Haben und Sein:Wärmt das Herz

Haben und Sein: Bitte herschauen: große Ohrringe mit Fransen von Cajoy.

Bitte herschauen: große Ohrringe mit Fransen von Cajoy.

(Foto: Hersteller)

Gepolsterte Filzstiefel von Camper, die neuen Küchenmesser von WMF und extragroße Ohrringe: die Stilnews gegen Herbst-Trübsal

Von Titus Arnu, Ann-Kathrin Eckardt, Anne Goebel, Jan Kedves und Max Scharnigg

Diesen Herbst kann der Schmuck nicht groß genug sein, und im Frühjahr geht es ähnlich aufgeputzt weiter. Auf den Laufstegen von New York bis Paris gab es Perlen in der Dimension von Wachteleiern zu sehen, Armreifen aus Plexiglas oder extralang baumelnde Ohrgehänge von Valentino oder Vivienne Westwood. Das sieht zwar spektakulär aus, kann aber für die Trägerin ziemlich schmerzhaft sein, wenn der Schmuck die Ohrläppchen zu sehr strapaziert. Mit Fransen aus Textil fällt das Modell von Cajoy etwas leichter aus, die Farbkombination ist trotzdem alles andere als zurückhaltend. Das Label aus Wien lässt nach eigenen Angaben seine Schmuckstücke unter fairen Bedingungen in Asien fertigen, wo ein Netzwerk unterstützt werde, um den Frauen ein Zusatzeinkommen zu sichern. Die "Boho Tassels" sind auch in Hellgrau zu haben. Aber wenn schon, dann richtig (149,99 Euro, cajoy.com).

Haben und Sein: Die dicken Sohlen garantieren Abstand vom kalten Boden: Stiefel von Ottolinger für Camper.

Die dicken Sohlen garantieren Abstand vom kalten Boden: Stiefel von Ottolinger für Camper.

(Foto: Hersteller)

Im nahenden Energiespar-Winter 2022/23 wollen die Zehen nicht bibbern. Die Fußbodenheizung bleibt aus, in mehrstöckigen Mietshäusern wird es auch oben kühl (weil die Nachbarn unten weniger heizen), im Büro bleibt der Ofen aus. Höchste Zeit, die Füße warm einzupacken. Ein paar Socken übereinander ziehen? Kann man machen. Ist aber vielleicht gar nicht nötig, wenn man die schicken "Heattech"-Socken trägt, die der Designer JW Anderson für Uniqlo entworfen hat. Polyester, Polyacryl, Viskose, Baumwolle, Elasthan und Nylon: Die Fasermischung soll über eine spezielle Thermotechnologie die Energie der vom Körper abgegebenen Wassermoleküle in Wärme umwandeln. So werden hübsch geringelte, grob karierte oder im kontrastreichen Colourblock-Look bestrumpfte Füße zur körpereigenen Wärmepumpe (uniqlo.com). Darüber kann man dann die "Thermoball"-Pantoletten von The North Face ziehen. Das sind quasi Puffer-Anoraks für die Zehen, dick gesteppt und gefüllt mit synthetischen Daunen. Völlig egal, dass das eigentlich Hausschuhe sind. In hipperen Teilen der Welt, in Berlin-Mitte etwa, werden sie längst auf der Straße getragen (thenorthface.de). Ergänzt wird das Kuschelangebot durch die neuen Schlupfstiefel, die Ottolinger für die spanische Schuhmarke Camper entworfen haben. Die beiden Schweizer Designerinnen, Christa Bösch und Cosima Gadient, nehmen die Plateauschuh-Silhouette von Manga- und Rave-Girls und kombinieren sie mit ländlich urigem Filzlook (camper.com). Das Material besteht Umwelt und Schafen zuliebe zu 75 Prozent aus Recyclingwolle. Die dicken Blocksohlen puffern die Kälte von unten ab und heben den Kopf näher zur Decke, wo es immer ein bisschen wärmer ist. Nimm das, Winter!

Haben und Sein: Braucht weder Schleifstein noch Wetzstahl: "Ultimate Black"-Kochmesser von WMF.

Braucht weder Schleifstein noch Wetzstahl: "Ultimate Black"-Kochmesser von WMF.

