. - 22.11.2020, guccifest.com).

NET-A-PORTER, MR PORTER, YOOX, THE OUTNET

Amüsierten sich königlich: Yoox/Net-a-Porter Chef Federico Marchetti und Prinz Charles.

(Foto: Mike Wilkinson)

Früher warben Marken gern mit dem Prädikat "offizieller Hoflieferant des englischen Königshauses", jetzt liefern die Windsors einfach mal selbst: Prinz Charles bringt mit seiner Charity-Organisation "The Prince's Foundation" und in Kooperation mit dem Online-Riesen Yoox/Net-a-Porter eine nachhaltige Kollektion auf den Markt. Selbst entworfen hat der Monarch freilich nicht. Das Projekt mit dem Namen "The Modern Artisan" soll Studenten in Italien und England dabei unterstützen, genau das zu werden: moderne Handwerker. Von den Online-Boutiquen wurden sie dazu mit Daten rund um das aktuelle Konsumentenverhalten im Luxussegment versorgt. Der Prince's Foundation war es vor allem wichtig, dass umweltverträglich und mit besten Naturmaterialien gefertigt wurde. "Letztlich ist die Natur der Ursprung von allem", sagte Charles bei der Vorstellung der fertigen Entwürfe. Die 18-teilige Kollektion ist auf allen Plattformen der Yoox-Gruppe erhältlich, sämtliche Erlöse gehen an die Wohltätigkeitsorganisation (net-a-porter.com, mrporter.com).

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(Foto: Hersteller)

Eine Marke mit dem Namen 1969 muss, klar, etwas mit der entsprechenden Epoche zu tun haben: Also mit Revolte, langhaarigen Hippiemädchen, Rüschenlooks. Tatsächlich taufte Johan Bergelin, der das Parfumlabel 19-69 gegründet hat, seine Firma ganz einfach nach seinem Geburtsjahr. Aber es steckt mehr dahinter. Erstens inszeniert sich Bergelin mit frei fallender Blondmähne gern als Nachfahre der Blumenkinder von damals. Zweitens versteht der Schwede seine Nischenparfums als "bottled counterculture", was auf Deutsch nicht ganz so geschmeidig klingt: abgefüllte Subkultur. Es geht also um Düfte abseits des Mainstreams, was schon länger nichts mehr mit Underground zu tun hat, sondern mit richtig guten Geschäften. Feine Düfte aus kleinen Manufakturen sind ein lukrativer Markt geworden. 19-69 mischt seit drei Jahren mit und ist unter Kennern begehrt, zunächst waren die Glasflakons nur im Pariser Conceptstore Colette zu haben. Inzwischen bietet Bergelin dreizehn Parfums und natürlich die passenden Duftkerzen an. Mit der jüngsten Kreation "Invisible Post" wird sozusagen an die Kernidee der Marke angeknüpft: Die ausgefallene Mixtur aus grünen Feigen, Sandelholz und Bitterorange soll an die Hippie-Trails der späten Sechziger nach Indien und Afghanistan erinnern. Jede Wette: So gut hat damals nicht das betörendste Räucherstäbchen gerochen (100ml kosten 155 Euro, nineteen-sixtynine.com).

Das Geschäft mit der Mode durchlebt gerade eine schwere Phase, günstiger läuft es in Lockdown-Zeiten für Einrichtungsgegenstände: Am besten führt man also beide Bereiche geschickt zusammen, so wie das H&M gerade bekannt gegeben hat. Für das kommende Jahr kündigt der Konzern eine Kollektion der Designerin Diane von Fürstenberg an - nur wird die Amerikanerin keine Kleidung für das schwedische Unternehmen entwerfen und auch nicht ihr berühmtes Shift Dress neu auflegen, sondern sie hat Wohnobjekte gestaltet. Glasvasen und Kissenhüllen, weiche Decken und formschöne Kerzen: was der Mensch eben so braucht im Kokon der eigenen vier Wände. Unser Zuhause, ließ die 73-Jährige in einer Mitteilung wissen, sei gerade in der aktuellen Situation ein "ebenso entspannender wie bestärkender Ort", sie wolle mit ihren Entwürfen Behaglichkeit und individuellen Stil vereinen. Erwarten darf man farbenfrohe Muster, für die auch Fürstenbergs Mode bekannt ist. Ähnliche Kooperationen von H&M Home gab es mit Gestaltern wie Jonathan Adler oder dem Model Poppy Delevingne.

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