Haben & Sein:Riecht nach Sommerferien

Lesezeit: 3 Min.

(Foto: WDNSL The Athletes)

Wie duftet das Parfum von Lukas Podolski, was macht den Badeort Forte dei Marmi so besonders, und wie bekommt man offenes Feuer stilvoll auf den Tisch? Antworten in den Stilnews der Woche.

Von Anne Goebel, Max Scharnigg, Silke Wichert

Smells like Team Spirit

Wer in diesen EM-Wochen in Berlin oder München unterwegs war, hat womöglich ein Plakat mit Lukas Podolski und der kryptischen Zahlenfolge 27 87 entdeckt. Aber was passierte bloß in den Jahren 27 und 87? Titelgewinne? In ungeraden Jahren? Ganz falsche Fährte: Die Zahlen stehen für das Parfumlabel der Deutschen Romy Kowalewski und setzen sich aus ihrem Geburtsdatum sowie der Füllmenge ihrer Flakons (87ml) zusammen. Podolski wurde hier nicht zufällig als Testimonial ausgewählt, sondern ist quasi offizieller Fan des Hauses. Der Duft „Wandervogel“ von 27 87 zählt seit Jahren zu seinen absoluten Lieblingsparfums, deshalb lässt er es sich regelmäßig aus Barcelona schicken, der Heimat des angesagten Nischenlabels. Kowalewski hatte dort Wirtschaft und Marketing studiert, entdeckte die lange Parfumtradition und hervorragende Produktionsbedingungen in der katalanischen Metropole und entschied, ihre Marke hier aufzubauen. Auch der FC Barcelona wurde bereits auf sie aufmerksam und wollte – bis Corona dazwischenkam – einen exklusiven Duft für den Club von ihr kreieren lassen. Stattdessen heißt die neueste Kreation nun „Per sē“ und ist an sich einfach mal ein Volltreffer. Weil dieses Wochenende das große Finale ansteht: Der Fußballer Podolski wurde anlässlich der Kampagne gefragt, wonach Siege duften. „Bierdusche in der Kabine“ lautet seine Antwort. Nicht wirklich wohlriechend, aber herrlich. Niederlagen dagegen, man ahnte es bereits, riechen „nach gar nichts“. (2787perfumes.com)

(Foto: Assouline)

Italien mondän

Richtige Sommer sollten vor allem eines sein: endlos – jedenfalls müssen sie möglichst so wirken, als höre es nie auf mit den strahlend blauen Tagen und warmen Abenden. Dafür braucht es eine gewisse Wetterstabilität, die diese Illusion aufrechterhält, was zumindest in Deutschland gerade auf ganzer Linie misslingt. Wegfahren ist die eine Möglichkeit, dem Feuchtgebiet zu entkommen. Eine andere sind Bücher, die eigentlich keinen anderen Zweck haben, als beim Durchblättern den Wunsch zu wecken: genau da hin, bitte, und zwar möglichst sofort. Der Band Forte dei Marmi gehört zu dieser Sorte, erschienen bei Assouline. Schon beim flüchtigen Überfliegen der Bilder dominiert schönstes Mittelmeerblau in allen Schattierungen, das celeste des Himmels, das Wasser in tiefem Azur, die türkisfarben gestrichenen Badehäuschen. Abgesehen vom Schwarz-Weiß mancher Fotos, das Buch ist auch eine Hommage an die Vergangenheit. Der toskanische Ort Forte dei Marmi gehört seit vielen Jahrzehnten zu den edlen Seebädern Italiens, bereits 1929 eröffnete das Lokal „La Capannina“, bis heute eine legendäre Diskothek. Schon der überspannte Dichter Gabriele D’Annunzio kam zum Baden an die Sandstrände unterhalb der Marmorberge bei Carrara, mit der Ankunft des Jetset von Patty Pravo bis zum löwenmähnigen Gianni Agnelli wurde der Ort zur Pflichtstation für eine Gästemelange aus sehr viel Geld und Boheme. Italiener bleiben dort ganz gerne unter sich, sollen sich die Reichen aus aller Welt doch hundert Kilometer küstenaufwärts in Portofino um den Platz für die Megayachten streiten. Etwas Text hat das Buch natürlich auch, der Autor Edoardo Nesi beschreibt die Ferien seiner Kindheit und Jugend in „Forte“, wie die Kenner sagen, und zwar auf angemessen nostalgische Weise. Wirklich endlos sind die Sommer nur in der Erinnerung (assouline.com, in englischer Sprache).

(Foto: MESA)

Kleine Flamme

Der amerikanische Hersteller Solo Stove hat sich als Spezialist für raucharme Feuerschalen einen Namen gemacht – die halbhohen Aluminium-Tonnen in verschiedenen Farben gehören in den USA in vielen Gärten und auf Terrassen zum Standard. Jetzt hat das Unternehmen seinen Bestseller geschrumpft und auf Balkon- und Tischgröße verkleinert. Der Rest ist bei „Mesa“ gleich wie beim großen Bruder: In dem handgroßen Zylinder wird echtes Feuer entfacht, das durch das simple und effektive Kaminprinzip schnell brennt und eine wildschöne Flamme lodern lässt. Dank des doppelten Bodens kann man das Feuertönnchen mit seinem Gestell tatsächlich auch einfach auf den Tisch stellen, der Boden wird nicht heiß – und die raucharme Verbrennung könnte angeblich sogar einen Einsatz am Balkon möglich machen. Angesichts des fortschreitenden Regensommers vielleicht ein Ersatz fürs große Lagerfeuer. Befeuert wird „Mesa“, das in verschiedenen Farben erhältlich ist, mit kleinen Holzscheiten oder Pellets – neben der stimmungsvollen Atmosphäre soll sich das Mini-Feuer damit auch zum Marshmallow-Rösten eignen. Wem das zu amerikanisch ist, der kann natürlich auch Nürnberger Bratwürstchen drüberhalten.

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