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Männermode in London:Mit dem Kopf durch die Wand

In der britischen Metropole stand in den vergangenen drei Tagen die Männermode im Mittelpunkt: Bei den "London Collections" zeigen Designer, worauf sich der Herr in der kommenden Winter-Saison freuen darf - und gefasst machen kann.

In der britischen Metropole stand in den vergangenen drei Tagen die Männermode im Mittelpunkt: Bei der "London Collections: MEN" zeigen Designer, worauf sich der Herr in der kommenden Herbst/Winter-Saison freuen darf - und gefasst machen kann. Auch wenn es im ersten Moment nicht so wirkt: Die Designer der zweiten "London Collections: MEN" haben den vollen Durchblick.

Die Devise der nächsten Herbst-/Winter-Kollektion aus dem Hause Sibling: Zieht Euch warm an! Dieser Entwurf ist vor allem für Männer gedacht, die mit dem Kopf durch die Wand wollen.

Das Label bestrickt im wahrsten Sinne des Wortes mit grobmaschigen Kreationen - und widerlegt dabei gleich drei Modeklischees auf einmal: Echte Männer tragen weder Rosa noch Selbstgestricktes und schon gar keine Fäustlinge. Tja, offenbar doch.

Richtig schön warm kann es dem Herrn auch werden, wenn er sein wahres Gesicht nicht zeigen möchte: Ein Model bei der Alexander McQueen-Show trägt eine durchsichtige Maske zum nadelgestreiften Dreiteiler.

Ebenso adrett, jedoch weitaus unkonventioneller kommen diese edlen McQueen-Anzüge daher, zu denen Chefdesignerin Sarah Burton sich von gotischen Kirchenfenstern inspirieren ließ.

Dass Stones-Gitarrist Ron Wood bei den Schauen so heiter wirkt, dürfte nicht nur der Anwesenheit seiner jugendlichen Gattin Humphrey zuzuschreiben sein: Die Londoner Designer ...

... bringen Herren seiner Altersgruppe in der nächsten Wintersaison nämlich ganz groß raus: endlich mal Seniorenmode mit Pfiff für trendbewusste Rentner! Es gibt also doch noch Alternativen zum beige-grauen Popeline-Chic.

Bei Kreationen wie diesen scheint Jugend sogar ein Nachteil zu sein - es sei denn, man gehört der Rapperszene an und trägt gern Schlafanzug in Bling-Bling-Optik.

Die größte Bürde aber trägt des Menschen bester Freund: Gramgebeugt schleppt sich ein Beagle unter der Last seiner Steppweste über den Laufsteg. Selbst das lustige Beinkleid seines Herrchens scheint ihn nicht aufheitern zu können.

In einem Outfit von Richard Nicoll hätten die Männer von der Müllabfuhr sicher mehr Spaß an ihrem Job.

Aber auch für Schornsteinfeger, Dunkelmänner und Schwarzhändler war etwas dabei.

Die Dragqueen im Manne - oder umgekehrt: James Long kleidet den Herrn in weiches Lackleder und flauschigen Cordsamt. Das grelle Motiv im Zentrum geht in Opposition zum rustikalen Material.

Vivienne Westwood bewies ein Herz für Piraten - allerdings nicht ohne einen Anflug von Ironie: Der Pepitaprint verleiht dem Träger in etwa die Gefährlichkeit eines Kissenbezuges mit "Captain Sharky"-Motiv.

Die Punklady kann aber auch richtig sarkastisch werden: Zum Defilée erscheint Westwood in einem T-Shirt mit der Botschaft "Ich bin Julian Assange".

Fazit: lieber unbequem als vernagelt. Da erhält die Idee mit dem Brett vor dem Kopf gleich eine ganz andere Bedeutung.

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