Plädoyer von Levi's-Chef zur Jeanspflege:Kühlen statt Spülen

Lesezeit: 3 Min.

Wer seine Jeans - und die Umwelt - liebt, der verzichtet aufs Waschen? (Foto: Bloomberg)

Endlich eine Philosophie, die Trendsetter, Waschmuffel und Umweltschützer gleichermaßen erfreuen dürfte: Jeans gehören nicht mehr in die Waschmaschine! Die Botschaft kommt von einem, der es wissen muss.

Von Violetta Simon

Frohe Botschaft für echte Kerle: Das Waschen der Jeans gilt neuerdings offiziell als überschätzt. Wer darauf verzichtet, muss sich nun nicht mehr als muffelndes Ekelpaket fühlen, sondern kann sich guten Gewissens als Hardcore-Umweltschützer betrachten. Zumindest, wenn das neue Marketingkonzept des Jeansherstellers Levi's aufgeht.

Es ist ja schon ungewöhnlich, wenn der Vorstandschef eines Traditionsunternehmens nicht in Anzug und Krawatte, sondern von oben bis unten in Jeansstoff gewandet erscheint. Wenn man allerdings Chip Bergh heißt und Chef von Levi Strauss & Co ist, darf man so was. Doch darf man auch tun, was Bergh nun tat? Er bekannte sich vor laufender Kamera dazu, seine Jeans nicht zu waschen. Igitt.

Bei einer Konferenz des US-Magazins Fortune sagte der vegan lebende Triathlet: Die Jeans, die er gerade trage, besitze er seit einem Jahr - und sie habe noch nie eine Waschmaschine von innen gesehen.

Sauber ohne Wasser?

Da wundert sich der gepflegte Konsument, wie es dem Manager überhaupt möglich war, sich aus dem Stuhl zu erheben. Wo unsere Mütter doch gerne behaupteten, unsere Jeans seien "starr vor Dreck". Vor unserem geistigen Auge erscheinen gar Kolonnen kleiner Tierchen, die auf den Doppelnähten herumspazieren und sich mit Hautschuppen oder Mikroben den Bauch vollschlagen.

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Immerhin scheint Bergh den Bezug zur Realität seiner Kunden noch nicht verloren zu haben: "Ich weiß, es klingt total eklig", fügt er beschwichtigend hinzu, versichert dem Publikum jedoch, dass er bisher an keinerlei Hautkrankheiten leide. Die Sache mit dem Waschen ist in seinen Augen eindeutig eine Frage der Haltung: "Wahre Jeans-Aficionados waschen ihre Blue Jeans nicht", davon ist Bergh überzeugt. Flecken würden sie einfach mit einem Schwamm oder einer Zahnbürste beseitigen.

Der wahre Grund, warum die meisten Denim-Fanatiker ihren Jeans das Wasser ersparen, liegt allerdings anderswo: Material und Farbe leiden, die typische Struktur geht verloren. Das junge Trendlabel Nudiejeans warnt gar davor, die Jeans zu früh zu waschen, weil das arme Ding sonst "ausblute".

Auch der Kunde soll auf Wasser verzichten

Darüber hinaus hoffen die Jeans-Hersteller, über die neue, wassersparende Philosophie das miese Umwelt-Image abzuschütteln. Durch den aufwändigen Herstellungsprozess des Baumwollstoffes verschwendet die Produktion einer einzigen Jeans schließlich mehrere tausend Liter Wasser.

Levi's wirbt schon seit längerem damit, den Wasserverbrauch für die Herstellung auf ein Minimum zu reduzieren. Bereits 2011 hatte der Konzern eine Jeans-Kollektion namens "Water-Less" eingeführt, die bei der Herstellung angeblich 28 Prozent weniger Wasser benötigt. Die neue Generation soll nun mit noch weniger auskommen.

Doch nur das eigene Unternehmen trocken zu legen, ist Levi's-Chef nicht genug: "Ich möchte den Kunden erziehen", sagte Bergh. Immerhin mache dessen Wasserverbrauch für die Jeans 50 Prozent aus. Die Hälfte der etwa 3000 Liter Wasser pro Stück falle durch die Baumwollproduktion an, die andere beim Waschen.

Während die Jeans-Verkäufer in den vergangenen Jahren ihren Kunden schon mal rieten, ihre Hose nur noch alle zwei Wochen zu waschen, kann es nun passieren, dass der Hosenkäufer den Tipp erhält, das gute Stück von Waschmaschinen fernzuhalten und es stattdessen in die Tiefkühltruhe zu legen.

330 Tage dieselbe Hose

Dass diese Methode funktioniert, hat vor einiger Zeit ein Student aus Kanada durch einen Selbstversuch bewiesen. Wie ABC-News berichtete, trug der junge Mann über einen Zeitraum von 15 Monaten an 330 Tagen dieselbe Jeans, ohne sie zu waschen. Wenn sie anfing zu riechen, steckte er die Hose über Nacht ins Kühlfach und zog sie am nächsten Tag wieder an - es funktionierte.

Zum Glück kursieren inzwischen Tipps im Internet für Menschen, die sich fragen, wie man eine Jeans fachgerecht einfriert. Von einer solchen Erfahrung berichtet zum Beispiel Maxwell Gillingham-Ryan recht eindrucksvoll auf seinem Blog "Apartment Therapy". So habe ihn der Verkäufer beim Kauf seiner "G-Star" beschworen, die Hose um Himmels Willen nicht zu waschen, sondern unbedingt ins Kühlfach zu legen. Zunächst habe er an einen Scherz geglaubt, doch dann habe er sich den Rat zu Herzen genommen. Schließlich handelte es sich um die teuerste Hose, die er jemals gekauft hatte, und da wollte er wohl alles richtig machen.

Zwar sei er zunächst auf heftigen Widerstand gestoßen - nicht nur, weil seine Familie die Idee lächerlich fand. Sondern, weil seine Frau der Meinung war, dass die Lücke zwischen Spinat und Tiefkühlpizza kein geeigneter Ort für eine Hose sei. Der Rest aber lief dann schon einfacher: Jeans in die Tüte, Luft rausdrücken, ab ins Kühlfach.

Dem engagierten Verkäufer der G-Star ging es übrigens nicht um die Ökobilanz seines Kunden. Die Jeans zu waschen, komme allein deshalb nicht in Frage, weil dabei nicht nur die kostbare Farbe, sondern die ganze Coolness herausgespült werde.

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