Für sie: Rotschläppchen
Der It-Schuh der Saison ist nicht etwa ein Turnschuh oder, wie im letzten Herbst, der Loafer. Und die Meinungen gehen auseinander, wie das aktuell angesagte Modell denn nun eigentlich heißt. Die einen würden Mules sagen, die anderen Clog, wieder andere, schlicht und ergreifend: Schlappe. Fest steht, der It-Schuh der Saison hat keine Ferse. Man schlufft in ihn hinein und verlässt das Haus, als hätte man vergessen, dass man noch die Hausschuhe anhat. Wer den – auch schon ein paar Mal da gewesenen – Trend losgetreten hat, ist nicht ganz klar. Aber die Schlappe vom superluxuriösen New Yorker Label The Row könnte etwas damit zu tun haben, auch die Tatsache, dass so mancher Hipster in London und New York immer noch die Boston-Sandale von Birkenstock außerhalb des Wohnzimmers trägt. Das Modell von The Row heißt Hudson und wirkt flacher. Es ist aus rustikalem Wildleder und ein Superstar in den sozialen Medien. Warum, wissen wir nicht so genau.

Was wir wissen ist, dass, egal wie viele Frauen im Maga-Modus gerade wieder High Heels tragen, die Stöckelei im wahren Leben wirklich passé ist, weil die moderne Frau sich maximal frei bewegen will. Selbst die erfolgreichsten Loafer-Modelle vom vorigen Jahr gibt es deswegen jetzt fersenfrei. Das ist, vor allem bei Regen oder bei Verfolgung durch einen Angreifer, allerdings auch nicht praktischer als High Heels. Deswegen hier auch noch gleich unsere Lieblingsvariante: diese satinbezogenen Mules in leuchtendem Rot von Herbert Levine (gesehen bei Mytheresa). In denen ist man zwar genauso schluffig, aber wenigstens auch Prinzessin.
Für ihn: Schlurfgeschwindgkeit
Der Pantoffel ist im Zusammenhang mit Männern nicht besonders gut beleumundet. Stand man als Mann zum Beispiel unter dem Pantoffel seiner Ehefrau, dann galt man zumindest in der alten BRD als irgendwie läppisch. Oder man war gleich ein Pantoffelheld, dann war man zwar auf dem Papier noch Herr im Haus, aber irgendwie trotzdem eine lächerliche Gestalt. Und Pantoffeltierchen sind durchaus interessante Einzeller, durch das Suffix -tierchen aber irgendwie auch nie so ganz ernst zu nehmen. Nun geistert der klassische Pantoffel, Mule oder Clog wieder verstärkt durch die Modekanäle und suggeriert, dass in ihm eben doch eine gewisse Strahlkraft liegen könnte – also jenseits der Verwendung als Frühstücksschuh, der die baren Füße vor dem kalten Boden eines englischen Landhauses schützt.

Ist das so? Kann der Clog am Männerfuß wirklich auch jenseits von Haus und Garten eingesetzt werden? Die Antwort ist jein. Klar lässt sich ein schlicht-schönes Modell wie dieses von Zara mal mit einem lässigen Bohemienstyle verbinden, dann schlapft man als Inbegriff der Tagesfreizeit über den Markt und kauft demonstrativ Blumen und Weinflaschen. Botschaft: Seht her, ich darf mein Leben verschlendern. Denn zu rennen oder auch nur drei große, schnelle Schritte hintereinander zu setzen sind mit den halb offenen und lose sitzenden Latschen fast nicht möglich. Sie demonstrieren deshalb bei aller Lockerheit eben auch Dysfunktionalität, und die Gefahr ist relativ groß, dass man damit nicht wie ein Lebenskünstler wirkt. Sondern wie einer, der seine Tage verschlurft und doch nur ein Pantoffeltierchen ist.

