Ladies and Gentlemen:Das ist die Höhe!

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Sneakers mit klobigen Monster-Absätzen sind nicht schön, aber gerade schwer im Kommen.

Von Julia Werner und Jan Kedves

"The Balskee" von Isabel Marant. (Foto: Isabel Marant)

Für sie: Klotz am Fuß

Hässlich ist in der Mode nicht negativ. Vor gut zehn Jahren verkaufte Isabel Marant von einem scheußlichen Keilabsatzturnschuh namens Bekett unzählige Paare. Selbst Beyoncé trug sie 2011 im Video zu ihrem Hit "Love on Top". Die unansehnlichen Beinverlängerer für über 400 Euro waren ständig ausverkauft - und aus dem Pariser Geheimtipp wurde ein Massenlabel. Das Geheimnis des sogenannten Ugly Chic ist die Spaltung. Liebe oder Hass, dazwischen gibt es nichts. 2014 äußerte sich Marant selbst abfällig über ihren Schuh, sie wollte auf keinen Fall als Ugly-Sneaker-Missetäterin in die Geschichte eingehen. Aber jetzt hat sie es sich anders überlegt. "The Balskee" ist der Nachfolger ihres größten Erfolgs. Der nach innen verlegte Korkabsatz ist noch höher. Das Modell noch teurer. Und es sieht so aus wie hypermoderne Orthopädieschuhe, die Privatpatienten bei Mittelfußbruch verpasst bekommen. Die Frage lautet also: Hebt das Ding noch mal ab, weil Isabel Marant eine Zeitgeistspürnase ist und Frauen trotz Body-Positivity-Geschwätz immer noch ihre Beinlänge optimieren, aber keine High Heels mehr tragen wollen? Kann Spaltung noch funktionieren, wenn die modische Meinungsschlacht nicht mehr auf den Straßen ausgetragen wird, sondern mit Herzen auf Instagram? Alles möglich. Entweder macht die Social-Media-Generation den Balskee zum neuen It-Piece. Oder er landet in den Garderoben der mittelalten Hausfrauen von Eppendorf und Bogenhausen. Sicher ist: Isabel Marants Unternehmenssanierung wird erfolgreich sein.

The Triple Platform (Foto: Adidas)

Für ihn: Mut zur Sohle

Humphrey Bogart bekam beim Dreh von "Casablanca" Plattform-Absätze unter seine Schuhe geschnallt, damit er nicht kleiner aussieht als seine Filmpartnerin Ingrid Bergman. Natürlich zeigte die Kamera das nicht. Klein sein oder sich zu kurz fühlen war lange ein Männertabu. Die TV-Programmhefte verdienten damit immer gut Geld, sie waren voll mit Anzeigen für sogenannte Lift- oder Aufzugschuhe. Die machen Männer heimlich größer, mit einem drinnen versteckten Absatz. Die Illustrationen zeigen die Modelle fast immer halb aufgeschnitten, womit sich neben einem technischen Verständnis der Fuß-Hochstapelei auch ein Bild des riesigen Männerkomplexes vermittelt, bei dem fünf bis zehn Zentimeter den Unterschied machen. Gut, dass diese Zeiten nun aber vorbei sind und Männer, die gern größer auftreten, als sie sind, dies ohne jede Scham zeigen können. Da gibt es zum Beispiel die "Grill Kiss"-Stiefel von Designer Rick Owens. Mit ihren irre hohen Plexiglas-Absätzen und dem Kühlergrill für die Zehen vorne erinnern sie an die Zeiten, als das Herumstaksen auf Plateaus für Glam- und Hard-Rocker in den Siebzigerjahren schon einmal üblich und saucool war. Und es gibt von Adidas nun diese neuen "Triple Platform High"-Stiefel. Sie sehen aus, als hätten in der Schuhfabrik drei Sohlen aneinandergeklebt und als hätte der FabrikRoboter diese einfach zusammen unter einen Schaft des Adidas-Modells "Forum 84" genäht. Beim Basketball wird man damit disqualifiziert. Ansonsten sieht Mann damit aber ganz putzig aus.

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