Kolumne "Eigener Herd":Der bessere Pfannkuchen

Kolumne "Eigener Herd": Die Ränder im Ofen kross ausgebacken: Dutch Baby mit Zimt, Mandeln, Kumquats und Sauerrahm.

Die Ränder im Ofen kross ausgebacken: Dutch Baby mit Zimt, Mandeln, Kumquats und Sauerrahm.

(Foto: The Picture Pantry/Sarah Menanix/mauritius images)

Ein "Dutch Baby" ist ein Pfannkuchen aus dem Backofen, der nur einen Bruchteil der Arbeit macht und viel besser schmeckt als das Original: innen flaumig und mit einem knusprigen Rand. Belegt wird er mit Beeren, Obst, Gemüse oder Käse.

Von Kathrin Hollmer

Nichts gegen Pfannkuchen, aber ab einer bestimmten Menge (machen wir uns nichts vor, ab dem zweiten) macht das Rausbacken keinen Spaß mehr und steht dem Wohlfühlessen im Weg. In meiner Familie werden schon immer lieber Ofenpfannkuchen gebacken. "Dutch Baby" heißt das heute; wo ich aufgewachsen bin, sagt man "Reimous", mit einem recht derben Ou-Laut, wie er im Bayerischen Wald üblich ist. Es gibt keine 1:1-Übersetzung davon. Der Münchner Germanistik-Professor und Mundart-Experte Anthony Rowley leitet den Begriff so her: "Rei" komme von der Bratreine, in dem das Gericht zubereitet wird, und Mous, Mus, steht auch für teigige Speisen. Es ist eine traditionelle Fastenspeise aus einfachen Zutaten - ein Pfannkuchenteig mit mehr Eiern als üblich - und schnell zubereitet, schließlich war früher die Zeit auch schon knapp.

Den Teig backt man nicht portionsweise heraus, sondern gibt ihn komplett in eine heiße ofenfeste Form, in der man etwas Butter geschmolzen hat. Im Backofen wandert der Teig über den Rand hinaus und nimmt lustige Formen an. Der Ofenpfannkuchen ist das ideale Medium für alles, was der Kühl- oder Gefrierschrank hergibt, und er schmeckt auch pur. In den USA isst man ihn mit etwas Zitronensaft beträufelt und mit Puderzucker zum Brunch. Dort nennt man ihn auch "German Pancake". Woher der Name "Dutch Baby" kommt, ist nicht belegt. Vielleicht vom "Dutch Oven", dem gusseisernen Bräter, in dem es zubereitet wird. Oder bei der Übersetzung von "deutsch" passierte irgendwann ein Fehler. Seine Erfindung wird dem "Manca's Café" in Seattle zugeschrieben, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts für seine Ofenpfannkuchen berühmt war.

Ob süß oder herzhaft - mehr Comfort Food geht nicht

So ein "Dutch Baby" ist ein schnelles Mittag- oder Abendessen. Ottolenghi serviert es mit eingekochten Feigen und Sauerrahm. Ebenso gut kann man es pikant essen. Es gibt edlere Varianten mit Gruyère oder mit Camembert und Bacon oder auch ganz schlichte mit Puderzucker oder Zimtzucker. Der Signature-Dish meiner Oma ist ein "Hoiwa-Reimous", ein Ofenpfannkuchen, der gleich am Anfang mit Heidelbeeren belegt und gebacken wird. Apfelscheiben gehen auch. Dabei ist der Belag fast egal, am besten schmecken die Eckstücke mit viel knusprigem Rand. Mehr Comfort Food geht nicht.

Für einen Ofenpfannkuchen einen großen flachen Bräter (oder eine gusseiserne oder ofenfeste Pfanne, Auflaufform oder Springform) in den Backofen stellen und auf 220 Grad vorheizen. Für vier Portionen vier Eier (die machen die Ofenpfannkuchen so flaumig) und 200 ml Milch (beides zimmerwarm) mit 100 g Mehl, etwas Salz und eventuell Muskat verquirlen. Den heißen Bräter herausnehmen, etwas Butter darin schmelzen lassen und danach den Teig hineingießen. Goldbraun backen, das dauert circa 15 Minuten. Man kann ihn mit frischen Beeren oder Obst servieren oder damit belegen und backen, das dauert etwas länger. Sehr gut schmeckt das "Dutch Baby" auch pikant: zum Beispiel mit angebratenen Pilzen, Zwiebeln und Petersilie, gedünsteten Lauchringen mit Bergkäse oder weißem Spargel mit Mozzarella. Das Gemüse gibt man nach dem Backen auf den Pfannkuchen und backt ihn noch ein paar Minuten. Der Pfannkuchen fällt beim Belegen zusammen, dem Geschmack schadet das nicht.

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