Süddeutsche Zeitung

Haben und Sein:Eleganter Start

In 2022 darf das Leben wieder etwas mehr Stil wagen: mit Hausschuhen aus Samt, einem ganz besonderen Riesling und einem Bildband über den Ursprung der Walt Disney-Schlösser.

Von Anne Goebel, Tanja Rest, Max Scharnigg, Jan Stremmel und Silke Wichert

Die Deutschen ziehen zu Hause gern die Schuhe aus, und auch die Schweden pflegen diese Angewohnheit. Und was braucht man deshalb hier wie dort? Hausschuhe natürlich. Die in schön zu finden, ist allerdings eine ewige Herausforderung. Deshalb gründete das Stockholmer Pärchen Sofia Jansson und Ludvig Lindberg vor drei Jahren ihre eigene Marke Inabo. Ihre "Indoor Slipper" sollen das Leben zu Hause nicht nur gemütlich, sondern auch ästhetisch ein Stück weit angenehmer machen. Damit man noch lieber die Morgenstunden zu zweit zu Hause verbringt und auch das Home-Office besser miteinander übersteht. Selbst zur Dinnerparty kann man seine engsten Kontakte damit locker empfangen. Die eleganten Slipper werden von Hand in der Nähe von Porto gefertigt, es gibt sie in Glatt- und Wildleder, in Samt und mit Lammfell gefüttert (ab 219 Euro, inabo.se).

Nicht nur die Weihnachtsferien, sämtliche Wintermonate sind Disney-Zeit. Wenn es draußen ungemütlich ist, erstrahlen auf den Fernsehbildschirmen die "Aristocats" oder das Schwesternpaar Anna und Elsa in umso wärmerem Licht. Nach dem Logo mit dem Märchenschloss taucht man ein in Geschichten, an deren Ende das Gute verlässlich siegt - was für ein Trost! Weitere Regel im Disneyland, neben der moralischen Erbauung: liebevoll gezeichnete Nebenfiguren und detailreiche Ausstattung. All die sprechenden Teekannen und nostalgisch möblierten Gemächer, die Burgen, Unterwasserschlösser und Eispaläste bilden eine ganz eigene Welt. Wobei nicht alles wirklich selbst erfunden wurde, wie jetzt das Metropolitan Museum in New York zeigt. Schon Walt Disney bediente sich bei der Erschaffung seiner Fantasiereiche ausgiebig in der europäischen Kunstgeschichte, und das gilt für die Studios bis heute. "Inspiring Walt Disney" heißt die aktuelle Ausstellung des Museums über Querverbindungen zwischen schönstem französischem Rokoko und den Meisterkopien aus Hollywood. Anhand von Tapisserien und Sèvres-Porzellan bis hin zur Gartenarchitektur werden die elitären Gestaltungsprinzipien der "french decorative arts" und ihre demokratische Anwendung jenseits des Atlantiks vorgeführt - auch in virtueller Form, durch unterhaltsame kleine Audiosequenzen, sodass man die Ausstellung auch aus der Ferne "erleben" kann. Alles andere hätte bei Animationsprofis wie der Walt Disney Company auch erstaunt. Einen schönen Katalog gibt es obendrein - oder man sieht sich einfach mal wieder "Dornröschen" oder "Beauty and the Beast" an (metmuseum.org, Katalog ist für 46 Euro im Buchhandel bestellbar).

Man kann von E-Bikes halten, was man will, aber elegant sind sie nicht gerade mit ihrem aufgeblasenen Motorwulst. Könnte sich jemand, der etwas von Design versteht, nicht endlich mal der Sache annehmen? Soeben geschehen. Serial 1 hat das Mosh/Tribute ausgeliefert, und es ist eine Schönheit geworden: schwarze Hochglanzlackierung mit goldenem Schriftzug, handgefertigter Ledersattel und passende Ledergriffe von Brooks England, gestanztes Messingschild an der Signaturleuchte, dazu blütenweiße Schwalbe-Reifen. Wulstig ist hier gar nichts mehr, sondern alles wie aus einem Guss. Einziger Nachteil: Das Mosh/Tribute ist auf insgesamt 650 Stück limitiert, für ganz Europa sind nur 325 Exemplare vorgesehen. Ein Prachtstück ist unter diesen Umständen auch der Preis: 6250 Euro (www.serial1.eu).

In Sachen Eleganz kommt eigentlich kaum ein Sport ans Wellenreiten heran - doch auf Strandparkplätzen bietet sich dann oft ein arg würdeloses Schauspiel: beim Ausziehen des nassen Neoprenanzugs. Weil die Dinger hauteng sitzen (müssen), tragen die meisten Surfer nichts darunter. Diese Ohne-Unterwäsche-Technik - der Fachmann sagt "going commando" - mag praktisch sein. Sie erfordert aber wilde Verrenkungen mit dem Handtuch, um beim Herausschälen aus der Gummipelle den Umstehenden nicht den nackten Hintern oder mehr zu präsentieren. Für Surferinnen, die auf dieses Theater keine Lust mehr haben, hat das Schweizer Bikini-Label OY nun eine Lösung: Die neue Linie "Under Wetsuit Wear" besteht aus hauchdünnen Bustiers und Slips, die ganz ohne Nähte oder Knoten auskommen. So drückt nichts, verheddert sich nichts - und das Ablegen der Neopren-Haut fügt sich ästhetisch perfekt ins Surfer-Gesamtkonzept (oysurf.com).

Malerisch thront die Burg Ravensburg über dem Kraichgau und über einem Meer von Weinstöcken. Das gleichnamige Weingut feierte dort im Jahr 2021 mit seinem 770. Geburtstag nicht nur ein denkwürdiges Jubiläum, sondern präsentierte aus diesem Anlass auch einige besondere Weine. So wurden mit den Großen Lagen "Husarenkappe" und "Dicker Franz" im Jahr 2011 zwei besonders eindrückliche Vertreter des Hauses eingelagert und jetzt als elegant gereifte Jubiläumsweine mit feierlichem Etikett präsentiert. Noch einen Schritt weiter geht das Riesling-Projekt mit dem geheimnisvollen Namen HK3, das so in Deutschland ziemlich einmalig sein dürfte. Die Kellermeister vermählten dafür Weine der Top-Lage Husarenkappe aus drei sehr guten und zueinander "komplementären" Jahrgängen (2011, 2015, 2016), die bis zur Verwendung in der Cu­vée auf ihrer eigenen Hefe reiften. Ein Vorgehen, wie es sonst zum Beispiel bei Champagner angewendet wird. Entstanden ist dank dieser aufwendigen Methode ein mit Geduld und Handwerk optimierter Riesling, der bestmöglich von allen Facetten seines Terroirs erzählt. Ein Denkmal für einen großen Geburtstag (75 Euro, pinard-de-picard.de).

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