Ladies & Gentlemen:Sprich mit mir!

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Sie sind seit Jahrzehnten Gastgeber in der Manege und deshalb längst eigentlich selbst die Stars: Oprah Winfrey und Markus Lanz in der Stilkritik.

Von Julia Werner und Max Scharnigg

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Die eigentliche Königin: Oprah Winfrey

Kill them with kindness - ein unterschätztes Erfolgsrezept, das nur die Hartgesottenen beherrschen. Die alte Queen zum Beispiel, die Harry und Meghan nach ihrem Harakiri-Interview angeblich immer noch liebt. Oder Oprah Winfrey, die die beiden Verzweifelten auf einer mondänen Terrasse ausfragte und diese sensationelle Show für sehr viele Millionen in gleich 17 Länder verkaufte. Verdient hat das Mediengenie davon jeden Cent. Denn jeder Journalist weiß, wie lange es dauern kann, einen Wunschinterviewpartner zum Reden zu bewegen. Gut, dass die Sussexes und Winfrey quasi Nachbarn sind, da läuft die Annäherung auf Augenhöhe wie nebenbei. Nicht aber das Interview selbst. In dem Moment, in dem Meghan in ihren olivenhainuntauglichen High Heels in der Sitzlandschaft Platz nahm, war es zu spät für die royalen Marionetten, die an Oprahs Strippen hingen wie im Kasperletheater. Die Talkmasterin schaffte es sogar, die beiden zu einem dramatischen Showeffekt zu überreden, nämlich Harry erst später in die Runde stoßen zu lassen. Ihr Outfit, ein puderfarbener Kaschmirpulli über weißer Unschuldsbluse, gepaart mit einem zarten Plisseerock und derben, sehr olivenhaintauglichen Stiefeln, ist ein weiteres kommunikatives Meisterstück dieser Wölfin im Schafspelz. Wer könnte dieser netten, bodenständigen Nachbarin in Rosa mit der Intellektuellenbrille jemals misstrauen? Wahrscheinlich nur die Queen, die Einzige, die dieser Frau beim strategischen Einsatz von Pastellzartheit das Wasser reichen kann.

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Der ewige Plauderprinz: Markus Lanz

Zu den Rätseln, über die man nachdenken kann, wenn man mal bequem sitzt, gehört die Frage, warum Deutschlands unterhaltendes TV-Personal eigentlich so chronisch mittelmäßig ist. Passen sich die Moderatorinnen und Moderatoren den Inhalten an oder ist es eher umgekehrt - wird alles durch sie banalisiert? Jedenfalls kann man hier vor der Kamera mit ein bisschen Akkuratesse und Stehvermögen immer noch goldene Fernsehkarriere machen, und nie gehört man so schnell zum geliebten Inventar wie als Moderator beim ÖRR - irgendeine Quizshow findet sich immer. Denn was die Zuschauer noch weniger schätzen als Mittelaß, sind offenbar Veränderungen im gewohnten Fernsehbild. Markus Lanz ist so in stoischer Präsenz seit Ende der Neunziger allgegenwärtig und hat sich kräftesparend zur Talkshow-Benchmark durchgehockt. Dass ihm mittlerweile auch Coups wie das Gespräch bei Barack Obama gelingen, liegt an seinem unerschrockenen Auftreten: nichts anmerken lassen, nicht ausreden lassen, aber immer fröhlich was zurücklanzen! Sein größtes rhetorisches Talent ist es dabei, auszusehen wie Deutschlands wichtigster Moderator. Das kann er gut, er altert ja in der adretten Mischung aus Pierce Brosnan und Skilehrer, zwar jeweils ohne deren Charme, aber immer mit sauberen Zähnen und so einer Persil-Männlichkeit, die im Job Anzug trägt und am Wochenende die keimfreie Lieblingsjeans. Mit diesem Stil kann ein Mann hierzulande immer noch alles werden, er muss nur aufgeräumt antreten, volksnah missverstehen, emotionale Pausen zulassen und viel dynamisches Mountainbiker-Lachen verteilen. Das Komische ist - irgendwann werden wir ihn trotzdem vermissen.

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