Haben und Sein:Wegweisend

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Lassen nur durch, was man hören will: die neuen "Buds" von Bose. (Foto: Hersteller)

Socken für Gleichberechtigung, eine wasserdichte Hightech-Daunenjacke und innovatives Noise Cancelling: die Stilnews der Woche

Von Titus Arnu, Anne Goebel, Kathrin Hollmer, Max Scharnigg und Silke Wichert

Kopfhörer-Stöpsel, neudeutsch auch Pods oder Buds genannt, sind für viele Menschen zum unverzichtbaren Accessoire geworden. Nicht nur weil sie gewichtslos Musik to go oder armloses Telefonieren versprechen, sondern vor allem auch, weil viele hochgerüstete Modelle die Gabe besitzen, die nervigen Geräusche der Außenwelt zu eliminieren. Das sogenannte "Noise Cancelling" sorgt immer wieder für ein magisches Aha-Erlebnis, wenn das laute Zugabteil oder eine vielbefahrene Straße einfach so verstummt. Gerade in dieser Unterdrückung von Nebengeräuschen sollen die neuen " Quiet Comfort Buds 2" des Audiospezialisten Bose nun besonders gut sein, die im Oktober vorgestellt wurden. Die Kopfhörer sind nicht nur noch mal deutlich kleiner und leichter als ihre Vorgänger, die Ingenieure entwickelten dafür auch eine neue "Custom Tune"-Technologie, die bei jedem Einsetzen den Gehörgang scannt und dann Klang und Geräuschunterdrückung individuell für die Form des Ohres optimiert. In der App dazu kann man auch wählen, ob man die Geräusche der Außenwelt komplett ausblenden möchte oder im halbdurchlässigen Modus noch das Wichtigste mitbekommt - sehr praktisch für Lautsprecherdurchsagen oder die Konversation mit dem Zugpersonal.

Heißbegehrt: Tasche von Maximilian Davis für Ferragamo. (Foto: Hersteller)

Die erste Kollektion des jungen britischen Designers Maximilian Davis für Ferragamo war auf Social Media das am meisten diskutierte Designer-Debüt der Saison - jetzt wird es auch gleich noch das schnellste: Einige der erst Ende September präsentierten Entwürfe sind wegen der großen Nachfrage bereits jetzt vier Wochen lang online erhältlich. Das gab's so eigentlich noch nie, aber mit Warten haben es die Kunden ja nicht mehr so und wer als Marke sein Momentum nicht mitnimmt, den bestraft hinterher die Registrierkasse. Neben einigen Kleidern und Hosenkombinationen wurden vor allem Taschen und Schuhe "vorgezogen", etwa die Neuinterpretation der "Wanda" Bag, die mit einer ultraflachen Form und seitlichen Gold-Verschlüssen auffällt, sowie die Sandalen-Modelle mit markanten Absätzen, die zu den Highlights der Kollektion gehörten ( ferragamo.com).

Wasserdicht und kuschelig: Hightech-Daunenjacke von Mammut. (Foto: Hersteller)

Das Zwiebelprinzip beim Outdoor-Sport besagt nicht, dass man vor lauter Anstrengung schniefen und weinen muss. Es bedeutet, dass man mehrere Schichten übereinander zieht, und je nach Temperatur, Niederschlag und Anstrengung schält oder verhüllt. Wenn es allerdings sehr kalt ist, wird die Zwiebel sehr dick. Bei minus 15 Grad und starkem Schneefall braucht man eine Daunen- und darüber eine wasserdichte Hardshelljacke. Diese beiden Schichten hat der Bergsport-Spezialist Mammut nun zu einem Kleidungsstück verschmolzen: Die Photics Ski HS Thermo-Jacke ist angeblich die erste absolut wasserdichte Daunenjacke. Die Jacke hat keine Nähte, sondern ist lasergeschweißt, der Stoff wurde mit einem PFC-freien Mittel imprägniert. Die Schweißnähte halten die Daunen aus fairer Produktion in ihren Kammern, Belüftungs-Reißverschlüsse sorgen dafür, dass der Körperschweiß nach außen verdampft.

Für Gleichberechtigung: Socken von Armedangels und HeForShe. (Foto: Hersteller)

Mit bunten oder wild gemusterten Statement-Socken konnten Menschen, die sich outfittechnisch eigentlich nicht so viel trauen, zuletzt ein wenig Fashion wagen. Das faire Modelabel Armedangels und die Initiative HeForShe, die seit 2014 Männer aufruft, sich für Gleichstellung einzusetzen, nehmen "Statement" nun wörtlich: Gemeinsam haben sie zwei Paar Socken entworfen, die einladen sollen, "sich Frauen und nicht-binären Menschen im Aktivismus für eine gerechte Welt anzuschließen". Die limitierten Socken aus Bio-Baumwolle mit der Aufschrift "Stand up for equality" sind im Onlineshop von Armedangels erhältlich (17,90 Euro, armedangels.com), der gesamte Erlös geht an UN Women Deutschland für die HeForShe Bewegung.

Räumliche Effekte: Das Buch "Two Views On Plants" des Münchner Fotografen Sebastian Cramer. (Foto: Hatje Cantz Verlag)

Zeitreisen sind einerseits faszinierend, wenn Wissenschaftler dank moderner Technik herausfinden, wie Menschen vor vielen Jahrhunderten aussahen. Gerade hat ein englisches Forscherteam mit 3-D-Methoden die Gesichter dreier mittelalterlicher Bewohner der schottischen Ortschaft Whithorn rekonstruiert. Man blickt 700 Jahre zurück in das Antlitz einer jungen Frau und eines Churchill-haften Mannes und hat doch starke Zweifel, ob die beiden wirklich genau so aussahen. Der Münchner Fotograf Sebastian Cramer geht bei seiner Arbeit mit 3-D-Technik einen ganz anderen, unwissenschaftlichen, poetischeren Weg: Seine Aufnahmen von Pflanzen, die vor dem Auge des Betrachters zu räumlichen Skulpturen aufblühen, dienen allein dem Zweck, eine besondere Ästhetik zu erzeugen. Sein Buch Two Views on Plants, erschienen im Hatje Cantz Verlag, widmet sich der Stereoskopie: Eine Technik, die trotz allgegenwärtiger Spielereien mit räumlichen Illusionen in der Virtual Reality erstaunlich wenig Widerhall findet und umso faszinierender wirkt. Zu dem Band gehören zwei 3-D-Brillen, die die Pflanzenmotive in Rot und Grünblau wie geheimnisvolle Arrangements aus einer botanischen Wunderkammer erscheinen lassen: Christrosen mit hauchzarten Blütenblättern, dicht wuchernde Amaryllis, Korbblütler, die aussehen wie ein urzeitliches Insekt. Die Stereoskopie als optische Illusion räumlicher Tiefe, mit der der 59-Jährige arbeitet, gehört zu den ältesten Techniken der Fotografie und wird heutzutage fälschlicherweise als 3D bezeichnet, obwohl es sich eigentlich um zweidimensionale Abbildungen handelt. Kein Verfahren für den schnellen Effekt also, sondern für sorgsam komponierte Bildwelten. Ende kommender Woche wird das Buch auf der Kunstmesse Paris Photo präsentiert (54 Euro, hatjecantz.de).

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