Ladies & Gentlemen:Stars und Streifen

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(Foto: Cassy Athena)

Die Adidasierung weiter Teile der Modewelt schreitet in diesen Tagen weiter voran. Schönstes Beispiel: Der Auftritt von Madonna und Sohn David in ihren Fake-Sportlooks.

Von Max Scharnigg und Julia Werner

Mama Madonna in Balenciaga ...

Früher war man entweder Adidas oder Nike, und das war eine Lebenseinstellung. Heute müssen beide Sportgiganten auf ihren Coolness-Faktor schwer aufpassen, weil bekanntlich allen alles egal ist. Das Influencertum hat das Konzept der Zugehörigkeit gecancelt, Leute springen heute in Sekundenschnelle von Armani in Versace und gehen dann im Metallica-T-Shirt zu Harry Styles. Kollaborationen sind deshalb das Gebot der Stunde und zwar in möglichst vielen verschiedenen Stilrichtungen. Erst war da die Liaison von Adidas mit Prada, jetzt werden, sogar zeitgleich, Design-Verbindungen mit Balenciaga und Gucci präsentiert. Und siehe da, der Lacher von vor ein paar Wochen über den Gucci-Adidas-gebrandeten Regenschirm für 1500 Euro, der sich als nicht wasserdicht herausstellte, kann dem Funktionstextilhersteller aus Herzogenaurach jetzt schnuppe sein: Madonna und Sohn schlugen bei einem Boxkampf in Brooklyn beide in Collab-Looks auf, sie in Balenciaga. So viel Brand-Power ist marketingwerttechnisch gar nicht zu beziffern, die Botschaft lautet: Die totale Adidasierung ist hiermit vollzogen, nimm das, Nike! Fast erinnert das Adidas-Gebaren ein bisschen an die aggressive Disney-Politik der letzten Jahre, Bambi und Co. per Givenchy und H&M wirklich allen Gesellschaftsschichten in die Hirne zu prügeln. Ist der Adidas-Streifen jetzt also die neue Micky Maus? Nein, so viel Macht hat Mode an sich ja längst nicht mehr - wohl aber Madonna, die selbst Ikone ist. Und mit dem unförmigen Ding einfach nur sagt: Been there, done that. Ob sie will oder nicht.

... und Sohn David in Gucci

Es ist vielleicht die aufregendste Gefühlskombi der Welt, 16 Jahre alt und der Sohn von Madonna zu sein. Nicht nur das, David Banda ist, wie Madonna in einem Interview einmal sagte, sogar ihr Lieblingssohn und habe am meisten von ihrer DNA abbekommen. Das ist sehr erfreulich, zumal es sich um ein Adoptivkind handelt, da sind solche gemeinsamen Erbanlagen ja besonders selten. David liefert den Beweis aber seit einiger Zeit unmissverständlich und zeigt sich progressiv gekleidet und mit selbstbewusstem Charme bei diversen Anlässen. Als Teenage-Boy zu einem Boxkampf ein rotes Gucci-Kleid anzuziehen wirkt als Idee trotzdem vielleicht erst mal seltsam. Doch siehe, einmal in die Tat umgesetzt, ist die Sache gar nicht so exotisch, wie es klingt. Das liegt zum einen an der relativ unwiderstehlichen Kombination von Gucci und Adidas. Rein stilistisch muss man ja zugeben, dass Gucci der viel passendere Name unter dem Adidas-Logo wäre, er umfließt das Dreiblatt so schön lautmalerisch während das Akronym "adidas" ja immer eher sperrig drunter steht. Gleichzeitig tut so eine schlichte Sport-Ästhetik den galoppierenden Gucci-Phantasmen auch mal wieder ganz gut. Dass der Auftritt zudem eine modenostalgische Komponente hatte, weil Madonna vor knapp 30 Jahren bei der Filmpremiere von "Schlaflos in Seattle" in einem ganz ähnlichen roten Adidas-Kleid erschien, ist ein Sahnehäubchen, das jede perfekte Inszenierung braucht. Mama Madonna hat also vermutlich ganz recht: David Banda wird uns in den nächsten Jahren gut unterhalten und zumindest in dieser Hinsicht das Familienunternehmen fortführen.

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