Zurück in die Zukunft sehen
Retro? Futuristisch? Oder retrofuturistisch? Irgendwie sehen diese Brillen jedenfalls sofort vertraut aus. Als kämen sie direkt von Johnny Depp aus Willy Wonkas Schokoladenfabrik oder als sei Kurt Cobain damit mal in den Bergen gewesen. Falls er jemals in den Bergen war. Dabei sind sie tatsächlich brandneu. Moncler hat gerade seine erste Brillen- und Sonnenbrillen auf den Markt gebracht. Inspiration? Klar, das alpine Erbe, es gibt also viele Maskensilhouetten, Kurven, die an die Proportionen von Daunenjacken erinnern sollen. Erstaunlicherweise sind kaum reine Skibrillen dabei, sondern vor allem Universalmodelle, die auch unisex sind. Aber mit dem Schnee geht es in vielen Lagen ja eh zur Neige. Und Moncler-Jacken werden schließlich auch nicht nur auf der Piste getragen.
Daunenjacken für die Füße
Menschen, die noch nie Crocs getragen haben und es ganz sicher auch nicht vorhatten: Dieser Winter könnte sämtliche Vorsätze über den Haufen werfen. Jetzt gibt es nämlich den „Crocs Overpuff Shorty“, der wie eine Mischung aus riesiger Winterjacke und dickem Raupenfahrzeug aussieht. Der Schuh ist mit Fleece gefüttert, durch einen Bungee-Kordelzug bleibt die Wärme im Inneren. Außerdem ist die Sohle so extrem aufgepumpt, dass man wahrscheinlich ähnlich weit weg vom Boden unterwegs ist wie mit der Karosserie eines SUVs. Natürlich ist der Schuh vor allem für draußen gedacht, aber für alle, die in konservativ geheizten Räumen unterwegs sind, sehen die Daunenschlappen spontan nach einer Wärmeversicherung gegen kalte Füße aus.
Schöner kochen
Als das Magazin AD neulich über Küchentrends berichtete (groß in Mode: Holz in allen Spielarten), bekam man mal wieder den Eindruck, dass es bei der Ausstattung der hauseigenen Kochstelle keine Grenzen nach oben gibt, was Aufwand und Kosten betrifft. Eigentlich will man in dem Raum ja nur Essen aufbewahren und zubereiten, ein bisschen behaglich soll er auch sein für kleine oder größere Runden am Tisch – aber brasilianische Sucupira-Hölzer, Marmorboden, pigmentiertes Leinöl, um die Oberflächen in Schuss zu halten? Historisch gesehen ging es jedenfalls bei der Einbauküche, wie wir sie heute kennen und nutzen, um Einfachheit, zumindest am Anfang. Die neue Ausstellung Kitchen Culture in der Neuen Sammlung in München gibt Einblicke, wie sich das Küchendesign in knapp 100 Jahren entwickelte und was das mit der gesellschaftlichen Rolle der Frau zu tun hat.
Die großartige Architektin Margarete Schütte-Lihotzky entwickelte ihre Einbauküche 1926, um das Erledigen des Haushalts effizienter zu gestalten, weil es Interessanteres gibt im Leben. Später haben sich große Namen wie Charlotte Perriand oder Arne Jacobsen mit der Küche als zentralem Ort eines Wohnhauses beschäftigt, für den es ebenso praktische wie ästhetisch ansprechende Lösungen braucht, man verbringt schließlich viel Zeit an Herd und Spüle. Trickreich und überraschend farbenfroh: die Module des VEB Küchenmöbel Radeberg von 1956, sie waren über Jahrzehnte ein großer Erfolg in der DDR und der Sowjetunion. Neben diesen und weiteren Entwürfen zeigt die Ausstellung Werke von Rosemarie Trockel oder Laurie Simmons, die sich mit traditionellen Rollenbildern auseinandersetzen. Daran gibt es bekanntlich bis heute, in und jenseits der Küche, einiges zu verbessern (ab 26. November).
Stadt, Land, Möbel
Der Möbelhersteller Moorman hatte schon immer eine Sonderrolle in der Branche. Jenseits der üblichen, urbanen Standorte entwarfen und bauten Nils Holger Moormann und seine Designer in Aschau im Chiemgau ihre Möbel, darunter etwa die berühmt gewordenen Regalsysteme FNP oder Egal. Der bisweilen unkonventionelle Stil und der Fokus auf genialisches Neudenken der Wohn- und Arbeitskultur haben der Marke über Jahrzehnte eine treue Stammkundschaft eingebracht. Statt auf Möbelmessen oder opulente Schaufenster setzte Moormann dabei gerne auf eigene Projekte wie etwa seine selbstrenovierte Pension „berge“ oder auch einfach mal einen Van, dessen Innenausbau im Moormann-Stil für schöne Bilder und viel Echo sorgte.
Seit Nils Holger Moormann vor einigen Jahren in den Ruhestand getreten ist, wird die Marke von einem engagierten Team im Sinne des Meisters weitergeführt, droht aber vielleicht, ein wenig in Vergessenheit zu geraten. Deshalb gibt es jetzt einen neuen Showroom – in der Baaderstraße 35 im Münchner Gärtnerplatzviertel fungiert ein altes Ladengeschäft zugleich als Galerie und Präsentationsfläche. Gezeigt werden dort neben Möbeln der Moormann-Kollektion auch Kunst- und Designobjekte befreundeter Marken und Künstler in wechselnden Ausstellungsformaten. Der Keller, der einst als Kohlenkeller diente und der von Moormann weitgehend im Fundzustand belassen wurde, ist zu einer exzentrischen Möbelausstellung umfunktioniert worden. Zwischen Bauschutt und typisch verwinkelten Kellerabteilen kommen die Objekte schön kontrastreich zur Geltung. Diese unkonventionelle Präsentation dürfte ganz im Sinne des Firmengründers sein.
Baaderstraße 35, 80469 München , Öffnungszeiten: Mo-Sa, 11-19 Uhr