Haben und Sein:Glänzende Ideen

Heron Preston x Zellerfeld

Der Schuh von Stockx aus dem Drucker soll mit seiner Struktur an einen Fischreiher erinnern.

(Foto: Hersteller)

Schuhe aus dem Drucker, ein Sparschäler aus Gold und eine Tapete, die schon im 19. Jahrhundert gut ankam: Die Stilnews der Woche.

Von Anne Goebel, Julia Rothhaas, Max Scharnigg und Silke Wichert

Schuhe auf Knopfdruck? Bei der Plattform Stockx wurde gerade der erste vollständig mit dem 3-D-Drucker hergestellte Sneaker vorgestellt. Das Design stammt vom amerikanischen Designer Heron Preston und ist mit seiner Schuppenstruktur und einer krallenförmigen Sohle dem Fischreiher (Heron Bird) nachempfunden. Die Technologie allerdings kommt von der New Yorker Firma Zellerfeld - gegründet vom Deutschen Cornelius Schmitt. Der 26-Jährige studierte an der Technischen Universität Clausthal, wo er mit der Verarbeitung von Thermoplasten experimentierte. Diese Kunststoffe lassen sich in einem bestimmten Temperaturbereich beliebig verformen und so per 3-D-Drucker in alle möglichen Designs umwandeln. Mithilfe eines iPhone-Fußscans kann die Größe individuell an jeden Fuß angepasst werden. Quasi ein Schuh, der wie angegossen passt, ohne giftige Klebstoffe und Nähte, sodass er vollständig recycelt werden kann. Der "Heron01" wurde im Rahmen einer Verlosung vorgestellt und ist bereits ausverkauft. Aber sicher wird bereits mit Nachdruck an weiteren Modellen gearbeitet (stockx.com).

Haben und Sein: Von wegen Sparschäler: Die Edelversion aus Gold.

Von wegen Sparschäler: Die Edelversion aus Gold.

(Foto: Hersteller)

Er ist vermutlich das günstigste regionale Produkt, das man sich aus Zürich als Souvenir mitbringen kann, und dabei gleichzeitig noch ein Designklassiker: Der Rex-Sparschäler, der auch mehr als 70 Jahre nach seiner Erfindung jedes Jahr massenhaft verkauft wird, wurde 1947 vom Tüftler Alfred Neweczerzal in Zürich zum Patent angemeldet. Der in Davos geborene Neweczerzal, dessen Eltern als Gastarbeiter aus Tschechien in die Schweiz gekommen waren, entwickelte zunächst in seiner Zürcher Wohnung diverse Küchengeräte. Schon 1936 kam er auf die Idee eines Gemüsehobels mit verstellbarem Messer, knapp zehn Jahre später wurde daraus der Rex, der seitdem mit seiner griffigen Form und der beinahe unverwüstlichen Funktionalität überzeugt, die heute immer noch als Original der Firma Zena weniger als drei Euro das Stück kostet. Längst wird das geniale Rex-Design (mit seitlichem Ohr zum Augenausstechen) auch von vielen anderen Küchenherstellern angeboten; und die Schweizer Messerspezialisten von Victorinox lassen dem Kultwerkzeug jetzt sogar eine ganz besondere Ehre zuteilwerden. Sie legen ihren Rex für Weihnachten in einer besonders verschärften Version mit 24-karätiger Vergoldung auf - die natürlich genauso funktional und robust ist wie das Alumodell. Selbst in dieser Luxusversion kostet das Ding nur 69 Euro, kommt also durchaus als pointiertes Geschenk für eitle Hobbyköche infrage. Oder vielleicht als Anerkennung für den Partner, für zwanzig Jahre fleißiges Kartoffelschälen? Dank seiner zeitlos guten Form muss man den Goldschäler jedenfalls nicht mal einpacken, er taugt auch sehr gut als Schmuck am Weihnachtsbaum (victorinox.com).

Heron Preston x Zellerfeld

Kunst als politische Einmischung: der Bildband "Art of Protest", erschienen im Gestalten-Verlag.

