An alle, denen es bislang ausreichte, die Brösel unterm Tisch wegzusaugen, bevor Besuch kommt: Halten Sie sich bloß fern von der Serie „With love, Meghan“, die auf Netflix zu sehen ist! Denn in den acht Folgen wird einem schmerzhaft gezeigt, was für ein lausiger Gastgeber man eigentlich ist. Den Aufenthalt ihrer Gäste hat die Herzogin von Sussex schließlich bis ins Kleinste durchdacht. Ins Gästebad stellt sie selbstgemachtes Badesalz (Trick: getrocknete Blüten in einen Teebeutel, damit man die Reste nicht aus der Wanne fischen muss), sie backt Kekse für den Hund einer Freundin und reicht nach einer Wanderung gekühlte, mit Lavendelöl getränkte Handtücher zur Erfrischung.
Fünf Jahre ist der Auszug von Meghan und „H“, so Harrys schmerzhaft verkürzter Kosename, aus dem royalen Haushalt in London her. Jetzt darf die Schauspielerin zeigen, wie sie ihren eigenen im fernen Kalifornien schmeißt – selbst wenn es streng genommen nicht ihrer ist, denn gedreht wurde in dem Bauernhäuschen der Familie Cipolla in Montecito, mit einem Garten, dem man deutlich ansieht, dass das Produktionsteam eilig erntereifes Gemüse in die Beete gesteckt hat, damit Meghan sich das Körbchen vollstopfen kann. Die Welt der Herzogin ist wie ein Abstecher ins Disneyland für Hedonisten: mit Bergen frischer Zitronen, übervollen Blumenbouqets, perfekt gebügelten Blusen.

„With Love, Meghan“ auf Netflix:Jetzt wird es skurril
Die Herzogin von Sussex erfindet sich neu – diesmal als perfekte Hausfrau, mit Kleintierzoo und zu viel Zeit. Warum die Serie „With Love, Meghan“ ihr eher keinen Gefallen tut.
Die Serie soll eine Art TV-Kochshow sein, auch wenn Informationen zu Mengen- und Zeitangaben recht vage ausfallen, was denjenigen, die solche Sendungen in der Regel ansehen, nicht weiter auffallen dürfte. Dass auch die Kochkünste der Hauptdarstellerin überschaubar sind, zeigt sich nicht nur beim Gemüseschnippeln, sondern auch anhand der Auswahl der Rezepte.
Mal haut Meghan ein Eier-Milch-Gemisch samt Gemüse in den Ofen (Frittata), mal bringt sie einer Freundin bei, wie man aus Mehl, Hefe, Wasser, Öl und etwas Salz eine Focaccia bäckt oder eine Vinaigrette zubereitet („Olivenöl erst am Schluss!“). Wirklich kochen können muss man dafür nicht, was den perfekt arrangierten Freundinnen jedoch nicht weiter auffällt. Sie staunen artig, als die Herzogin ihnen zeigt, wie man einen Wolfsbarsch unter einer Salzkruste begräbt. Nur gut, dass Meghan beim Pfannkuchenbacken allein in der Küche steht, denn das mit dem Wenden muss sie noch üben. So bekommen wir es schließlich selbst hin.
Fluch und Segen des Fernsehkochens: Die fertigen Gerichte lassen sich niemals verkosten. Doch der Geschmack spielt bei Meghan ohnehin eine untergeordnete Rolle, schön muss es aussehen! Ist der Hummus selbstgemacht? Egal, viel wichtiger ist, ob das Gemüse nach Regenbogenfarben angeordnet wurde.
Das Wort „Crudités“, zu Deutsch Rohkostplatte, taucht in der Serie mindestens so häufig auf wie der im Körbchen schlafende Familienhund Guy. Auch die hausgemachte Marmelade, Pardon: „preserve“, also Fruchtaufstrich mit weniger Zucker, das ist ihr wichtig, spielt eine entscheidende Rolle. Die verkochten Himbeeren versteckt Meghan fürs große Wow unter Joghurt oder Eiscreme. Die weiße Bluse muss sich beim Kochen aber niemand verkleckern, denn ihre Aufstriche verkauft sie in Kürze im eigenen Webshop. Dort wird es neben Honig, Hibiskus-Tee und getrocknete Blütenblättern auch fertigen Pfannkuchenteig-Mix geben.
„None of us are chefs“, beruhigt Meghan ihre Freundinnen, also: Entspannt euch, keine von uns kann kochen. Wie recht sie doch hat.