Mode:Schritt für Schritt

Flipflops aus dem alten Ägypten und Plateauschuhe aus dem 17. Jahrhundert: Eine Ausstellung zeigt die Geschichte des Schuhs.

Von Julia Rothhaas

Schuhe

Zehenstegsandalen aus dem Niltal und Flipflops aus dem Kaufhaus.

(Foto: M.Oezkilinc)

Sie sehen nach langen Spaziergängen über heißen Asphalt aus und vielleicht sogar nach einem spontanen Abstecher ins Meer, bei dem das Salzwasser dem Leder dann den Rest gegeben hat. Dabei sind die Sandalen nicht einen Urlaub alt, sondern uralt: Sie wurden 300 bis 200 v. Chr. in Peru getragen. Mit dem ausgeschnittenen Muster in den ledernen Fersenkappen wirken sie jedoch wie ein Paar Sommerschuhe, die man heute noch locker genauso tragen könnte.

Schuhe mit Absätzen trugen früher nur Männer. Sie wollten so ihre Macht zeigen

Mensch und Schuh: Die Geschichte führt weit zurück bis zu Höhlenbewohnern, die sich noch Felle, Blätter und Häute um die Füße banden, um sich vor Hitze, Kälte und Gefahr zu schützen. Dieses Konzept gilt bis heute, ergänzt um den Wunsch, dass das Gebinde am Bein auch nach was aussehen soll. Dass sich manche Designs und Formen über Jahrtausende gehalten und zum Teil kaum verändert haben, zeigt nun eine Ausstellung im Deutschen Ledermuseum in Offenbach am Main. Dafür haben die Macher mehr als 150 Schuhpaare von damals und heute nebeneinandergestellt.

Schuhe

Halbschuh aus Ziegenleder aus dem alten Ägypten und faltbarer Ballerina von heute

(Foto: M.Oezkilinc)

So wie die Zehenstegsandale aus dem Niltal, die mit unterschiedlichen Flecht- und Wickeltechniken aus Pflanzenfasern hergestellt und im alten Ägypten getragen wurde (250 bis 420 n. Chr.). Ein Steg zwischen den Zehen auf einfacher Sohle? Sieht man ab zwanzig Grad Außentemperatur massenweise auch hierzulande wieder: in Form von Flipflops aus Schaumgummi. Die Chopinen aus Venedig hingegen wurden als Zeichen des Wohlstands um 1600 getragen. Die Plateauschuhe waren bis zu 50 Zentimeter hoch und machten es dem Träger dadurch unmöglich, ohne fremde Hilfe darin zu gehen. Knapp 400 Jahre später rutschten die Raver in den Techno-Clubs ähnlich vorsichtig in überhohen Buffalos durch die Techno-Clubs.

An den Grundtypen Sandale, Pantoffel, Halbschuh und Stiefel mag sich wenig getan haben, manches Wissen ging dennoch lange verloren. "Die Römer und Griechen kannten bereits die Unterscheidung in linken und rechten Schuh", sagt Inez Florschütz, die Museumsdirektorin in Offenbach. Danach sei dieses Wissen für 350 Jahre verloren gegangen, zu wichtig nahm man seit der Renaissance symmetrisch angelegtes Schuhwerk. "Erst Mitte des 19. Jahrhunderts tauchte die Zweileistigkeit wieder auf." Sogar beim Militär freute man sich, denn damit gab es fortan weniger Ausfälle bei langen Märschen.

Schuhe

Opernstiefel von François Pinet (1817-1897) und Sock Boot von Alexander McQueen

(Foto: M.Oezkilinc)

Eine eigene Geschichte hat auch der Absatz. Zunächst waren hohe Schuhe Männern vorbehalten, die damit ihre Macht innerhalb der Gesellschaft symbolisieren wollten. Wer alle überragt und noch dazu aufrecht durch die Welt stolziert, muss doch was zu sagen haben, so die gängige Meinung. Reitstiefel mit Absatz garantierten den Herren zudem einen besseren Halt am Steigbügel. Absätze am Halbschuh zu Pluderhose, verziert mit Schnallen und Stickereien, gaben Aufschluss über den Status des Trägers. Mit der Französischen Revolution war dann aber Schluss mit der Stöckelei. "Der hohe Absatz des Adels war erst einmal verpönt. Gleichheit bedeutet eben auch, dass alle auf flachen Sohlen gehen sollten", sagt Florschütz. Der Absatz kehrte erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück - am Damenschuh. Während lange allein das Aufblitzen der Spitze einer Pantolette unterm Rock als erotischer Moment galt, wuchs der Schuh langsam wieder in die Höhe. Sichtbar wurde er allerdings erst in den Zwanzigerjahren, als die Röcke kürzer wurden.

Seitdem überschlagen sich Designer wie Manolo Blahnik, Jimmy Choo und Christian Louboutin mit ihren Entwürfen, schon einer der ersten Schuhdesigner, der Franzose Jean-Louis François Pinet, begeisterte ab 1855 die Modewelt mit floralen Stickereien an Stiefeletten. Beth Levine, eine der wenigen Designerinnen, war ebenfalls für ihre Liebe zum aufwendigen Dekor bekannt. Sie sorgte aber vor allem dafür, dass in den Sechzigerjahren Stiefel für Frauen in Mode kamen. Die Sängerin Nancy Sinatra bat Levine gar um eigene Stiefel, passend zu ihrem Album "Boots", mit der berühmten Zeile: "These boots are made for walking". Zumindest in diesem Punkt war sich die Menschheit schon immer einig.

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