Kurz gesichtet:Bunt ist die Hoffnung

Lesezeit: 2 min

Doppelt hält länger: Kerze mit zwei Enden. (Foto: PR)

Das neue Jahr soll heller werden. Deswegen werden nun Kerzen entzündet, recycelte Diamanten angehängt und farbenprächtige Kleider getragen. Die Stil-News der Woche.

Von Anne Goebel, Julia Rothhaas und Silke Wichert

Da hat das Farbinstitut Pantone aber gerade nochmal die Kurve gekriegt. 2020 war schließlich zu trübe, als dass man sich im neuen Jahr gleich über das zum Trendton gekürte "ultimate grey" hätte freuen können. Zur Unterstützung wurde dem Grau daher eine optimistischere Farbe zur Seite gestellt: "Illuminating", also ein quietschiges Gelb, das sofort gute Laune macht. Und die haben ja bekanntlich gerade ziemlich viele nötig. Damit das Jahr 2021 also gleich etwas heller beginnt, hilft die gelbe Doppelkerze Twist vom niederländischen Designer Lex Pott bei der weiteren Optimierung des 2020-Dauerbrenners "heimisches Wohnzimmer". Vielleicht sollte man die Kerze mit ihren zwei Enden aber so lange vor dem Abbrennen schützen, bis man im Frühling wieder getrost auf den tröstenden Gelbton zu Hause verzichten kann (29 Euro, über lys-vintage.com).

Vielleicht nicht das optimale Timing: Gerade erst hat Apropos the Concept Store seinen lang geplanten Laden in Gmund am Tegernsee eröffnet, da muss er wegen des Lockdowns gleich wieder schließen. Andererseits ist der Schritt insgesamt natürlich ein ziemlich mutiger und lässig-antizyklischer. Einfach mal mitten in der Krise, während sowieso schon alle vom großen Retailsterben reden, die sechste Dependance eröffnen. Die Betreiber Klaus Ritzenhöfer und Daniel Riedo sind schon so lange im Geschäft, dass sie wahrscheinlich nichts mehr aus der Ruhe bringt. Von außen sieht der Laden mit großem Holzbalkon und grünen Fensterläden ganz nach bayerischer Tradition aus, das Interior ist allerdings so modern wie die Auswahl der Marken, darunter Bottega Veneta, Celine, Moncler oder Balenciaga. Designerware wird ja immerhin nicht schlecht. Und wo werden sich die Leute bevorzugt erholen, wenn der ganze Spuk vorüber ist? Am Tegernsee natürlich. (Apropos Tegernsee, Münchner Straße 126, 83703 Gmund).

Reise nach Zentralindien: im Bildband "Narmada". (Foto: Narmada by Supriya Lele and Jamie Hawkesworth)

Diesen Namen sollte man sich merken: Supriya Lele. Die britisch-indische Designerin verpackt ihre Wurzeln in so sinnliche wie Grunge-inspirierte Entwürfe. Traditionelle indische Muster und Schnitte sind darin noch deutlich zu erkennen, verschmelzen aber mit einem modernen, urbanen Lebensgefühl. Mit dieser Handschrift schaffte Lele es dieses Jahr sogar ins Finale des prestigeträchtigen LVMH-Nachwuchs-Preises. Weil es dann pandemiebedingt nicht mehr zur letzten Runde kam, wurde das Preisgeld von 300 000 Euro unter den acht Verbliebenen aufgeteilt. Den schönsten, weil beiläufigsten Einblick in ihre Arbeit bekommt man in dem gerade erschienenen Bildband "Narmada", mit Aufnahmen, die auf einer Reise der 33-jährigen gemeinsam mit dem bekannten Modefotografen Jamie Hawkesworth entstanden sind. Narmada ist ein großer Fluss in Zentralindien, die Familie von Leles Vater stammt aus der Gegend, und dort fotografierten sie nicht nur Kleider, sondern vor allem die Mädchen und Frauen auf den Schulhöfen, Straßen und Ufern. Sämtliche Erlöse des Bildbandes gehen nun an die Organisation "Girl Rising", die mit Filmen und Kampagnen nicht nur die Ausbildung von Frauen unterstützt, sondern sich vor allem für einen Wertewandel in der Gesellschaft einsetzt. (ca. 39 Euro, supriyalele.com).

Edel und gut: Kreolen aus recycelten Diamanten von Lilian von Trapp. (Foto: Hersteller)

Galvanik, Legierungen, Gemmen: Die glamouröse Juwelenwelt steckt voller rätselhaft klingender Fachbegriffe, dazu gehört auch das Wort "ausfassen". Damit ist gemeint, dass ein Schmuckstein aus seinem bestehenden Rahmen gelöst und in den Rohzustand zurückversetzt wird. Natürlich nur zu dem Zweck, wieder eine Kostbarkeit daraus entstehen zu lassen. Die Berliner Schmuckdesignerin Lilian von Trapp etwa arbeitet mit recycelten, also bereits verwendeten Diamanten, die von einem Fachbetrieb ausgelöst und aufpoliert werden. Von Trapp fertigt aus den Secondhand-Steinen, die sie als ressourcenschonende Alternative zu herkömmlichen Juwelen schätzt, ihre Kollektionen, zum Beispiel die neue Linie "Synergy": Eine feminine Schmuckserie, die im Unterschied zu früheren Unisex-Kollektionen auf runde Formen und auf klassische Glitzereffekte setzt wie bei den schwingenden Doppelkreolen. Neben den Vintage-Diamanten wird für die handgefertigten Schmuckstücke recyceltes 585er Gelbgold verwendet (Synergy-Kreolen ab 3900 Euro, lilianvontrapp.com).

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: