Haben & Sein:Neuer Markt

Haben & Sein: Sterneküche für den Hund: Tim Raue hat Menüs für die Heimtierfuttermarke Fred & Felia entwickelt.

Sterneküche für den Hund: Tim Raue hat Menüs für die Heimtierfuttermarke Fred & Felia entwickelt.

(Foto: Hersteller)

Tim Raue kreiert Rezepte für Hunde, das französische Parfümhaus Diptyque macht Reinigungsmittel und der Tischkicker wird feministisch: die Stilnews der Woche.

Von Anne Goebel, Kathrin Hollmer, Marten Rolff, Max Scharnigg und Silke Wichert

Tierfutter aus der Spitzenküche - war da nicht schon mal was? Richtig, vor einigen Jahren machte erstmals die Fernsehköchin und erklärte Hunde- und Pferdefreundin Cornelia Poletto Schlagzeilen mit Hunde-Nassfutter-Kreationen in Varianten wie "Zweierlei Wild von Wald und Wiese". Wenn jetzt aber mit Tim Raue einer der bestbewerteten Köche des Landes "Sterneküche für den Hund" (drei Menüs für die Heimtierfuttermarke "Fred & Felia" à 3,45 Euro) eintüten lässt, hat das Ganze eine neue Dimension. Was soll das werden?, wird sich mancher fragen, kriegt der Hund jetzt getrüffelte Filetspitzen und das in der Krise? Es ist die falsche Frage, aber Krise das richtige Stichwort. Im dritten Pandemiejahr sind viele Gastronomen bis unters Dach verschuldet, und (fast) jedes neue Geschäftsmodell ist ein gutes. Filetspitzen für den Hund wären da vor allem das Charity-Dinner der Stunde (fredfelia.com).

Haben & Sein: Reise um die Welt: Armani zeigt in Mailand eine Ausstellung von Magnum-Fotografen.

Reise um die Welt: Armani zeigt in Mailand eine Ausstellung von Magnum-Fotografen.

(Foto: Hersteller)

Es ist Männermode-Zeit, die Schauen in Florenz und Mailand sind diese Woche zu Ende gegangen, in Paris laufen sie noch bis Sonntag - und natürlich verkaufen die Marken dabei nicht nur ihre neuen Entwürfe, sondern ein möglichst attraktives Image. Dass sich zu diesem Zweck eingestreute Kulturelemente äußerst gut machen, ist bekannt. Bei Etro gab es rezitierte Gedichte anstelle von schnöden Einladungskarten, Erdem bezog sich mit seiner Kollektion auf Motive aus der englischen Landschaftsmalerei. Einer wie Giorgio Armani belässt es nicht bei Anspielungen, das Mailänder Modehaus kuratierte gleich eine ganze Fotoausstellung, um seinen kulturellen Anspruch zu verdeutlichen. Nicht irgendwelche Fotografien, sondern nur solche von Mitgliedern der renommierten Agentur Magnum. Magnum Photos, Colors, Places, Faces vereint Werke von Legenden wie René Burri oder Werner Bischof mit neueren Arbeiten von Martin Parr mit seinen bizarren Momentaufnahmen aus der britischen Provinz oder Newsha Tavakolians Iran-Reportagen. Gar nichts mit Mode also, der Meister hält sich mäzenatisch im Hintergrund (zu sehen bis 6. November in den Armani Silos, armanisilos.com).

Haben & Sein: Aus Liebe zur Nächstenliebe: T-Shirt von Daily Paper, das auf die aktuelle Flüchtlingskrise aufmerksam macht.

Aus Liebe zur Nächstenliebe: T-Shirt von Daily Paper, das auf die aktuelle Flüchtlingskrise aufmerksam macht.

(Foto: Hersteller)

Warum man sein Modelabel ausgerechnet Daily Paper nennt? Was ja eher nach Tagblatt als nach Alltagskleidung klingt? Weil es den drei Gründern Jefferson Osei, Hussein Suleiman und Abderrahmane Trabsini zunächst gar nicht um eigene Kollektionen ging. Die drei Jungs wohnten alle in Amsterdam, hatten alle afrikanische Wurzeln und eine Leidenschaft für Streetwear, also starteten sie vor zehn Jahren einen Blog - Daily Paper eben - um dort über die Szene zu schreiben, Interviews mit Streetwear-Größen zu führen und auch ein bisschen über den Tellerrand zu schauen: was passierte denn eigentlich außerhalb von London und New York? Was machten andere Kreative mit afrikanischen Wurzeln? Erst durch ein T-Shirt, das nur als Merchandising-Artikel gedacht war, aber extrem erfolgreich wurde, bauten sie nach und nach ein komplettes Streetwear-Label auf. Mittlerweile gibt es Läden in New York, London und Amsterdam und eine eingeschworene Fangemeinde - sehr treue Abonnenten gewissermaßen. Die Mission, ihr afrikanisches Erbe in den Fokus zu stellen und eine große globale Community aufzubauen, ist nach wie vor dieselbe. Kürzlich bauten sie gemeinsam mit Off-White und Surf Ghana den ersten Skatepark in Ghana und lancierten gemeinsam mit dem aus Lagos stammenden Designer Wekaforé Maniu Jibril eine Kollektion. Die neueste Zusammenarbeit ist das T-Shirt "A love for Humanity", dessen Design von der Künstlerin Yohanna Alem stammt. Die Bunststiftzeichnung zeigt eine Mutter mit Kind auf der Flucht und soll auf die aktuelle Flüchtlingsproblematik aufmerksam machen, sämtliche Erlöse kommen ausgewählten NGOs zugute (60 Euro, dailypaperclothing.com).

Haben & Sein: Parfüm für die Wohnung: Universalreiniger von Diptyque.

Parfüm für die Wohnung: Universalreiniger von Diptyque.

(Foto: Hersteller)

Das Pariser Parfümhaus Diptyque ist vor allem für seine raffinierten Duftkerzen bekannt und auch seine Parfüms gehören zum festen Repertoire in stilvollen Boudoirs. Ziemlich ungewöhnlich ist nun die Erweiterung unter dem Namen "Droguerie", denn dabei handelt es sich um "Haushaltsprodukte, die den Alltag verschönern." Universalreiniger (Duftrichtung: Lavendel, Zeder, Feigenbaum) oder Geschirrspülmittel (Orangenblüte, Mandarine, Basilikum) setzen in Sachen Design und Wohlgeruch und auch im Preis tatsächlich ganz neue Akzente im Putzschrank. Die Inhaltsstoffe sollen ökologisch verträglich sein und die schönen Glasflakons sind auf lebenslanges Wiederbefüllen ausgelegt. Zumindest eines lässt sich mit Sicherheit sagen - so gut hat der Spülschwamm noch nie gerochen. Probeputzen kann man damit übrigens neuerdings auch bei Ludwig Beck in München (35 Euro, diptyqueparis.com).

Haben & Sein: Diversität auf dem Tischfußballplatz: "Tischkicker*innen-Figuren" von Spielköpfe.

Diversität auf dem Tischfußballplatz: "Tischkicker*innen-Figuren" von Spielköpfe.

(Foto: Hersteller)

So ein Tischkicker ist nicht gerade Anwärter für einen Diversity-Award. Bisher zumindest. Das Unternehmen Spielköpfe, das sich auf feministische und anti-diskriminierende Spiele spezialisiert hat, hat sich nach Spielkarten nun Tischfußball vorgenommen. Die "Tischkicker*innen-Figuren" sind nicht nur weiße Männer, sondern auch Frauen, nicht-binär, mit unterschiedlichen Hautfarben, Religionen und körperlichen Fähigkeiten. Mit der Organisation Viva con Agua und der Tischfußball-App Komm-Kickern veranstaltet Spielköpfe das erste große gendergerechte und vielfältige Kicker-Turnier auf dem Millerntor Gallery Festival in Hamburg (bis 26. Juni). Das Set mit 22 Figuren kostet 111 Euro, elf davon gehen an Viva con Agua Projekte (spielkoepfe.de).

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