Süddeutsche Zeitung

Patrick Illinger:Schnibbel-Krimi

Wie bringt man eine aufgeweckte 14-Jährige dazu, ihre digitalen Gerätschaften einige Stunden lang beiseite zu legen und auf das ganze Instasnaptubefacegram-Zeug zu verzichten? Mehr noch: Wie bringt man besagte Jugendliche dazu, sich einige Stunden lang ausgiebig mit Papier, ja, Papier, zu beschäftigen? Nun, das Experiment im eigenen Familienumfeld zeigt: Dafür genügt ein Buch. Ein etwas spezielles Buch. Eines, dessen Seiten nicht nur gelesen, sondern auch bekritzelt, zerschnitten, gefaltet und verbastelt werden kann. "Der Keller der Geheimnisse" heißt der Mitmach-Krimi, erschienen in der "Exit"-Reihe des Kosmos-Verlags, der nach ähnlichem Prinzip auch Spieleboxen anbietet. Grundlage der Buchversion ist eine für Jugendliche spannende Kriminalgeschichte, bei der man im fiktiven Leonardo-da-Vinci-Gymnasium ständig auf abwechslungsreiche Rätsel stößt. Der Reinigungsplan der Firma Grobold enthält zum Beispiel wertvolle Hinweise, die man bei der Entschlüsselung des Fluchtwegs gebrauchen kann. Und warum schlägt Frau Raday eine neue Sitzordnung vor? An anderer Stelle ist etwas "Blaues" zu suchen, auszuschneiden und als Decodier-Werkzeug zu verwenden. Überraschungen sind garantiert. Die Handlung geht immer dort weiter, wo die Lösungen der Rätsel hinführen. Bei richtigem Gebrauch ist das 14,99-Euro-Werk am Ende Papiermüll. Ein fragwürdiges Einwegprodukt? Na ja, es ist eben nicht nur ein Buch, sondern auch Bastelmaterial. Und mehrere Stunden offline sind ja auch Einiges wert.

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Quelle:
SZ vom 02.12.2017
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