Ladies & Gentlemen:Schöner bräunen?

Lesezeit: 2 Min.

(Foto: Armed Angels/Alaïa)

Die alljährliche Trendfarbe von Pantone fällt für 2025 sehr brav aus beziehungsweise sehr braun. Aber soll das neue Jahr wirklich so dumpf starten? Zwei Mode-Meinungen zu „Mocha Mousse“.

Von Julia Werner und Max Scharnigg

Für sie: Buttergelb ist besser!

Vorweihnachtszeit ist Pantone-Farbe-des-Jahres-Zeit: Der Farbkartenguru sagt dem Braunton Mocha Mousse eine steile Karriere voraus, weil es laut Pressemitteilung die kleinen Freuden des Lebens verkörpert, „achtsames Genießen“ also. Wir glauben natürlich gar nichts, erstens, weil sich schon im letzten Januar niemand mehr an den von Pantone prämierten Pfirsich-Farbton erinnerte – und sich stattdessen ein giftiges Grün als „brat“, also total cool, durchsetzte. Und zweitens, weil schon beim Aussprechen des Wortes Mousse von Achtsamkeit keine Rede mehr sein kann. Mousse au Chocolat oder sehr teure Kleideranschaffungen, diese kleinen Freuden des Lebens sind und bleiben ja wohl das Gegenteil von kontrollierter Achtsamkeit.

(Foto: Alaïa)

Sehr kalorienreich ist auch die Inspiration für die Farbe, die die Mode selbst für nächste Saison als Trend identifiziert: Gelb, aber nicht irgendeines, sondern Buttergelb, je ranziger, desto besser. Das ist ein Ton, der im Gegensatz zu Mocha Mousse nicht jedem steht, sondern eher Menschen mit dunkler Haut. Die kaukasischen Typen, die sich vor Sonne schützen wie vor dem Teufel, drohen in ihm unterzugehen. Buttergelb, hier bei Alaïa vorbildlich ausgeführt, verlangt uns also viel mehr ab als die Farbe, die die meisten von uns als Cognac oder Dunkelbeige sowieso im Schrank haben. Die Frau in Gelb kämpft, und zwar mutig ums Gesehenwerden und um Balance (wie hier, mit einem Tick Knallblau!). Passt definitiv jetzt schon besser in dieses 2025, das vieles werden kann – aber bestimmt nicht das Jahr zum Abtauchen in samtigem Kaffee.

Für ihn: Ruhig brauner

Mocha Mousse klingt ja erst mal nicht nach Trendfarbe, sondern nach Trenddessert, und zwar aus dem Jahr 2004. Übersetzt man es auf den modischen Alltag, so ist wohl Braun gemeint, und zwar eines, das nicht zu sehr Kamel ist, aber auch nicht Vollmahagoni. Nein, ein freundliches Milchbraun soll in den nächsten Monaten die Pupillen erregen. Das ist eine etwas erstaunliche Prognose, aber zweifellos eine brauchbare Farbe für den männlichen Kleiderschrank und deutlich leichter umsetzbar als seine Vorgänger bei der Pantone-Farbwahl. Braun ist ähnlich leicht zu kombinieren wie Navy oder Grau, hat aber trotzdem ein Imageproblem, wenn man mal von Schuhen und Gürteln absieht.

(Foto: Armed Angels)

Jeder, der gelegentlich einen braunen Pullover trägt, weiß auch, warum: Es ist ziemlich leicht, sich in Braun selbst irgendwie furchtbar öde zu finden. Die Farbe schluckt viel Energie und eignet sich deshalb nur bedingt für Typen, die von Haus aus eher schlapp wirken. Introvertierte mutieren in Braun regelrecht zu Mobiliar. Unschlagbar ist Braun hingegen dann, wenn es signalisiert, dass ein Powermännchen sich gerade eine leise Stunde oder einen Day off gönnt. In braunem Kaschmir und weicher blauer Stoffhose durch Tokio bummeln oder im braunen Flanellanzug im Lesesessel einen Regentag verträumen – da unterstützt die Farbe dann sehr schön die männliche Weichheit. In anderen Situationen ist der Trick, wie hier bei einem Look von Armed Angels, braune Basics mit ein paar starken Farbtupfern zu kontrastieren. Das hilft gegen die einschläfernde Nebenwirkung.

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