Haben und Sein:Auf den Kopf gestellt

Haben und Sein: Vegane Alternativen statt herkömmlicher Materialien: Sneaker aus Kaktus-Leder.

Vegane Alternativen statt herkömmlicher Materialien: Sneaker aus Kaktus-Leder.

(Foto: Hersteller)

Eine Maschine bereitet Kaffee wie im Handaufguss zu, neue Sneaker aus Kaktus-Fasern, Frauenmode vom Männerlabel Asket: Die Stil-News der Woche

Von Anne Goebel, Julia Rothhaas, Max Scharnigg und Silke Wichert

Mangoleder, Ananasleder, Pilzleder, Apfelleder - die Pflanzenwelt wird laufend nach veganen Alternativen für die Modeindustrie abgegrast. Weil herkömmliches Leder nun mal in Verruf steht, weder tier- noch klimafreundlich zu sein. Nicht nur die Haltung der Kühe hinterlässt einen riesigen CO2-Abdruck, sondern auch die Weiterverarbeitung und das Färben belasten häufig die Umwelt. Die Suche nach dem besten Ersatz gleicht mittlerweile dem Wettrennen um die erste Mondlandung; alles, was optisch und haptisch halbwegs lederähnlich rüberkommt, wird mittlerweile zu Schuhen, Handtaschen und Accessoires verarbeitet. Hermès etwa setzt auf "Sylvania" auf Basis des sogenannten Fine Mycelium, das aus den fadenförmigen Zellen eines Pilzes gewonnen wird. Und weil die Franzosen sich üblicherweise nur mit dem Besten zufrieden geben, wird diese Variante momentan als besonders vielversprechend gehandelt. Das erste Taschenmodell daraus, "Victoria", wird im Herbst auf den Markt kommen. Die spanische Sneaker-Marke Saye wiederum, die schon länger mit recycelten Mangoabfällen und Alternativen aus Mais experimentiert und Sohlen aus Bambus fertigt, hat nun einen Turnschuh aus "Kaktus Nappa" herausgebracht. Die Idee zum Material stammt von der mexikanischen Firma Desserto. Kakteen gibt es in dem Land schließlich zuhauf, sie brauchen kaum Wasser, absorbieren CO2, und das Beste: Wenn man dem Nopal Kaktus die dicken, fleischigen Blätter abschneidet, um sie zu veganem Leder zu verarbeiten, tut das dem stacheligen Freund nicht mal weh. Die Blätter wachsen anschließend einfach wieder nach (149 Euro, sayebrand.com).

Haben und Sein: Rotierender Wasserauslauf für mehr Aroma: die "Epour"-Maschine von Melitta.

Rotierender Wasserauslauf für mehr Aroma: die "Epour"-Maschine von Melitta.

(Foto: Hersteller)

Kein Geheimnis - klassischer Filterkaffee ist seit einigen Jahren wieder gesellschaftsfähig. Mit Präzision und dem richtigen Timing vom Barista per Hand aufgegossen, gehört er heute jedenfalls wieder zum festen Bestandteil urbanen Connaisseurtums und hat viele neue Freunde gefunden, auch solche, die lange an Espressomaschinen verloren waren. Das deutsche Unternehmen Melitta hat die Kaffeekultur seit mehr als hundert Jahren maßgeblich beeinflusst. Ausgangspunkt dafür war die Erfindung des Papierfilters durch Melitta Bentz im Jahr 1908. Seit einigen Jahren kümmert man sich am Hauptsitz in Minden jetzt wieder verstärkt um das Premiumsegment und möchte den professionellen Handaufguss für Zuhause möglich machen. Höhepunkt dieser Entwicklung ist eine neuartige Filtermaschine, die jetzt vorgestellt wurde. Die Besonderheit der "Epour" liegt in dem rotierenden Wasserauslauf, der während des Brühvorgangs Wasser und Kaffeepulver in idealer Geschwindigkeit, Temperatur und vor allem 360-Grad-Gleichmäßigkeit miteinander vermählen soll. Das ausgeklügelte Extraktionssystem soll dabei für mehr Aroma auch bei kleinen Kaffeemengen sorgen und den Kaffee weniger bitter und dafür heißer in die Tasse bringen. Auch eine Vorbrühfunktion ist in der Maschine eingebaut, mit der das wichtige "blooming" des Kaffees, das Aufquellen des feuchten Pulvers vor der eigentlichen Extraktion erledigt wird. Als Ergänzung des Systems gibt es noch eine Kaffeemühle mit integrierter Waage, damit grammgenau die richtige "Brew Ratio" gefunden werden kann. Für so viel Bemühen um eine gute Tasse Kaffee gab's für die neue Kaffeemaschine prompt das begehrte Siegel des European Coffee Brewing Centre (ECBC) mit Sitz in Oslo (199 Euro, melitta-momentum.com).

Man könnte meinen, dass es bei den Olympischen Spielen in Tokio allein um Bestzeiten und Medaillen geht. Aber es wird auch wieder mal viel über die Kleidung der Athletinnen und Athleten gestritten. Schon bei der Eröffnungsfeier ging das Genöle los. "Wer denkt sich das aus?", wollte etwa Basketballer Niels Giffey wissen. Gemeint war das mintgrüne Adidas-Outfit der Deutschen, samt Weste und neonfarbenen Schuhen. Nächster Aufschrei: Die norwegischen Beachvolleyballerinnen müssen eine Geldstrafe bezahlen, weil sie sich für Shorts statt für knappe Bikini-Höschen entschieden haben. Und dann traten die deutschen Turnerinnen in Ganzkörperanzügen auf, das Wichtigste sei schließlich, dass man sich wohlfühle, so Teammitglied Elisabeth Seitz. Genau das findet auch das Modelabel Ganni aus Dänemark. Für die neue Sportlinie "Ganni Klub" wurden leichte Jacken, Röcke im Retro-Look und Shorts in knalligen Farben geschaffen, die "die Freude über alles, was uns in Bewegung versetzt, zum Ausdruck bringen sollen", so die Designerin Ditte Reffstrup. Einige Stücke der 19-teiligen Kollektion eignen sich auch bestens für Aktivitäten jenseits des Trainings, etwa ein weitschwingendes kurzes Kleid. Sommerspaziergang? Radfahrt zum See? Egal, Hauptsache raus ins Freie (ganni.com).

Haben und Sein: Klassiker aus Schweden - das schlichte weiße Hemd von Asket gibt es jetzt auch für Frauen.

Klassiker aus Schweden - das schlichte weiße Hemd von Asket gibt es jetzt auch für Frauen.

(Foto: Hersteller)

"Zero Compromise Garments", Kleidung ohne Kompromisse, das klingt ziemlich streng. Und tatsächlich steckt im Namen der Marke Asket das Wort asketisch, trotzdem sehen die Sachen aus Schweden überhaupt nicht freudlos aus. Der Werbespruch ist eher als Bekenntnis zu umwelt- und ressourcenschonender Produktion zu verstehen, klar, anders lässt sich Mode heute kaum mehr vernünftig verkaufen. Die puristischen Klassiker wie Rundhals-T-Shirts und Kaschmirpullover gab es bisher nur für Männer, jetzt kommt die neue Linie für Frauen auf den Markt. Erstmal mit - genau, soviel Reduktion muss sein - drei Teilen. Zur Minikollektion gehört ein glattes, schlichtes, weißes Hemd. Ideal für Spätsommertage, die noch schön warm sind, aber den Herbst schon ahnen lassen (asket.com).

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