Ladies & Gentlemen:Softe Sache

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(Foto: Alexa Chung for Madewell, massimodutti.com)

Oasis sind zurück und Suede auch, zumindest in der Mode: Braunes Wildleder ist diesen Herbst angesagt. Dabei ist das Material ziemlich wetteranfällig und auch sonst nicht ganz einfach zu handhaben.

Von Julia Werner, Max Scharnigg

Für sie: Zwischenhoch

Ja, der Sommer ist vorbei, aber die gute Nachricht ist, dass jetzt der kurze Zeitraum beginnt, in dem man Jacken tragen kann, die sonst nie gehen, weil es entweder zu warm dafür ist oder zu kalt oder zu regnerisch. Wer genug Geld für so einen Spaß hat, sollte es auf dieses Modepony setzen: die empfindliche braune Wildlederjacke. Die ist, kombiniert mit bunten Seidenbandanas um den Hals, auf Instagram und Tiktok plötzlich an jedem verfolgungswürdigen Modeinfluencer zu sehen, als würde es in unseren Breitengraden nie regnen, und der Grund dafür liegt irgendwo zwischen den Miu-Miu-Kollektionen der vergangenen Jahre und der neuen Liebe für Cowboy-Inspiriertes.

(Foto: Alexa Chung for Madewell)

Deswegen hat die Immer-noch-Stilikone Alexa Chung auch gerade so eine Jacke für den amerikanischen Hipster-Lieferanten Madewell entworfen. Zum Glück, denn das Ding ist zwar schon so gut wie ausverkauft, aber immerhin hat sie für alle eine Art Blaupause für die nicht kleine Investition in ein solches Stück geschaffen. Das Motto: Je wilder das Leder, desto förmlicher bitte der Schnitt. Leicht taillierte Blazerform, doppelreihiger Schnitt, ungefähr so sieht er also aus, der perfekte Mittelweg zwischen Rodeo und Banktermin. Man kann diese Jacke genauso über Kleidern oder wichtigen Businesshosen tragen wie mit Fair-Isle-Pullover und Jeanshemd beim Spazierengehen – sie ist ein universell einsetzbares Zwischending, also eigentlich ein Preis-Leistungs-Weltmeister. Wenn da nur nicht die unbekannte Variable namens Wetter wäre, aber dafür kann die Jacke nichts. 

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Von Julia Werner, Max Scharnigg

 Für ihn: Retrorisiko

Sehr schlimm und sehr schön liegen in der Herrenmode manchmal so eng beisammen, dass man es lieber bleiben lassen sollte, sobald man nur ein Gramm Unsicherheit spürt. Schon in seiner verträglichsten Form – an den Füßen, in Gestalt von Loafers oder Brogues – wirkt Wildleder schnell vermoppt und luftarm. Der restliche Look und das gesamte Wesen des Trägers müssen unbedingt Spuren von Dandy enthalten, sonst zaubert das Material nicht. Das gilt erst recht für große Kleidungsstücke aus Wildleder, das für sich genommen natürlich ein wunderbares Material ist. Hosen scheiden zum Glück ganz aus, ein Overshirt aus aufgerautem Ziegenleder wie hier von Massimo Dutti ist extrem, tja, situationsabhängig.

(Foto: massimodutti.com)

Es kann großartig sein, wenn man damit an einem hellen Herbsttag in einen Alfa Romeo Spider von 1968 springt und aufs Land braust. Oder wenn man ein Date mit seiner Jugendliebe im „The Devonshire“ in Soho hat. Oder wenn man als Marcello Mastroianni wiedergeboren wurde. Bei eher weltlichen Anlässen, etwa im Wartezimmer beim Logopäden oder in der U-Bahn Richtung Einkaufszentrum, wirkt man in Wildleder schnell dödelaristokratisch oder gleich wie der letzte Trapper diesseits des Rio Grande. Anders als bei Frauen funktioniert bei Herren romantische Kleidung nämlich nicht so richtig und sieht fast immer nach Opas Faschingskiste aus. Allerdings – die Gen Z macht genau solche Styles ja seit einigen Jahren salonfähig, darunter absurde Dinge wie Wildleder-Blousons und Trapper-Mützen. Schade nur, dass sie keinen Führerschein mehr haben, um einen Spider zu fahren.

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