Süddeutsche Zeitung

Haben und Sein:Aufblühen

Sommerclogs, Trachten-Punk und Blumen samt Vase zum Bestellen: die Stil-News der Woche

Von Anne Goebel, Max Scharnigg, Jan Stremmel und Silke Wichert

Das Konzept der Münchner Keramikmarke Motel a Miio passt zum Zeitgeist: In Portugal lassen Anna von Hellberg und Laura Castien fair und umweltfreundlich Keramik produzieren - in Farben und Mustern, die ein bisschen an Flohmarkt erinnern. Das Besondere an Geschirr und Vasen: Die Kollektionen wechseln sich schnell ab und sind dank Handarbeit alles Unikate. Um diese Individualität zu unterstreichen, kooperiert das Label jetzt mit dem jungen Blumenversand Bloomon. Gemeinsam wurden ein Frühlingsstrauß und eine Vase entwickelt, die sich perfekt ergänzen. Bestellen kann man Vase plus Blumen entweder komplett bei bloomon.de oder bei motelamiio.com - dann mit Gutschein für die Blumen.

Nach Birkenstock hat nun auch eine andere Schlappe einen Lauf, wie man so sagt: Scholl, die Sandalen mit der markanten (und deutlich hörbaren) Holzsohle. Die Umsätze stiegen zuletzt deutlich, sicher schadete auch nicht, dass der Klassiker Pescura beim Dreh zum "Sex and the City"-Remake "And Just Like That" an den Füßen von Sarah Jessica Parker zu sehen war. Für diese Sommersaison hat sich die Marke mit dem französischen Bademodelabel Eres zusammengetan. Die Kooperation besteht aus zwei verschiedenen Modellen, flach oder mit Absatz, in jeweils zwei leuchtenden Farben. Statt Leder besteht die Schnalle aus dem Eres-typischen Stoff "Peau Douce" mit markantem weißen Rand. Dann sieht es selbst am Starnberger See (oder auch ganz ohne Ufer in der Nähe) ein bisschen nach glamouröser Côte d'Azur aus. Wer will, trägt noch den passenden Badeanzug dazu (ab 190 Euro, eresparis.com).

Man ahnt es schon beim Anblick des Buchcovers: Irgendetwas ist anders an den Trachten von Susanne Bisovsky. Auf dem Foto sitzt zwar ein Model mit mädchenhaftem Teint und Unschuldsmiene da, Blumen im geflochtenen Haar und auf dem Kleid - aber schulterfrei, gehört sich das für ein Dirndl? Und feuerrote Handschuhe dazu? Sieht eher nach einem doppelten Spiel aus, und wer die Wiener Designerin kennt, weiß, dass es bei ihrer Mode genau darum geht: Eindeutigkeiten vermeiden, eher Verwirrung stiften, das aber mit höchster Kunstfertigkeit. "Wiener Chic" heißt der Band, der im Salzburger Pustet-Verlag über Bisovskys Arbeiten erschienen ist, gut 300 Seiten voller schwingender Röcke und Zopffrisuren, großer Hüte und schmaler Taillen. Wer die Miederkleider und Spenzer als Folklore, eher als Volkskunst auf höchstem Niveau betrachten möchte, bei der jede Naht, jeder fein gefältelte Ärmel sitzt - kann man problemlos so sehen. Aber da sind eben auch die Overknee-Stiefel aus Lack, die Punk-Elemente und viel zu kurzen Säume aus dunkler Spitze. Die 54-Jährige hat früh erkannt, dass sich gerade ein normiertes und dabei oft fantasielos durchdekliniertes Genre wie Trachtenmode wunderbar eignet, um Regeln zu brechen und doch aus ihrem Fundus zu schöpfen. Verschwenderische Stoffmengen, Stickereien, Bänder, Handschuhe und geknöpfte Stiefel: Kein Wunder, dass der Ausstattungsreichtum die einstige Schülerin des legendären Helmut Lang - der Designer hat das Vorwort zum Buch beigesteuert - auch zur Bühne gebracht hat. Schon ihre Kollektionen (Prêt-à-porter und Couture) sind theaterreif, und an der Mailänder Scala entwarf Bisovsky "Freischütz"-Kostüme (45 Euro, pustet.at).

Um in der Küche Plastik zu sparen, ist Glas eigentlich das ideale Material: Es ist lebensmittelecht und lässt sich beliebig oft einschmelzen, spart also auch noch Ressourcen wie Sand. Aber kaum ein Glasbehälter, den man im Unverpackt-Supermarkt bekommt, besteht tatsächlich aus wiederverwertetem Material. Denn das ist fast nie ganz durchsichtig. Das portugiesische Start-up Pearl ist schon ein paar Jahre im Einweck-Business aktiv und bringt jetzt die erste Trinkflasche komplett aus "PCR-Glas" heraus (hat nichts mit Nasenabstrichen zu tun, sondern steht für "Post-Consumer-Recycling"). Die Philos Bottle besteht also zu 100 Prozent aus alten Glasscherben, die Firma nennt es "Wild Glass" und verzichtet dafür auf den ja wirklich etwas überholten Anspruch, komplett transparent zu sein. Die individuellen Farbschattierungen zeigen: Jede Flasche hatte ein Vorleben (pearljars.com).

Es herrscht Krieg in Europa, das überschattet alles Übrige - aber bedeutet nicht, dass andere Probleme nicht drängend wären. Sie treten nur eine Zeitlang in den Hintergrund. Um das im Fall von Aids zu verhindern, gibt es immer wieder Aktionen, mit denen an die Immunkrankheit und ihre Opfer erinnert wird. Im Jahr 2020 starben weltweit fast 700 000 Menschen an den Folgen von Aids. Die Diskriminierung der Betroffenen ist nach wie vor verbreitet, in allen Teilen der Welt - prominent besetzte Veranstaltungen sollen den Vorurteilen entgegenwirken, zuletzt etwa die "Oscar Viewing Party" in West Hollywood mit Donatella Versace und Lady Gaga zugunsten der Elton John Aids Foundation. Wobei der Gastgeber wegen eines Konzertauftritts auf seiner eigenen Party fehlte. Und Jean Paul Gaultier hat sich gerade mit der 1994 gegründeten Initiative "Sidaction" zusammengetan. Der Designer entwarf Socken mit der Aufschrift "Safe Sex Forever", der Erlös kommt der Hilfsorganisation und ihrem Kampf gegen Aids zugute. Gaultiers Kommentar: Er bedaure nur eines - "dass ich das Kondom nicht erfunden habe. Es ist das schönste Kleidungsstück von allen. Habt Spaß, aber schützt euch" (Socken 22 Euro, fashion.jeanpaulgaultier.com).

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