Süddeutsche Zeitung

Haben und Sein:Neue Perspektiven

Die Levi's 501 als Kreislaufmodell, Sportswear von Prada und Adidas und ein Blick in Islands extreme Eiswelten: Geschenktipps für den Januar

Von Anne Goebel, Jan Kedves, Tanja Rest, Julia Rothhaas und Silke Wichert

Ein Mann, dessen weißer Bart vor dem tosenden Meer im Wind weht. Arbeiter, die ihre Pferde über einen Schneeberg treiben. Ein Husky, der seine Schnauze in die eisige Luft hält. Es ist eine unwirtliche, fast unwirkliche, in jedem Fall aber weitgehend unbekannte Welt im Norden dieser Erde, die der Fotograf Ragnar Axelsson seit über 40 Jahren mit seiner Kamera in eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Fotografien festhält. Der 63-Jährige Isländer, auch bekannt als RAX, zeigt Menschen, Tiere, Landschaften in seiner Heimat, aber auch in Grönland und Sibirien, also am Rande des Bewohnbaren, wie er selbst sagt. Dabei entstehen nicht nur eindrückliche Porträts von und zwischen Zwei- und Vierbeinern in den extremen Landschaften. Axelssons Fotografien sind auch Dokumente der Klimakrise, die diese Regionen besonders gravierend und deutlich verändert hat. Das Schwarz-Weiß der Bilder, für die er bereits vielfach international ausgezeichnet wurde, unterstreicht dabei das Leben in diesen kargen Weiten. Seine Werke können noch bis zum 13. März im Kunstfoyer der Versicherungskammer Kulturstiftung in München besehen werden. Für daheim gibt es nun auch den dazu passenden Bildband; der Kehrer Verlag hat bereits das zweite Buch von Ragnar Axelsson herausgebracht, eine Art Kompilation seines Lebenswerks: "Where the World is Melting" versammelt zum einen die Serien des Künstlers "Faces of the North" (Gesichter des Nordens), "Glacier" (Gletscher) und "Last Days of the Arctic" (Letzte Tage der Arktis), zudem sind bisher unveröffentlichte Fotografien zu bestaunen ("Where the World is Melting", 224 Seiten, 49,90 Euro, kehrerverlag.com).

Ein luxuriöses Seidentuch, das mit diebischem Humor gestaltet wurde: ja bitte. Der amerikanische Comic-Schöpfer Daniel Clowes, bekannt für seine "Eightball"-Serie und die Graphic Novel "Ghost World", hat für die aktuelle Hermès-Winterkollektion ein Tuch voller absurder Polizeifotos entworfen. In die Gaunergalerie reihen sich, gezeichnet in Clowes' typischem Fünfzigerjahre Retro-Stil, Chewbacca aus "Star Wars" neben Königin Marie-Antoinette, Fantômas und Lady Liberty ein. Hermes, der Gott mit dem geflügelten Helm, ist auch dabei. Was die Berühmtheiten im Einzelnen ausgefressen haben, bleibt unklar. Fest steht nur, dass dieses Tuch einen auf Ideen bringt: Könnte man sich damit etwa vermummen, eine Bank überfallen oder, wenn das zu ernst und gefährlich ist, irgendetwas ein bisschen Verbotenes tun? Zum Beispiel die Augen ausschneiden und durchgucken? (540 Euro, hermes.com).

In der Levi's Werbung wurden die 501 früher in den Kühlschrank oder (samt Träger) in die Badewanne gelegt. Heute wäre wahrscheinlich ein Schredder der richtige Sehnsuchtsort fürs Image. Denn bei Jeans dreht sich in den letzten Jahren alles um Nachhaltigkeit: weniger Wasserverbrauch, weniger Chemie, Bio-Baumwolle - und natürlich Recycling. Da haperte es allerdings oft an der Qualität des wiedergewonnenen Denims oder den synthetischen Nähten. Mittlerweile haben Unternehmen wie Mud Jeans oder HNST Wege gefunden, zirkuläre Modelle auf den Markt zu bringen, und seit 2022 gibt es nun auch die erste Circular Levi's 501. Der Stoff wurde in Zusammenarbeit mit dem schwedischen Unternehmen Renewcell entwickelt und besteht aus "Circulose", einer nachhaltig hergestellten Viskose mit recyceltem Denim und Bio-Baumwolle. Auch sämtliche andere Komponenten wie Polyester-Taschen, Fäden, Label wurden durch Baumwoll-Alternativen ersetzt. Damit besteht der Klassiker jetzt nicht nur aus nachhaltigen Materialien; alles kann auch immer wieder verwertet werden, Kreislaufwirtschaft halt. Allerdings gilt das noch nicht für alle 501, sondern erst einmal nur für die, die mit dem speziellen Signet - "R" mit Pfeilen drumherum - gekennzeichnet sind (ab 99 Euro, levi.com).

Ach, irgendwie freut einen das jetzt für Cher. 75 Jahre ist sie inzwischen alt (was man natürlich niemals vermuten würde, wenn man die Kampagnenbilder sieht) und hat sich in so viele enge, schrecklich unbequeme Outfits reingepresst - da kann man sich auch mal locker machen. Ein Korbsessel für die Göttliche also, Walle-Strick, Türkisschmuck und: Ugg Boots. So lässt es sich leben im unwirtlichen Santa Barbara! Die kalifornische Veloursstiefelfirma startet mit der "Feel"-Kampagne ins neue Jahr und inszeniert Stars mit Flausche-Klumpfuß (Classic Mini, 170 Euro, Coquette, 120 Euro). Überliefertes Cher-Zitat vom Shooting: "Ich bin mein Leben lang entweder gehasst oder geliebt worden; und klar, man will geliebt werden, aber am Ende des Tages denkt man f*ck it." Recht hat sie (ugg.com).

Prada baut seine Verwendung von recyceltem Kunststoff aus, das Material hat bei der italienischen Luxusmarke natürlich einen schickeren Namen: Re-Nylon. In Fortsetzung der Kooperation mit Adidas gibt es eine kleine Linie aus Sneakers, Taschen sowie Hoodies oder Mänteln, die aus dem Synthetikgewebe, teils in Kombination mit Leder, bestehen. Besonders begehrt dürfte der Turnschuh "Originals Forum" sein, ein Klassiker der fränkischen Sportartikelfirma und in der Prada-Variante ergänzt um Minitäschchen, die per Druckknopf seitlich oder auf der Zunge angebracht werden - wofür auch immer. Viel mehr als ein Chip für den Einkaufswagen im Supermarkt lässt sich darin nicht unterbringen. Egal, das Modell wird todsicher ein Sammlerstück. Zu haben in flacher oder knöchelhoher Ausführung, sämtliche Teile der Kollektion gibt es in Schwarz oder Weiß ("Adidas for Prada", über adidas.de und prada.com).

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5506671
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/goeb
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.