Ladies & Gentlemen:Sommer macht luftig

Lesezeit: 2 Min.

(Foto: Alaïa, Burberry)

Ob Löcher, Netz oder Strickoptik – es ist der Sommer der Mesh-Stoffe. Manche Netzstoff-Produkte sind echte Highlights, andere werfen Fragen auf.

Von Julia Werner, Max Scharnigg

Für sie: Absolut zehenswürdig!

Dieser 690-Euro-Schuh ist zurzeit immer ausverkauft, und zwar zu Recht. Das Modehaus Alaïa lancierte das Modell schon vor zwei Jahren, aber richtig gute Ideen brauchen für ihren Weg in die Belohnungszentren der Mainstream-Gehirne immer etwas länger: Ballerinas aus Mesh, Netzstoff also. Sogar die Werbeflächen der Pariser Metrostation Hôtel de Ville sind jetzt komplett mit riesigen Fotos dieses Schläppchens in allen Farben tapeziert. Sie fliegen dort also an allen öffentlichen Verkehrsteilnehmern vorbei, nicht mehr nur an Shopping-Süchtigen, die den halben Tag lang gut angezogenen Menschen auf Instagram ihr Alaïa-Paar neiden.

(Foto: Alaïa)

Dieser Schuh sieht einfach zu allem zu gut aus, von der Jogginghose bis zum Rock. Man kriegt ihn nicht mehr aus dem Kopf, selbst wenn man wegen Budgetvernunft unbedingt will. Warum aber ist ein durchsichtiger Schuh, der einen vor Sneakers tragenden Auf-die-Zehen-Steigern in der überfüllten U-Bahn, Hundehaufen und Pedikürepflicht wirklich nicht schützt, gerade das Maß aller Dinge? Ganz einfach: Netzschuhe sind der Mittelweg zwischen Turnschuh und diesen eleganten Zehensandalen aus Leder, die früher eigentlich nur in Strandsituationen akzeptiert waren, jetzt aber in einer falschen Interpretation von Italo-Eleganz überall getragen werden. Komisch war das schon immer, jetzt aber ist Beachwear in der Stadt geradezu gestrig, weil der Trend zurück zu echter Angezogenheit geht. Der luftige Mesh-Ballerina täuscht diese natürlich nur vor, aber das ist ja viel besser als nichts.

Für ihn: Bisschen löcherlich?

Kurzer Rückblick auf das Hemd von Bundestrainer Nagelsmann am Spielfeldrand. Es sah ja auf den ersten Blick aus wie ein normales dunkles Hemd, aber irgendwas stimmte nicht – es fiel seltsam körpernah, wirkte irgendwie gestrickt und der Kragen war weich wie bei einem Poloshirt. Bei genauerem Hinsehen erkannte man, es war ein Mesh-Stoff, der ganze Nagelsmann’sche Oberkörper war perforiert, was ja irgendwie zum Namen passte. Hersteller „Van Laack“ betont die Luftdurchlässigkeit des Hemds bei gleichzeitiger Blickdichte – gute Eigenschaften, wenn man eine wichtige Rolle bei einem sommerlichen Event spielt. Tatsächlich haben sich Mesh-Stoffe allerorten für die Endrunde dieses Sommers qualifiziert. Zum einen ist es gut, dass es zwischen den ewigen Leinenhemden und dem Unterhemd oder der nackten Brust damit noch eine Alternative gibt.

(Foto: Burberry)

Der technoide Charakter der Mesh-Stoffe, etwa bei Sneakers, spricht zudem auch Männer an, die sich sonst nicht mit Trendtextilien beschäftigen. Andererseits scheint das Thema ästhetisch bis jetzt nicht ganz ausgereift zu sein. Die verfügbaren Mesh-Optiken schwanken zwischen Kettenhemd-Look, also den locker bis sehr locker gestrickten Varianten, oder der Version Lochblech, wozu eher dieses Modell von Burberry gehört. Bei beiden steht die Frage im Raum, was man eigentlich drunter trägt? Nichts, um die Luftigkeit maximal auszureizen? Das sieht dann schnell aus, als würde man Fragen zu den besten Clubs auf Ibiza und Darkrooms in Berlin beantworten können. Unterhemd und Co. hingegen bremsen das Mesh-Prinzip irgendwie ein wenig aus. Das Thema bleibt wohl erst mal ... offen.

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