(Foto: Hersteller)

Wer in der Küche scharfe Messer haben will, muss regelmäßig nachschleifen, das ist ein ehernes Kochgesetz. Die Firma WMF wollte sich damit nicht abfinden und hat jetzt eine Kochmesser-Serie vorgestellt, deren Klinge bei normaler Benutzung wartungsfrei 30 Jahre lang scharf bleiben soll - es gibt für die Käufer sogar eine Garantiekarte. Möglich gemacht wird die ewige Schärfe vor allem durch eine neuartige Beschichtung, von der die "Ultimate Black"-Serie auch ihren Namen ableitet. Die schwarze, extrem harte Kohlenstoffschicht aus DLC ("Diamond like Carbon") schützt den Präzisionsschliff der speziell ausgehärteten Klingen vor Abnutzung und verleiht den Messern nebenbei eine besondere Optik. Gefertigt werden die Dauer-Messer in der WMF-Schmiede in Hayingen in Baden-Württemberg. Preise ab 249 Euro könnten auch ein Indiz dafür sein, dass man tatsächlich keine anderen Küchenmesser mehr braucht.

Haben und Sein: Spart Plastik: das Shampoo zum selber Anrühren von Less Waste Club.

Spart Plastik: das Shampoo zum selber Anrühren von Less Waste Club.

(Foto: fitchgallery)

Was tun, wenn man die langen Haare umweltbewusst mit festem Shampoo wäscht - aber sie nachher noch fettig aussehen? Naheliegende Lösung: Man kehrt zurück zu Shampoo in Wegwerf-Flaschen. Oder man denkt sich etwas Neues aus und gründet eine Firma. Rosalie Schmid hat sich für Letzteres entschieden. Mit ihrem Partner Maximilian Glas hat sie sich Putztabs als Vorbild genommen: In der alten Verpackung werden sie mit Wasser zu Badreinigern aufgegossen. Nach dem selben Prinzip funktioniert ihr Startup, eine überfällige Idee - jedes Jahr werden in Deutschland zwei Milliarden Flaschen Shampoo und Duschgel verbraucht. Ein Chemiker entwickelte verschiedene Pulver für das frisch gegründete Unternehmen Lesswasteclub. Wasser dazu geben, gut schütteln - fertig ist das Duschgel, Shampoo oder die Flüssigseife.

Haben und Sein: Laufschuh im Abo: Der "Cloud Neo" von On besteht aus Rizinusbohnen.

Laufschuh im Abo: Der "Cloud Neo" von On besteht aus Rizinusbohnen.

(Foto: Hersteller)

"Wunderbaum", das klingt wunderschön, Rizinusstrauch eher eklig - aber es handelt sich um dieselbe Pflanze. Der Name Wunderbaum gründet auf einer biblischen Erzählung, nach der Gott im Zeitraffertempo einen Strauch über das Haupt des Propheten Jona wachsen ließ, um ihm Schatten zu spenden. Die Rizinusbohne und das Rizinusöl dagegen haben trivialere Funktionen. Die Früchte des Wunderbaums werden für verschiedene Anwendungen in Medizin, Kosmetik und Technik verwendet, am bekanntesten ist vielleicht das Abführmittel. Von diesem biblisch-medizinischen Hintergrund aus ist es ein beinahe wundersamer Sprung zum Laufsport. Der Schweizer Laufschuhhersteller On hat einen neuartigen Schuh aus Rizinusbohnen auf den Markt gebracht: Das Modell "Cloud Neo" besteht zu 100 Prozent aus schnell nachwachsenden Rohstoffen. Je nach Trainingseifer laufen ambitionierte Hobbysportler pro Jahr ein bis zwei Paar Schuhe durch, deshalb landet jede Menge Plastik auf den Müllhalden. Der leichte "Cloud Neo" ist der Gegenentwurf zum Wegwerfen und kommt ohne Kunststoff aus. Wenn der Schuh kaputt ist, können ihn die Kunden innerhalb von sechs bis neun Monaten im mitgelieferten Stoffbeutel zurückschicken und recyceln lassen. Der Schuh ist nur als Abo erhältlich, für 29,95 Euro pro Monat (on-running.com).

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