(Foto: Hersteller)

Das Buch The Art of Protest beschert zwar ein mehrfaches Wiedersehen mit jemandem, den man nicht vermisst hat, den Ex-US-Präsidenten Donald Trump nämlich, trotzdem ist der Band lohnend. Auf knapp 280 Seiten stellt der Gestalten-Verlag die Arbeit von Künstlern vor, die mit ihren Werken gesellschaftlich Stellung beziehen oder die Tagespolitik aktiv mitgestalten wollen - schließlich heißt der Untertitel "Political Art and Activism". Dabei werden digitale Formate vorgestellt wie die Filme der jungen nigerianischen Initiative "Critics Company" oder die ästhetisch ansprechenden, aber bitterbösen Siebdrucke von J. Leigh Garcia zur US-Einwanderungspolitik. Halil Altınderes scheinbar harmlose Fotografien demaskieren den Nationalismus in Erdoğans Türkei. Auf dem Titel: Die surreale Installation des belgischen Duos Schellekens & Peleman: "Inflatable Refugee", ein "Gummiflüchtling", der daran erinnert, dass Migration nicht einfach eine heraufziehende Großkrise ist, sondern das Schicksal individueller Menschen (in englischer Sprache, 45 Euro, gestalten.com).

superwood

Superwood: Neues Material aus altem Holz und einem Leim, den schon die Ägypter für ihre Boote verwendeten.

(Foto: Hersteller)

31 Kilo pro Kopf: So viel Sperrmüll haben laut Statistischem Bundesamt allein die privaten Haushalte 2019 zum Wertstoffhof gefahren. Kein Wunder, wenn man da allein an die ganzen billigen Möbelstücke denkt, die oft schnell gekauft - und ähnlich schnell wieder entsorgt werden. Das Problem: Ist das Holz mit Schadstoffen wie dem schädlichen Formaldehyd verklebt, kann es nicht recycelt werden. Das möchte die Berliner Designerin Sofia Souidi nun mit Superwood ändern. Der Werkstoff wird aus recycelten Holzfasern hergestellt und mit Casein-Leim zu neuen Platten gepresst. Diese Leimvariante sollen die Ägypter schon beim Bau ihrer Boote verwendet haben. Die Paneele des neuartigen, aus Altholz bestehenden Materials lassen sich ohne Kunststoffbeschichtung gestalten, etwa indem Pigmente oder Textilien hinzugefügt werden - somit können sie später schadstofffrei wiederverwertet werden. Noch ist Sofia Souidi, die sich als Designerin nicht nur mit Materialforschung beschäftigt, sondern auch Lampen und Möbel gestaltet, mit dem Prototyp von Superwood beschäftigt, das gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Holzforschung entstehen soll. Man kann nur hoffen, dass sie damit dann auch bald die großen Möbelhäuser begeistern kann (superwood-project.com).

Haben und Sein: Die Originaltapete stammt aus dem 18. Jahrhundert, aber in neuen Little-Greene-Farben wirkt sie modern.

Die Originaltapete stammt aus dem 18. Jahrhundert, aber in neuen Little-Greene-Farben wirkt sie modern.

(Foto: Hersteller)

Eine Schnecke auf dem Weg Richtung Blume: An der Wand macht sie deutlich bessere Laune als im Beet. Das Muster dieser Tapete stammt aus einem Haus in Knightshayes im englischen Devon, das zwischen 1869 und 1874 von dem exzentrischen Architekten William Burges entworfen wurde, der stets nur ein Motto verfolgte: auffallen. Die Tapete "Burges Snail" hängt bis heute in einem der Badezimmer des Hauses, doch um es auch einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, hat der Farbhersteller Little Greene das Muster nun in die zweite Tapetenkollektion aufgenommen, die in Zusammenarbeit mit dem National Trust entstanden ist. Die sieben verschiedenen Tapetenmuster in frischen Farbtönen wirken dabei nicht wie Elemente aus dem georgianischen oder Viktorianischen Zeitalter, sondern zeitlos (littlegreene.de).

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