Süddeutsche Zeitung

Outfit für deutsches Olympia-Team 2014:Knallbonbons auf Schnee

Quietschbunt, geblümt und geringelt - so sollen die deutschen Olympioniken bei den Winterspielen 2014 einlaufen. Eines steht fest: Mit diesem Outfit dürfte das Team schon rein optisch einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Eine Stilkritik.

Von Caro Lobig und Violetta Simon

Auf die einen wirkt es farbenfroh, andere finden es einfach nur hässlich: Das Outfit der deutschen Olympiasportler für die Winterspiele 2014 in Sotschi spaltet die Nation. Laut DOSB ziehen die Olympioniken "farbenfroh und sportlich, funktional und bequem" in die Wettkämpfe. Und repräsentieren nebenbei eine ganze Nation, die - wie die ersten Reaktionen beispielsweise auf Twitter zeigen - weniger begeistert von der deutschen Kluft ist.

Dabei haben sich die Designer bei der Auswahl der quietschbunten Farben so viel gedacht: türkisblau wie das Schwarze Meer, gelb wie Sonne und der Sand, grün wie die Palmen und weiß wie der Schnee - die ganze Vielfalt der dortigen Natur sollte sich in den Kreationen finden. Leider klingt die Kombination nur traumhaft, wirkt auf Stoff aber eher wie ein böser Traum.

Zumal der geringelte Farbmix der Jacken geradezu skrupellos zu Damenhosen mit Floralprints kombiniert wird. Auch hierbei hatten die Designer etwas im Sinn, nämlich die russische Tradition und die Trachten der Frauen. Leider erschließt sich dieser Gedankengang nicht beim Anblick der offiziellen Bekleidung, die aussieht, als wurde sie frisch aus dem Farbtopf gezogen und auf das Unterteil einer Matroschka gestülpt.

Fünf Neon-Farben in einem Outfit - das ist einfach zu viel. Auch wenn das Motiv nett gemeint ist und hinter der Farbgebung eine Hommage an die Olympia-Stadt Sotschi stehen soll: Ironische Twitter-Kommentare bleiben den Designern nicht erspart.

Dabei war die neue Olympia-Kollektion ursprünglich als Erinnerung an die Olympischen Spiele 1972 in München gedacht. Damals war das Maskottchen ein Dackel namens Waldi und ebenso blau-grün-gelb-orange gestreift wie jetzt die deutschen Olympioniken. Die gehen aber nun mal nicht auf vier Beinen, sondern auf zwei - so dass aus Längsstreifen unvorteilhafte Querstreifen werden.

Mal abgesehen davon, dass unsere Athleten keine Maskottchen, sondern die Hoffnungsträger des deutschen Wintersports sind: In diesem Regenbogen-Anzügen ähneln sie eher einer Garde von quietschbunten Männchen, die eine Kindergartentruppe in einem Workshop für "Kreatives Basteln" aus Maisstärke zusammengeknetet hat.

Eigentlich sollte das Outfit nicht nur die deutschen Olympioniken wärmen und alle Blicke auf sich ziehen. Es sollte auch so auffällig sein, dass es 2022 alle nach München zieht - zu den olympischen Spielen, für die sich die Stadt abermals als Austragungsort beworben hat. Nun, auffällig sind die Deutschen zweifellos. Ob sich jedoch ein Land für die Winterspiele qualifizieren kann, in dem regenbogenfarbene Michelin-Männchen herumlaufen, ist eine andere Frage.

"Wir werden mit der Kleidung nicht nur Erfolge feiern, sondern auch einen sympathischen Eindruck hinterlassen", sagte Hans-Peter Krämer, Interimspräsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Eins steht fest: Eindruck hinterlassen werden die deutschen Sportler in Sotschi auf jeden Fall. Und wenn es nichts wird mit den Goldmedaillen, dann bleibt Deutschland immerhin durch das Regenbogen-Kostüm in Erinnerung. Kein Zweifel, das wird unvergesslich.

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