Stilkritik: Slushies:Farbiger Schneematsch gegen Dummheit

Weil die neuseeländische Gefängnisbehörde 193 Slushie-Maschinen aufstellen ließ, kühlten zwar Wärter und Häftlinge ab - die Aktion erhitzte aber die Gemüter mehrerer Politiker.

Von Martin Zips

Neben der Kälte, der Nässe und der Trockenheit gilt in den Schriften der Gnostiker die Hitze als Quelle alles Bösen. Und, logisch, in der Glut geht's natürlich immer besonders heiß her. Giacomo Casanova etwa musste 1756 aus dem Dogenpalast in Venedig fliehen, weil er die Hitze unter dem Bleidach seiner Gefängniszelle einfach nicht mehr aushielt. In Neuseelands Haftanstalten soll es zuletzt auch brutal heiß gewesen sein.

Die Emotionen, sie kochten dort derart hoch, dass die neuseeländische Gefängnisbehörde kürzlich 193 Slushie-Maschinen aufstellen ließ. Slushie, das ist mit "Schneematsch" am besten übersetzt - genauso schmeckt das Zeug aus Eis, Zucker und Farbe nämlich. Manche Politiker kritisierten die Aktion als "unfassbare Verschwendung von Steuergeldern". Andere gaben zu bedenken, es könne tatsächlich jenem knirschenden Automaten-Wassereis zu verdanken sein, dass Wärter und Häftlinge zuletzt ziemlich runterkühlten.

Übrigens: Hitze entsteht nicht nur durch Außentemperatur, manchmal entsteht sie auch durch Blödheit. Der englische Autor Laurence Sterne zum Beispiel schrieb: "Je weniger wirkliches Wissen, desto mehr Hitze im Streit." Genauso ist es. Gäbe es gegen Dummheit endlich farbigen Schneematsch zu kaufen, wir würden diesen am liebsten mit der Güllepumpe versprühen.

© SZ vom 30.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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