Ladies & Gentlemen:Stilvolle Nahrungsaufnahme in der Öffentlichkeit

Ladies & Gentlemen: Glamourprofi Ursula von der Leyen, die man bislang nie mit irgendetwas Lebenserhaltendem in der Hand sah.

Glamourprofi Ursula von der Leyen, die man bislang nie mit irgendetwas Lebenserhaltendem in der Hand sah.

(Foto: Thierry Monasse/dpa)

Ok, auch das politische Spitzenpersonal muss mal was essen. Aber wie kriegt man das hin, ohne dass Journalisten gleich eine Stilkritik schreiben? Schwierig!

Für sie: Bloß nicht lockerlassen!

Es gibt zwei Glamourbranchen, zu denen eiserne Disziplin gehört: die Mode und die Politik. Die Autorin spricht hier aus Erfahrung, in ihrer Zeit als Modelbookerin verschlang sie riesige Pistazienmacarons heimlich in Pariser U-Bahnschächten, um den strafenden Blicken der Kollegen zu entgehen. Außerdem wurde sie mal auf einem schicken Event mit einer frikadellengefüllten Backe fotografiert. Danach kann man eigentlich einpacken.

Denn wer isst, hat in den Augen der Konkurrenz die Kontrolle über seinen Look und damit sein Leben verloren. Das weiß natürlich auch Glamourprofi Ursula von der Leyen, die man noch nie mit irgendetwas Lebenserhaltendem in der Hand sah. Bis jetzt. Denn neulich in Brüssel gönnte sie sich - festhalten - einen Cappuccino. Ganz schön dolce-vita-mäßig wirkte das. Warum nicht gleich im Winde wehende Blumenkleider tragen, Frau Ministerin?

Ein superschwarzer Espresso wäre hier auf den ersten Blick angebrachter gewesen, der Energy Shot hätte ihre unbedingte Konzentration auf die Macht unterstrichen. Auf den zweiten Blick spricht aus der lauwarmen Entspannungsmilch aber auch eine gewisse Siegessicherheit. Was schon wieder ziemlich smart ist, denn überspannt wirken möchte in der Bewerbungsphase niemand. Das hätte mal jemand Manfred Weber sagen müssen, dem Duracell-Hasen unter den Europäern. Wenigstens kann der jetzt wieder in Ruhe Fleischpflanzerl kauen. Julia Werner

Für ihn: Immer Kind bleiben

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(Foto: Frank Augstein/Bloomberg)

Boris Johnson ist eigentlich wie der Typ früher in der Schule, den zwar keiner richtig mochte, mit dem aber alle trotzdem gerne befreundet waren. Weil er im Mittelpunkt stand, immer irgendeinen spektakulären Mist baute oder sich Sachen traute, die sonst keiner machte. Ein Aufrührer eben, der zwar Spaß versprach, aber von dem man schon früh wusste, dass man sich keinesfalls vertrauensvoll mit ihm einlassen sollte.

Bis heute kokettiert Johnson mit diesem Appeal des Aufrührers, bestes Abzeichen und sein treuester Wahlkampfhelfer ist dabei seine ungezähmte Frisur. Anders als bei Trumps Haaren scheinen die von Boris Johnson ja immer zu sagen: Alles nur Spaß, alles nur Impuls, alles nur, weil die Jungs mich angestachelt haben! Dieser Stil hat etwas Anziehendes, weil er Unvermögen als liebenswerte Eigenheit verklärt. Impulsiv tat Johnson diese Woche auch etwas, das kaum ein Spitzenpolitiker freiwillig tun würde - sich vor den Kameras in eine volle Eiswaffel stürzen.

Es gibt noch weitaus körperlichere Bilder von diesem Termin, Bilder, bei denen unklar ist, wo die Eiswaffel aufhört und Johnson anfängt, und bei denen er trotzdem noch übertrieben keck in die Kamera schielt. Kinder lassen sich so fotografieren. Kinder machen auch Grimassen bei Familienfotos. Darauf darf man sich bei Johnson dann beim nächsten G-7-Gipfel auch einstellen. Max Scharnigg

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