Ladies & GentlemenDresscode: Außergewöhnlich

Lesezeit: 2 Min.

(Foto: Evan Agostini, Amy Sussman)

Um bei der Oscar-Party von „Vanity Fair“ aufzufallen, ist offenbar alles erlaubt, sogar freigelegte Hintern. Die Schauspieler Sarah Paulson und Noah Schnapp wählten einen besseren Weg.

Von Julia Werner und Max Scharnigg

Für sie: Gewonnen!

Die Oscars waren in Sachen Mode zum Einschlafen, und bei den After-Partys scheint sich seit dem Skandal der nackten Bianca Censori auf dem roten Teppich der Golden Globes jetzt wirklich die Ansicht durchgesetzt zu haben, dass Aufmerksamkeit nur noch durch blanke, vielleicht noch mit Tüll oder Kordeln überzogene Hinterteile (Zoë Kravitz, Emma Chamberlain) oder freiliegenden Busen (Megan Thee Stallion) zu generieren ist. Und das sind nur die interessanteren Nackt-Kandidatinnen, alle anderen kamen in diesen gähnend langweiligen durchsichtigen Kleidern, die man nach einem Klick sofort vergisst. Wo sind sie also, die wirklich risikofreudigen Damen, die uns nicht mit Körper-, sondern Modesilhouetten wach schütteln wollen – also mit einem sogenannten Fashion Moment? Hier ist eine: Sarah Paulson.

(Foto: Evan Agostini)

Die Schauspielerin trug definitiv das beste Kleid des Abends, mit einem Comicfigur-Dekolleté und quasimodoartigen Ausbuchtungen, nicht nur hinten, sondern sogar an der verwundbarsten Stelle der weiblichen Star-Existenz, der Taille. Das Kleid stammt aus der aktuellen Kollektion des großen, jenseits von New York schmerzlich vermissten Marc Jacob. Als er noch in Paris bei Louis Vuitton arbeitete, sah er uns nie als einfältige Sexbomben, sondern immer als komplizierte Gesamtkunstwerke. Kann man in so einem Kleid wild tanzen, trinken, ein Häppchen essen, vielleicht sogar einen anderen Menschen verführen? All das ist in einem Naked Dress wahrscheinlich einfacher, aber um all das geht es im Leben einer Frau eben zum Glück nicht immer.

Für ihn: Gebenedeit!

Dieser cremefarbene Jüngling ist Noah Schnapp und den meisten Menschen wohl als Teil der „Stranger Things“-Clique erinnerlich. Mittlerweile ist er immer noch erst 20 Jahre alt, aber schon seit Jahren Stammgast bei diversen Verleihungen. Als wirklich junger Mensch im Showbiz ist es ja nicht so leicht, bei diesen Veranstaltungen einfach zur klassischen Abendgarderobe für Herren zu greifen. Egal, wie gut geschneidert, Smoking und Co. erfordern eine gewisse Mindestreife, wenn sie nicht ein wenig komisch oder präpotent wirken sollen. Für einen eher kleinen und knabenhaften Mann wie Schnapp gilt das umso mehr.

(Foto: Amy Sussman)

Sein Abendanzug ist deshalb leichter gewählt und gehört in die Kategorie der Neo-Smokings oder veganen Smokingalternativen, die seit einiger Zeit vor allem in Hollywood beliebt sind. Oft sind das Anzüge mit solchen kurzen Kellnerjacken, dieser hier stammt von Dolce&Gabbana, die sich das tänzelnd-elegante Element einer Frackjacke ausborgen, ohne die übrigen großväterlichen Details zu übernehmen, die ein wirklicher Frack sonst noch mit sich bringen würde. Neben der friedvollen Farbe verleiht das ungewöhnliche Revers dem Outfit etwas Feierliches, aber auch eine fernöstliche Note. Angehende Gurus könnten so etwas tragen, allerdings hat man beim Betrachten irgendwie unweigerlich auch so einen leichten Batida-de-Côco-Geschmack im Mund. Aber ja, es sieht fein aus und auf die Weise besonders, die eine Oscar-Party verträgt. Die klobigen schwarzen Schuhe sind allerdings eine seltsame Entscheidung des Stylisten. Als hätte man dem jungen Mann in letzter Minute Gewichte anlegen müssen, damit er nicht sanft entschwebt.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Mailand Fashion Week
:Flauschig geht die Welt zugrunde

Auf der Mailänder Modewoche spiegelte sich die Weltstimmung: Viel apokalyptisches Schwarz, eine aggressiv schlackernde Taille und weil offenbar alles egal ist: überall Pelz.

SZ PlusVon Silke Wichert

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: