Ladies & Gentlemen:Im Aufwind

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(Foto: Frazer Harrison/Getty Images, Mike Blake/Reuters)

Die Verleihung der Emmy Awards brachte viele erwartbare Gewinner und die Erkenntnis, dass das aufregendste Modedesign derzeit von Loewe kommt. Aber das war ja auch irgendwie schon vorher klar.

Von Julia Werner, Max Scharnigg

Für sie: Was Neues!

Kein Kleidungsstück ist weniger mit der Zeit gegangen als die Abendrobe. Seit Jahrzehnten sieht sie, mit sich wiederholenden Variationen, gleich aus. Eng und schmal, mit weitem, ausladendem Rock, mal schlicht und manchmal glitzernd, fließend oder aus Taft – egal für welches Modell sich Hollywood-Stars entscheiden, sie sehen am Ende immer aus wie steife Statuen, die man in eine Ecke im Wohnzimmer stellen, aber im echten Leben sonst zu nichts gebrauchen kann. So manche entscheidet sich wegen Roben-Bore-out also immer öfter für einen Hosenanzug, was aber auch längst nicht mehr bahnbrechend ist. Rote-Teppich-Beobachtung ist also völlig egal geworden, auch wenn die einschlägigen Clickbaiter immer noch so tun, als gäbe es da in Sachen Stil noch irgendwas zu besprechen.

(Foto: Frazer Harrison/Getty Images)

Die immer toll angezogene Schauspielerin Greta Lee, bekannt aus der Apple-TV-Serie „The Morning Show“, war deswegen vorige Woche auf dem roten Teppich der Emmy Awards Balsam für die modeausgehungerten Seelen. Dieses Kleid, das aussieht wie eine kunstvoll drapierte Spitzengardine, ist von Loewe, erdacht also von dem britischen Designer J. W. Anderson, der zurzeit einzigen kreativen Spitzenkraft in der Mode, die es noch für erstrebenswert hält, mal was Neues zu machen. Der Kragen, der ein wenig an eine Halskrause erinnert, die Silhouette, die sich nicht um Kurven legt, sondern weit schwingt wie ein Strandkleid: Das alles ist die Antithese zu der ewig sich wiederholenden Fleischbeschau, und trotzdem superfestlich. So sieht die Weiblichkeit der Zukunft aus. 

(Foto: Mike Blake/Reuters)

Für ihn: Drama, Baby!

In der Sterneküche serviert man gerne moderne Variationen eines klassischen Rezepts, das gleiche Prinzip gibt es aber auch in der Mode. Als Co-Moderator bei der diesjährigen Emmy-Vergabe hatte sich der kanadische Schauspieler Dan Levy mit seinem Stylisten Harry Lambert insgesamt fünf zeitgemäße Variationen eines Smokings ausgedacht und im Laufe des Abends präsentiert. Die aufregendste Version zeigte Levy dabei gleich zur Ankunft auf dem roten Teppich: Statt klassischem Hemd und White Tie trug er ein knopfloses weißes Seidenshirt und anstelle eines Kragens einen dramatisch auftoupierten und irgendwie sahnesteif wirkenden Seidenschal. Es sah aus, als würde der Schal von einer eleganten, einzelnen Windböe erfasst. Es war ein wirkliches Kunststück: Einen dramatischen Auftritt hinlegen, ohne dabei besonders exaltiert zu wirken. Die Komponenten für diese skulpturalen Smoking-Look lieferte die Marke Loewe, das Talent, derlei gleichzeitig mit Humor und sanfter Grandezza zu präsentieren, lieferte Dan Levy, denn das hätte nicht bei jedem Prominenten so gut ausgesehen. Und auch wenn dieser spezielle Look kaum in zukünftiger Smoking-Mode Einzug halten dürfte, das Prinzip dahinter ist durchaus allgemeingültig: Eine kleine inszenierte Unordnung in einem sonst tadellosen Gesamtoutfit unterstreicht immer die männliche Wirkung. So wie hier: Es wirkt ja nicht, als würde Levy vor ein paar Fotografen stehen, sondern vor einem Hubschrauber, bei dem gerade noch die Rotorblätter ausdrehen. Und das ist eine Situation, die jedem Mann gut steht.

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